Studenten der Jade-Hochschule nehmen Bad Doberans Tourismus ins Visier
Sie sind die Kurort- und Tourismusmanager von morgen und Bad Doberan – Heiligendamm ist in diesem Jahr ihr Projekt. 31 Studentinnen und Studenten der Jade-Hochschule Wilhelmshaven um Prof. Dr. Enno Schmoll besuchten am 19./20. März die Stadt und schauten ganz genau hin: Wie können Bad Doberan und Heiligendamm unter den aktuellen Gegebenheiten besser als Einheit vermarktet werden, sowohl an die Gäste, als auch an die Einheimischen? Ist die Tourismus-Information richtig strukturiert, der Standort gut gewählt, stimmen Öffnungszeiten und Service?
Diese beiden Aufgaben sind in zwei Gruppen zu erfüllen. Professor Schmoll sucht jedes Jahr einen anderen Ort für die praktische Umsetzung der im Studienfach „Destination-Management“ erworbenen Theorie. Auf Bad Doberan fiel die Wahl durch einen Bekannten, der wiederum über einen Bekannten Kontakt zum Stadtvertreter Jochen Arenz herstellte, der wiederum den Wirtschaftsausschuss begeistern konnte. Eingeladen durch die Touristinformation, begrüßt durch den Bürgermeister und eingeleitet durch den Professor erfolgte eine Bestandsaufnahme durch Tourismuschefin Kerstin Morgenroth. Im Auftrag der Verwaltung kamen alle Probleme schonungslos auf den Tisch.
Schmoll unterstrich die Notwendigkeit und verglich es mit einer Diagnose beim Arzt. Außer den roten „P“s von Seiten der Touristinfo flossen auch die Anregungen der Gäste ein. Eingeladen waren die touristischen Leistungsträger und Stadtvertreter. Die meisten Plätze blieben leer: Drei Stadtvertreter, vier Stadtführer und eine Hand voll Touristiker waren anwesend, darunter das Grand Hotel und die Kliniken. Trotzdem kam viel für die Studenten aus den Reihen. Sie möchten sich die Beschilderung genauer ansehen, den Standort der Touristinfo, Öffnungszeiten, Werbematerialien und Schaukästen, aber auch prüfen, ob eine Trennung von Touristinfo und Verwaltung Sinn macht. Brennende Fragen wurden mitgegeben.
Schmoll spornte seine Schützlinge an und ermutigte sie, Tillmann Hahn beruhigte: „Niemand erwartet, dass Sie die Probleme unserer Stadt lösen.“ Oft fiel das Wort „ergebnisoffen“ und das selbst bei bisher indiskutablen Themen. Man sei gespannt auf die Ideen der jungen Leute und einige versicherten bei der Aufteilung für die Hausführung, schon welche zu haben. Vorgestellt werden sie Anfang Juni in der Jade-Hochschule. Die Noten entscheiden dann, wer Bachelor für Tourismuswirtschaft wird. So nützt das Projekt beiden Seiten.
Bekannte Probleme
– Touristinformation ist nur eine Stabsstelle des Bürgermeisters
– Kurtaxe fließt komplett in die Stadtkasse und wird dann für den Tourismus verteilt
– Touristinfo und 5 nachgeordnete Einrichtungen gehören zu freiwilligen Ausgaben
– dringende eingereichte Planungen müssen bei angeordneten Einsparungen schon vor Haushaltseinreichung gestrichen und können dadurch nicht umgesetzt werden
– Mittel für das lfd. Jahr stehen oft erst Monate nach Jahresanfang zur Verfügung:
In fast 50% aller Tage hat die Touristinfo kein Geld;
Marketing ist immer auf ein Jahr ausgelegt und trägt zu spät begonnen keine Früchte
– Mitarbeiterzahl der TI und 5 Einrichtungen ist seit 2012 von 11 auf 8,25 gesunken
– Mitarbeiter übernehmen andere Aufgaben (Steuererklärungen, Pressegespräche…)
– Anzahl der Arbeitsprozesse hat sich (u. a. durch DoppiK) auf 1600 p. A. verdreifacht
– Standort der Touristinfo ist nicht mehr da, wo die meisten Gäste ankommen
– Räume der Touristinfo waren nie für diese konzipiert, dadurch ist sie für professionelle Arbeit und attraktive Außendarstellung kaum geeignet
Was an der Finanzausstattung scheitert:
– Planung und Umsetzung eines Corporate Identity für Bad Doberan – Heiligendamm
– Überarbeitung des Buchungssystems und der Internetpräsenz und ihre Betreuung
– Präsentation Bad Doberans bei mehr als den drei „fixen“ Messeterminen
– Schulungen der Mitarbeiter
Weiterhin sind von der Touristinfo und den touristischen Leistungsträgern gewünschte städtebauliche Veränderungen in der touristischen Infrastruktur (z.B. Verschönerung des Stadtbildes, Informationselemente, Wegenetz) auf Grund begrenzter Mittel derzeit nicht möglich.
(Auszug)