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Wie Legenden wiederauferstehen

Gerade halte ich „Die Muschelsammlerin“ in den Händen – ein Roman, der in Heiligendamm spielt. Da fällt es mir doch auf, dass dies schon der zweite Roman ist, den ich kenne und der in Heiligendamm spielt. Dazu habe ich noch von TV-Filmen, Dokus und einer Kinoproduktion gehört. Heiligendamm ist gefragt als Stoff, aus dem Geschichten geschrieben werden. Es fällt immer wieder der Begriff „Legende“. Für uns Bad Doberaner gehört das weiße Ensemble fast schon zum Alltag. Das Grand Hotel mit seinen fünf historischen Bauwerken erstrahlt in alter Pracht und auch die Cottages „Krone“ und „Marie“ haben zu altem Glanz zurück gefunden. Nicht zu vergessen sind die beiden ältesten Häuser der „Perlenkette“ und das „Hopfgartensche Haus“ (besser bekannt als „Golfhaus“) und natürlich der Molli-Bahnhof. Das ECH-Bürohaus steht schon fast zwei Jahrhunderte und auch zwei sanierte Ferienhäuser in der Gartenstraße und mehrere Häuser in der Kühlungsborner Straße haben historischen Charakter. Die Villa „Perle“ mit dem Anbau „Großfürstin Marie“ steht kurz davor, wieder weiß zu erstrahlen und für weitere Villen laufen die Planungen. Es hat sich viel getan in Heiligendamm. Aber ist damit die Legende wiederauferstanden? Man kann aus Marmor, edlen Stoffen und Hölzern, cremeweißer Farbe, blauem Jasper und teurem Blattgold die Welt der Erbauer und Gründer des Seebades nachbauen, mit detailverliebter Originaltreue alles exakt wieder so aussehen lassen, wie es war und mit Sonderanfertigungen den Flair von vor 200 Jahren wiederherstellen. Man kann den Gästen jede erdenkliche sportliche, kulturelle und erholsame Möglichkeit bieten – sei es durch eigene Angebote oder durch Kooperationen. Ein bedeutender Teil Heiligendamms sieht Dank dieser erfolgreichen Maßnahmen wieder so aus und ist auch wieder so erlebnisreich, wie vor 200 Jahren. Dieses Plus wissen Heiligendammer Gastgeber zu schätzen, wenn sie in ihren Prospekten mit SPA, Reiten und Gourmetrestaurants werben, die heute wie damals jeder besuchen kann. Doch ist das schon die Wiederauferstehung der Legende? War Heiligendamm nicht das erste deutsche Seebad – eine Richtgröße? Und war dieses erste deutsche Seebad nicht der Stolz der Doberaner – ja sogar der Rostocker, von wo Professoren das Bad studierten und lobten? Die komprimierte Mischung aus Luxus-Hotel, herzoglichen Cottages, Ferienvillen und einfachen Pensionen und ein Freizeitangebot, das seines Gleichen suchte, waren das Erfolgsrezept Heiligendamms. Mut und Geschäftstüchtigkeit ließen Heiligendamm wachsen und gedeihen. Die Weiße Stadt war Vorzeigeobjekt und weite beschwerliche Reisen waren es Wert, wenigstens einmal hier gewesen zu sein. Baden und Flanieren, Speisen und Vergnügen – Sehen und gesehen werden – das war der Stoff, aus dem die Legende gesponnen wurde. Eben diesen Faden gilt es wieder aufzunehmen, wenn die Löcher der jüngsten Vergangenheit gestopft werden sollen. Es braucht Koordination und Teamarbeit, um Heiligendamm auf dem eingeschlagenen Weg zu halten und es braucht Toleranz, Stolz und Hingabe, um diesen Prozess zu beschleunigen. Nur wenn die Gäste merken, dass sie hier bei uns willkommen sind und dass wir sie und ihre (nicht zuletzt geldwerte) Anwesenheit schätzen, kommen sie wieder und erzählen anderen die Geschichte von der Wiederauferstehung der Legende.

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