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Grand Hotel Heiligendamm: Das Reden nach dem Schweigen.

Das Jahr 2018 war für das Grand Hotel Heiligendamm schon etwas Besonderes. Zu Ostern brach der Hoteldirektor Thomas Perruzzo nach einer in dieser Branche schon fast ungewöhnlich langen Zeit zu neuen Ufern nach Bad Saarow auf. Ihm folgte Thilo Mühl vom Schloßgut Bad Schwansee und kaum war der großgewachsene Hoteldirektor da, gab es einen regelrechten Erdrutsch in der Luxusherberge.

Was genau geschah, bleibt im Dunkeln. Ehemalige Mitarbeiter berichten, dass es wochenlang keine Kommunikation zwischen dem neuen Management und dem alten Mitarbeiterstamm gegeben habe. Stattdessen seien die Schlüsselpositionen nach und nach ausgetauscht worden. Das wiederum lässt sich nachvollziehen: Die aktuelle Personalleiterin arbeitete bis 2017 wie Mühl im Schloßgut Groß-Schwansee. Auch fällt auf, dass einige Neue zur gleichen Zeit bei A-ROSA gearbeitet haben. Grand-Hotel-Eigentümer Paul Morzynski sagte später gegenüber der offenbar durchaus daran interessierten Presse, dass so ein Austausch normal sei, wenn Hoteldirektoren wechseln.

 

Dutzende offene Stellen im Grand Hotel

Inzwischen sind bei Hotelcarreer aber über 30 Stellen – und das nicht nur Saison-Jobs – im Grand Hotel zu vergeben. Eine Fluktuation in dieser Größe ist vorher nicht auszumachen. Dem Vernehmen nach handelte es sich zu einem großen Teil um Kündigungen durch Angestellte. Nachdem die Verkaufsdirektorin gekündigt und der Posten neu besetzt worden und die Führungspersönlichkeiten in ihren Kompetenzen beschnitten worden sein sollen, sollen gleich mehrere Mitarbeiter des Sales & Marketing gekündigt haben. Auch der Prokurist ging nach zwei Jahren und wurde durch Thilo Mühl ersetzt.

Nach außen wurde nichts kommuniziert und die PR-Chefin suchte alsbald auch eine neue Stelle und fand sie im Süden Deutschlands. An ihre Stelle trat ein neuer Name, aber Presseanfragen von Journalisten oder sonstige Fragen blieben ohne Reaktion. Die Pressemitteilungen für das Grand Hotel Heiligendamm kommen stattdessen von einer Agentur aus Hamburg.

 

Grand Hotel verließ Selektion Deutscher Luxushotels

Als dann im Sommer auch noch bekannt wurde, dass das Grand Hotel Heiligendamm aus der Selektion deutscher Luxushotels entlassen wurde, zogen Ratlosigkeit und Entsetzen in Heiligendamm ein. Die Hoteldirektoren der Selektion haben sich einstimmig für die „Entlassung“ des Grand Hotels entschieden und das damit begründet, dass die aktuelle Ausrichtung nicht zu den Vorgaben der Selektion passe. Mehr wollten sie dazu nicht sagen, obwohl so eine sachliche Entscheidung durchaus mit Fakten zu belegen wäre.

Eine Veränderung der Ausrichtung war damals noch nicht zu erkennen und auch nicht offen angekündigt worden. Darum konnte man 2018 zu dem Schluss kommen, dass nicht das Grand Hotel aus der Selektion geschmissen wurde, sondern die anderen den neuen Hoteldirektor nicht akzeptierten. Inzwischen – dazu später mehr – redet man im Grand Hotel über die geplanten Änderungen.

 

Gäste bekamen dicke Luft mit, Politiker waren irritiert

2018 redete niemand – noch nie zuvor habe ich derartige Funkstille im Grand Hotel erlebt und auch in der Politik machte sich deswegen Nervosität breit. Scheinbar haben auch Gäste die dicke Luft und an manchen Stellen sogar Einbrüche beim Service mitbekommen, zumindest gab es derartige Bemerkungen und Berichte bei den Führungen und es sollen von Stammgästen und Mitarbeitern auch Beschwerden direkt an den Hoteleigentümer nach Hannover gerichtet worden sein.

