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Genau hingesehen: Bad Doberaner Gäste-Statistik

Als eine der ersten hat die Touristinformation Bad Doberan – Heiligendamm die Gäste-Statistik 2014 veröffentlicht. Sie freut sich über einen Rekord und bezeichnet 2014 als das beste touristische Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Auch mit wenig Geld wurde viel gemacht und es gab jede Menge Veranstaltungen. Dass die 1 Mio. Menschen anlockten, ist ein Grund zur Freude.

Einen Grund zum Ausruhen gibt es aber nicht, denn wenn man die Statistik genauer studiert, fällt einiges auf: Es wurden 65.221 Gästeankünfte mit 337.101 Übernachtungen erfasst. Gegenüber 2013 mit 62.482 Ankünften und 324.489 Übernachtungen ist das eine Steigerung. Allerdings sind in beiden Ergebnissen die beiden Kurkliniken eingerechnet und die fallen richtig ins Gewicht:

In den 230 Betten des Moorbades schliefen im Vorjahr 4.054 Patienten insgesamt 79.488 Pflegetage lang und in den 255 Betten der Median-Klinik 3.324 Patienten insgesamt 93.757 Pflegetage. Wenn man diese fast immer voll ausgelasteten Einrichtungen abzieht, kommt man auf 55.104 Gäste und 163.856 Übernachtungen und nicht mehr auf 48% Auslastung und 5,2 Tage Verweildauer. Die Kliniken machen etwas mehr als die Hälfte der Übernachtungen aus.

Trotzdem braucht es nicht mehr Kurkliniken, denn die Kassen gewähren immer weniger Kuren. Was es braucht, zeigt ein Blick nach Heiligendamm: Das Grand Hotel mit seinen 444 Betten in 222 Zimmern meldete 23.373 Gästeankünfte und 61.690 Übernachtungen. Das sind – Kurkliniken außen vor gelassen – über 42% der Gästeankünfte und über 37% der Übernachtungen. Aber auch das Luxushotel kämpft mit einer schwachen Nebensaison, darum müsste es 9 Mio. Euro in die Erweiterung des SPA-Bereiches investieren.

Nur an etwa 100 Tagen ist in Bad Doberan die angegebene Auslastung von 48% und Verweildauer von 5,2 Tagen erreichbar, in der Mehrzahl der Tage des Jahres zieht es deutlich weniger Gäste bedeutend kürzer hier her oder genauer gesagt, ans Meer.

Schon 2013 zählte Heiligendamm 300.000 Tagesgäste und lag mit den Übernachtungen 11.945 Nächte vor Bad Doberan, obwohl es 5.248 weniger Ankünfte zählte. Die Gäste kommen also wegen der Ostsee und das vornehmlich dann, wenn sie darin baden können.

Mehr Gäste im Sommer kann der Ort nicht fassen, also müsste der Ostseeurlaub wetterfest gemacht werden und wer das als erstes macht, hätte am schnellsten auch in der Nebensaison Zuwächse. Das Grand Hotel macht es vor, aber begreift man das auch in den Rathäusern?

Geld für eine Stärkung der Nebensaison in der ganzen Stadt wäre da: Bad Doberan hatte in 2014 fast nur durch die Änderung der Kurtaxsatzung 4% mehr Kurtaxeinnahmen, nämlich insgesamt 369.263 Euro. Statt nach Gießkannenprinzip, könnte man es gezielt in saisonverlängernde Maßnahmen investieren. Wenn man ein Ziel hätte.

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