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Gedanken zum Totensonntag.

Was wissen Sie eigentlich über den Totensonntag? Jedes Jahr zieht dieser Tag die Menschen an die letzten Ruhestätten ihrer Familienmitglieder, Freunde und Bekannten. Neben dem Gedenken an die Verstorbenen sind ganz praktische Gründe hinzu gekommen: Das Entfernen des letzten Herbstlaubes und Vorbereiten der Grabstätte für den Winter zum Beispiel. Aber warum ist dieser Tag ein Feiertag? Eigentlich weiß man das gar nicht so genau. König Friedrich Willhelm III. von Preußen hat ihn 1816 für die evangelische Kirche in den preußischen Gebieten eingeführt und die anderen evangelischen Landeskirchen haben ihn übernommen. Ist der Zweck des Feiertages klar bestimmt (Allgemeines Kirchenfest zur Erinnerung an die Verstorbenen), ist man sich über den Grund nicht im Klaren. Wollte der König den Gefallenen der Befreiungskriege gedenken oder fehlte einfach im evangelischen Kirchenjahr ein Tag für das Totengedenken? Oder veranlasste gar der Schmerz um den Verlust der 1810 verstorbenen Königin Luise den Preußenkönig zu dieser Verordnung? Das wäre der schönste Grund, warum ein König einen Feiertag erlassen könnte und es wäre zugleich der treffendste Grund für einen Gedenktag für die Verstorbenen. Wir können doch den schmerzlichen Verlust geliebter Menschen nur zu gut nachvollziehen, wenn wir an ihren Gräbern stehen und uns an den Tag erinnern, an dem dieser Mensch für immer von uns ging. Geblieben ist ein Stein, der sagen soll „Ich war hier“. Und geblieben sind viele schöne Erinnerungen an gemeinsame Freunde, gemeinsame Sehnsüchte und Wünsche. Geblieben ist auch ein wohl nie enden wollender Schmerz um den Verlust des lieben Menschen und die leise Angst davor, selbst eines Tages gehen zu müssen. Ist Ihnen zum Feiern zu Mute, wenn Sie daran denken? Mir auch nicht. Dennoch ist der Totensonntag ein Feiertag. Für die einen, weil sie an die Erlösung und Wiederauferstehung glauben und für die anderen, weil sie ihr eigenes Leben feiern. Ihre Gesundheit, ihr Wohlergehen. Und auch ihre gemeinsamen Erinnerungen und ihren Dank dafür, dass ein Mensch ihr Leben gestreift hat, der ihnen diese Erinnerungen bescherte. So, wie die einen den Tag zum Gedenken nutzen und die anderen zur Wintervorbereitung, so kann auch die Feierlichkeit dieses Tages verschieden begangen werden. Zum Beispiel können wir uns vornehmen, endlich das zu tun, was wir immer schon tun wollten. Wir können endlich Unerledigtes erledigen. Endlich Ungesagtes aussprechen. Endlich Unverzeihliches verzeihen. Endlich Ungeliebtes lieben. Wir können dem Feiertag eine Bedeutung geben, sodass es ganz egal ist, welche Bedeutung er ursprünglich hatte. Vielleicht ist es das, was Friedrich Willhelm III. wollte?

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