 

Morzynski redete über Vier-Sterne-Plus

Das Ausscheiden aus der Selektion fand in den Lokalmedien kaum Beachtung. Einzig die SVZ interviewte Paul Morzynski und berichtete von den Entwicklungen im Grand Hotel. Paul Morzynski wird am 15.07.2018 von der SVZ (Original von Joachim Mangler / dpa) so wiedergegeben:

„Das Grand Hotel liegt im Bereich der Deutschen Hotelklassifizierung von „Fünf Sterne plus“: Morzynski weiß, dass man da immer und überall perfekt sein muss.“

Wörtlich zitiert die SVZ ihn:

„Es könnte in einigen Jahren eine Überlegung wert sein, auf 4 Sterne plus zu gehen, wenn sich unser heutiges Konzept als nicht tragfähig erweisen sollte – was ich nicht hoffe.“

 

Neuer Hoteldirektor bekam schnell Stellvertreter

Wer Thilo Mühl kennen lernte, hatte über ihn entweder vornehm gar nichts oder nur wenig Positives zu berichten. Es wurde auch der Vergleich zu Martin Kolb gezogen, der Ende 2008 von FUNDUS und Kempinski als General Manager ins Grand Hotel geholt wurde und als „autoritärer Boss“ galt. Auch damals hatte es tiefgreifende Veränderungen und viele Kündigungen gegeben und damals berichtete auch die Lokalpresse darüber. Nur Monate später stieg Kempinski aus und Kolb ging. Nach ihm kam Holger König, dessen offene und familiäre Art Parallelen zu Thomas Perruzzo aufweist. Diese Art behielten auch Henning Matthiesen und schließlich Tim Hansen bei, der das Hotel durch das Insolvenzverfahren steuerte.

Insofern ist der neue Typ Boss erst mal erschreckend. Ich habe Thilo Mühl einmal beim Gästeführertreffen und dann bei der Eröffnung der Eisbahn erlebt und auffällig ist, dass er wenig und scheinbar nicht gern redet und wenn er es muss, dann hat man den Eindruck, dass er es nicht gern tut. Bei der im Vergleich zum Vorjahr glanzlosen Eisbahn-Eröffnung wurde ihm ein redegewandter Moderator zur Seite gestellt und im Hotel arbeitet seit Januar Nikolaus Benedict Grasmugg als Stellvertreter an Mühls Seite.

 

Grand Hotel hat vier Geschäftsführer

 Interessanterweise ist laut Pressemitteilung auch der Stellvertreter geschäftsführend, sodass das Grand Hotel nun statt drei gleich vier Geschäftsführer hätte: Thilo Mühl als geschäftsführender Hoteldirektor, Nikolaus Benedict Grasmugg als stellvertretender geschäftsführender Hoteldirektor, Paul Morzynskis Sohn André Morzynski als Geschäftsführer und Patrick German Weber als weiterer Geschäftsführer. Der Rostocker ist Morzynskis Vertrauter und als Geschäftsführer auch bei Arko und Eilles tätig. Bekannt wurde er bei der Sendung „Undercover Boss“. Vorher gab es eine klare Mehrheit für Morzynskis Seite. Im Impressum der Webseite des Grand Hotels taucht Grasmugg allerdings einen Monat nach Arbeitsbeginn noch immer nicht als Geschäftsführer auf.

 

Im Wahljahr braucht es gute Nachrichten

Sollte es der Plan sein, dem Grand Hotel mit Grasmugg ein sympathisches Gesicht zu geben, scheint dieser aufzugehen: Die ersten Gäste berichten von einem positiven Kontakt. Nachdem aber das Bild vom sinkenden Stern die Runde gemacht hatte und auch ich im Jahresrückblick 2018 darüber berichtete, müssen auch positive Nachrichten her.

Dieses Jahr ist Wahljahr, Morzynski hat seine angestrebten Ziele bei der Auslastung noch immer nicht erreicht, hat aber Mitarbeiterwohnungen und eine Vergrößerung des SPA-Bereiches und des ganzen Severin-Palais versprochen. Mit letzterem sollte die Trasse des 2015 offiziell aufgegebenen, aber in den Köpfen einiger Stadtvertreter oder solcher, die es werden wollen, noch immer präsenten Stichweges durch das Hotelgelände überbaut und der Stichweg ein für alle Mal unrealisierbar werden.

