Gedanken-Kopfstand bei der Kurtax-Kontrolle
Die Zahlung der Kurtaxe muss wieder stärker kontrolliert werden. Ulrich Ludwig spricht aus, was viele denken. Da der Strandvogt dem Rotstift zum Opfer fiel, kann sich der Stadtvertreter vorstellen, dass Politessen an Strand und Promenade die Tageskurkarten kontrollieren. Das würde mehr Geld für die „Tourismus-Kasse“ bringen, das dann in die Sauberkeit des Strandes investiert werden könne. Auch hier spricht Ludwig aus, was viele denken. Doch dieses Denken steht Kopf: Wäre der Strand sauber, gesiebt und geharkt, wäre die Akzeptanz für die Kurtaxe höher. Wo es von Zigarettenkippen wimmelt, Mülltonnen überquellen und der Strand einer Mondlandschaft gleicht, wo die Promenade eine kurze Sackgasse ist und 400 Meter daneben touristische Infrastruktur endet, fragt sich der Gast, wofür er bezahlen soll. Das sagt das Kommunalabgabegesetz: „Kurorte, Erholungsorte und sonstige Fremdenverkehrsgemeinden können eine Kurtaxe erheben, um ihre Kosten für die Herstellung und Unterhaltung der zu Kur- und Erholungszwecken bereit gestellten Einrichtungen und für die zu diesem Zweck durchgeführten Veranstaltungen sowie für die (…) den Kur- und Erholungsgästen eingeräumte Möglichkeit der kostenlosen Benutzung des ÖPNV zu decken.“ Fragt man, wofür die Kurtaxe eingesetzt wird, werden als Beispiele die Strand- und Ortsreinigung, Kurkonzerte und der Betrieb der Einrichtungen, z. B. Tourismuszentrale und Sanitäreinrichtungen aufgezählt. Wer in Heiligendamm Kurtaxe zahlt, muss zum Kurkonzert sechs Kilometer fahren und findet vor Ort nur einen nebenbei betriebenen Infostand der Touristinformation. Die einzige Besonderheit Heiligendamms ist das Grand Hotel und ohne seinen durch dieses prominenten Ortsteil kennt kaum jemand unsere Stadt. Während man hier also Kopfstand macht und versucht, von den Gästen Geld zu nehmen, um ihnen etwas bieten zu können, macht man es ringsum richtig und bietet den Gästen etwas, um sich ihr Geld zu verdienen. Vielen Bädern ging es nämlich genauso: Die Gäste hatten alles gesehen und kamen nicht wieder. Es fehlte an Attraktionen und lockenden Besonderheiten. Also investierten die Orte entlang der Ostseeküste in Alleinstellungsmerkmale: Heiligenhafen in ein maritimes Zentrum mit Yachthafen rund um eine besondere Seebrücke, Grömitz in den größten gemeindebetriebenen Yachthafen und Scharbeutz in die Ostsee-Therme und einen Kurpark. Andere gestalteten ihre Uferkanten oder Seebrücken neu. Mal wurden sie verlängert, mal mit Attraktionen auf dem Brückenkopf ergänzt und mal völlig neu geplant. Travemünde und Kühlungsborn haben Seebrücken-Konzepte, die dem „Brighton Pier“ ähneln – wer wird erster? Und wer verliert im Konkurrenzkampf der Ostseebäder?