Solange es keine Bautätigkeiten gab, bestand immer noch die kleine Möglichkeit, irgendeine Lücke zu finden, um den Stichweg doch noch zu kriegen. Der Wahlkampf 2019 würde eine Bühne dafür bieten, denn nun könnte man sagen, der Morzynski habe seine Ziele nicht erreicht, wolle auf vier Sterne herunter gehen und dann könne man das Hotelgelände auch gleich öffnen, wie andere 4-Sterne-Hotels auch. Außerdem wolle oder könne er ja eh nicht anbauen, also könne man den Stichweg dort auch bauen, denn er würde ja keinen stören. Es sind noch viel schlimmere Szenarien von „Argumenten“ denkbar.

Ob Paul Morzynski genau zu denselben Einschätzungen gekommen ist? Ein Artikel in der OSTSEE-ZEITUNG vom 15.02.2019 lässt die Vermutung zu:

 

Morzynski und Mühl reden mit der OSTSEE-ZEITUNG

Wie der Artikel entstanden ist – ob Anja Levin um ein Interview gebeten hat oder das Grand Hotel selbst – ist nicht nachvollziehbar. Ich kenne aus der Vergangenheit beide Varianten und es gibt keinen Grund, die zweite zu verurteilen. Nach dem ersten Jahr gab es im Grand Hotel ein Pressegespräch, zu dem Paul Morzynski, sein Sohn André, der Geschäftsführer Patrick G. Weber und der Hoteldirektor Tim Hansen Journalisten einluden und den Stand der Dinge kommunizierten und Fragen beantworteten. Damals hatte sich die aus der OZ bekannte ehemalige Journalistin Dorit Wehmeyer als PR-Managerin um die Öffentlichkeitsarbeit und die Kontakte zur Presse gekümmert und mich für den Stadtanzeiger eingeladen. Den Bericht gibt es noch im Archiv.

Die OSTSEE-ZEITUNG berichtet nun, dass das Grand Hotel vom Supersommer 2018 profitierte und zwischen 55 und 60% ausgelastet war. Damit erreichte es Dank guten Wetters erstmals überhaupt die bereits 2013 angestrebte Auslastung, aber nur in der Spitze und nicht dauerhaft.

Auch 2017 wollte man 60% erreichen, schaffte aber nur 56%. Bei der Übernahme 2013 war das Grand Hotel übrigens nur zu 40% ausgelastet. Trotzdem sind für das nächste Jahr schon 70% angestrebt. Klar, dass die nicht von allein kommen und auf noch besseres Sommerwetter kann man nicht hoffen. Die 70% sind aber bei der Struktur und Größe des Hauses ein Muss – das sagt auch Thilo Mühl gegenüber der OZ.

 

Mehr Werbung und Kooperationen, jüngeres Publikum

Also soll das Angebot ausgebaut werden. Das Grand Hotel möchte mehr junge Leute ansprechen und hat daher „den Vertrieb in der Fläche verstärkt“. Im Klartext spricht der Vertrieb direkt Kooperationspartner an und hat das Grand Hotel verstärkt Werbeanzeigen geschaltet – unter anderem auch regelmäßig an den besten Werbeplätzen in der OSTSEE-ZEITUNG.

Das Grand Hotel will aber auch die Kulturschiene ausbauen, denn Gäste anlocken ist die eine, ihnen dann aber auch das zu bieten, was sie möchten und was sie vielleicht zu Stammgästen macht, die andere Sache. Bisher setzte das im 19. Jahrhundert entstandene Haus mit dem klassizistischen Herzstück natürlich auf Klassik, aber Heiligendamm war immer ein moderner Ort und so ist die Idee nicht verkehrt, Unplugged-Veranstaltungen zu etablieren. Paul Morzynski hat bekanntermaßen gute Kontakte zur Künstlerszene und er verrät der OZ, dass Gespräche mit dem Management von „Clueso“ laufen.

Das alles sind wichtige Bausteine und man kann darin durchaus eine Änderung der Ausrichtung sehen. Dass diese nun gegen die Vorgaben der Selektion Deutscher Luxushotels verstößt, bleibt schwer vorstellbar, solange diese ihre Vorgaben nicht offen nennt und nichts zu den Gründen sagen will. 

 

Mitarbeiterwohnungen stehen bis 2020.

Die richtigen Bausteine sind ohnehin die, die mit dem Lkw gebracht werden. Die Baugenehmigungen für die Mitarbeiterwohnungen liegen vor und nachdem die Fläche am südlichen Ortsrand zwischen den Wohnblöcken und den Tennisplätzen schon vor fast einem Jahr bereinigt wurde, sollen in diesem Jahr die Bauarbeiten beginnen. Im Februar 2020 sollen die Mitarbeiter des Grand Hotels und der Median-Klinik in die 84 teilweise möblierten Wohneinheiten einziehen können. Auch 100 Stellplätze sollen für die Mitarbeiter entstehen.

Bisher wohnen die nicht aus der Umgebung kommenden Mitarbeiter des Grand Hotels und der Jagdfeld-Gruppe im Prinzessin-Reuß-Palais hinter der Perlenkette, aber das Haus wurde gleich nach der Wiedervereinigung saniert und als Hotel genutzt, sodass es in die Jahre gekommen und für die Mitarbeiter nicht sehr attraktiv ist. Außerdem sollen ja auch hier irgendwann Residenzen, also Wohnungen entstehen und angesichts der großen Nachfrage könnte die Sanierung gleich nach der Fertigstellung der Villen geschehen.

Das Grand Hotel und die Median Klinik wollen in den neuen Unterkünften auch Gemeinschaftsräume, wie eine Gemeinschaftsküche, eine Lounge und Angebote, wie einen Fitnessraum zur Verfügung stellen.

Mitarbeiter nach Heiligendamm zu locken, ist gar nicht so einfach, denn es gibt keine Einkaufsmöglichkeiten und das Freizeitangebot ist auch nur sehr auf die Saison beschränkt. In Heiligendamm braucht man überdies ein Auto. Wer das nicht hat oder sich nach der Arbeit vergnügen will, geht lieber in ein städtisches Hotel.

Paul Morzynski gibt gegenüber der OZ offen zu, dass er sich die Mitarbeitersuche 2013 viel einfacher vorgestellt hatte. Aus Kühlungsborn, wo er das Upstalsboom betreibt, ist er da Besseres gewöhnt. Aber es sind 2015 auch einige Mitarbeiter von dort zum Grand Hotel gewechselt. Auch vom und zum Prinzen-Palais in Bad Doberan, das ebenfalls zur Grand Resort Heiligendamm GmbH gehört, gab es Personalwechsel. Zehn Millionen Euro wird diese wichtige Investition in die zwei Häuser mit Tiefgarage kosten und das ist nur der Anfang.

 

Außenbecken im Frühjahr und  SPA-Bereich im Herbst

Das Versprechen, den SPA-Bereich zu erweitern, macht der Investor nämlich auch wahr. In den kommenden Wochen werden die Bagger rollen – im Moment koordiniert man sich noch mit Jagdfelds EntwicklungsCompagnie Heiligendamm, weil die daneben befindlichen Kolonnaden auch demnächst saniert werden sollen, damit man sich nicht ins Gehege kommt. Das ganze Konzept mit Vergrößerung des Erdgeschosses und Ausbau des Dachgeschosses wird es nicht, aber ein Außenpool wird entstehen.

Die Erweiterung des SPA-Bereiches soll dann im Herbst folgen. In welchem Umfang, ist der OZ nicht zu entnehmen. Ursprünglich war von den Planern Pott aus Berlin ein Volumen von 12 Mio. Euro geschätzt worden, zwischendurch war auch mal von 9 Millionen die Rede, weil man die Gastronomie auf der Dachterrasse erst einmal nicht bauen wollte. Auch ein Grund für die lange Wartezeit ist aber laut dem Bauamtsleiter auch, dass der Landkreis Bedenken gegen die Erweiterung hatte und darum die Baugenehmigung nicht gleich erteilt werden konnte.

 

Stichweg ist immer noch Thema in der Zeitung

Über den Stichweg wird zuletzt im OZ-Artikel auch gesprochen. Durch die Zerstörung des Steges unterhalb des Alexandrinencottages durch die beiden Sturmtiefs „Zeetje“ und „Benjamin“ ist eine Sackgasse entstanden. Mühl und Morzynski ermahnen die Stadt, ihrer Instandsetzungspflicht nachzukommen.

Der Steg soll schon seit 2009 neu gebaut werden und die ECH hatte damals zugesichert, wie beim ersten Bau 2004 auch jetzt die Kosten zu übernehmen. Die Stadtvertreter konnten sich aber nicht auf eine Variante einigen, sodass der Steg in Vergessenheit geriet und nach jedem Sturmhochwasser erneut repariert werden musste. Beim Neubau würde er höher gesetzt werden und entweder zwei Rampen bekommen oder an einer Seite an den Strandzugang „Liegnitzsteg“ angeschlossen werden. So oder so wird die Fertigstellung bis zur Saison nicht zu schaffen sein und die Sperrung wie 2016 und 2017 auch 2019 wieder für Unmut bei den Gästen sorgen.

Einen Stichweg wird es in keiner Form geben, stellen die beiden klar. Wer die Angebote des Grand Hotels nutzen möchte, könne über die Sprechanlage an den Toren Einlass bekommen. Auch zum Tourismuskonzept äußern sich die beiden. Der Hoteldirektor sieht es positiv, denn es habe den richtigen Ansatz. „Wir möchten die Seebrücke verlängern und sind in der Interessengruppe vertreten“ zitiert die OZ Thilo Mühl. Wo und in welcher, ist dem Artikel nicht zu entnehmen.

 

Morzynski rudert zurück: Eher sechs, als vier Sterne plus

Zuletzt rudert Paul Morzynski ganz weit zurück: „Es steht für mich nicht im Raum, Richtung vier Sterne zu denken. Das wäre eine Herabwürdigung der Anlage. Wenn es sechs Sterne gebe, würde ich die anstreben.“

Er sagt, das Hotel habe sich planmäßig entwickelt, sein Ziel sei eine Auslastung von 90% und er sei nie zufrieden. Aber er sei immer noch verliebt in dieses Haus.

Auch Thilo Mühl schwärmt: „Hier atmet die Geschichte, die Kultur, hier herrscht eine positive Atmosphäre. Viele Gästen sprechen von der Magie des Ortes. Das gibt es in Europa kein zweites Mal.“

 

 

Kommentar: Einfach reden oder so!

Mit der leichtfertigen Aussage im Vorjahr, dass vier Sterne eine Option seien, hat sich Paul Morzynski keinen Gefallen getan. Jetzt so zu tun, als sei das nie eine Option gewesen, macht die Sache auch nicht besser. Seine erneuten Liebesbekundungen sind gut fürs Gemüt, beruhigen aber nicht. Was im letzten Jahr im Grand Hotel gelaufen ist, hat nicht nur Insider irritiert, sondern auch die Gäste erreicht und das ist schwer wiedergutzumachen.

Kommunikation ist alles – man muss den Mitarbeitern den Weg zeigen, den man gehen will, damit sie überhaupt die Chance haben, zu folgen. Nicht mit ihnen zu reden, ihre Fragen unbeantwortet zu lassen, kommentarlos ihre Kompetenzen zu beschneiden oder darauf zu warten, dass sie selbst kündigen, fällt einem später wieder auf die Füße, denn die Menschen sind heute gut vernetzt und können über ihre Beobachtungen oder Erlebnisse berichten oder über Kununu ihren Arbeitgeber bewerten, ohne erkannt zu werden.

Spätestens wenn einem die Mitarbeiter derart weglaufen, dass man mit seinen Stellenangeboten von einer Hand voll auf ein Blatt voll hochschnellt, muss man erkennen, dass etwas falsch läuft. Wer seit über zehn Jahren dabei ist, der kündigt nicht plötzlich, nur weil ihm auf einmal die Mitarbeiterwohnung nicht mehr gefällt. Da gab es andere Gründe. Neue schöne Wohnungen locken keine neuen Mitarbeiter an, wenn sich herumgesprochen hat, warum so viele alte gegangen sind oder gehen mussten.

Kommunikation muss aber auch in die Breite gehen. Wenn Journalisten E-Mails senden, dann müssen diese auch beantwortet werden und wenn jemand über Facebook zu einem Event Fragen stellt, dann darf die Antwort nicht Tage nach dem Event und dann auch noch mit völlig unzutreffenden Aussagen kommen. Wenn man nach einer Pressemitteilung zu einer Veranstaltung die Rezeption anruft und Fragen zur Veranstaltung hat, dann sollte der Mitarbeiter wenigstens wissen, dass die Veranstaltung stattfindet und besser noch, wann genau.

Im Rathaus will man wissen, ob es dem Grand Hotel gut geht und vor allem will man wissen, wann denn nun schon lange vorgestellte Vorhaben umgesetzt werden. All das ist 2018 zu kurz gekommen und das ist nicht gerade zuträglich.

Paul Morzynskis Flucht nach vorn – egal, ob selbst initiiert oder von der OZ angefragt – war längst überfällig. Sich selbst zu widersprechen, ist zwar ungeschickt, aber da außer der SVZ kein lokales Medium seine damalige Aussage transportiert hat, fällt es vielleicht außer Ihnen und mir keinen auf. Immerhin ist aber das Grand Hotel jetzt auf Facebook und Instagram wieder sehr aktiv und setzt auf positive Gefühle, Sehnsucht und vor allem Interaktion. Vielleicht klappt es 2019 besser mit der Kommunikation.
Wie Helene Fischer so schön singt:

Einfach reden oder so. Sich begegnen irgendwo.

 

Neues zum Thema:

(01.03.2019) Inzwischen hat es ein sehr fruchtbares Gespräch im Grand Hotel gegeben, zu dem mich Herr Grasmugg und Herr Mühl eingeladen haben und bei dem auch Herr Rausch von der beauftragten Presseagentur dabei war. In angenehmer Atmosphäre haben sich alle Themen noch einmal beleuchten und erklären lassen. Das soll natürlich auch hier ergänzt werden.

Die von ehemaligen Mitarbeitern geschilderten Erlebnisse außen vor lassend ist zunächst einmal festzustellen, dass in den etwa 30 Stellenangeboten auch fast ein Drittel Ausbildungsplätze mit drin sind. Das Grand Hotel ist schließlich einer der größten Ausbildungsbetriebe der Stadt, wenn nicht gar der größte. Es kann in Bereichen ausbilden, die den ganzen Hotelbetrieb abdecken, also auch KosmetikerInnen und theoretisch sogar FloristInnen. Es fällt auf, dass auch einige junge Leute internationaler Herkunft dabei sind. Hierbei handelt es sich um ein Programm, zu dem ich später noch einmal etwas schreiben werde. Dass das Management Leute mitbringt, ist nicht unüblich und dass Managementwechsel zu höheren Fluktuationen als sonst führen, auch anderswo zu beobachten. Das lässt sich alles gut nachvollziehen.

Die Ausrichtung des Grand Hotels ist tatsächlich in der Änderung. Man will weg von steifen Altersgruppen, hin zu Trends und Milieus, also dem folgen, was die ganze Branche tut. In der Orangerie sind Familiensuiten mit bis zu 10 Zimmern entstanden, der Kids Club ist in die Orangerie hinein gewachsen, indem dort eine Teenager Lounge für die Heranwachsenden geschaffen wurde und auch die Erweiterung des SPA-Bereiches zielt darauf ab, das Familienhotel attraktiver zu machen und trotzdem auch den Silveragern den gewohnten Service zu bieten. Die Unplugged-Konzerte und eine ganze Reihe in Entstehung befindlicher neuer Veranstaltungen sollen das Grand Hotel zum „Wohnzimmer der Stadt“ machen und auch Einheimische und Tagesgäste überzeugen, dass ihr Grand Hotel etwas ganz Besonderes ist, auf das jeder stolz sein darf. Auch dazu später einmal mehr.

Die Frage nach dem Vier-und-Sechs-Sterne-Zickzack wurde auch beantwortet. Wie von mir eigentlich heimlich erhofft, hatte Paul Morzynski wohl etwas anderes gemeint, als verstanden wurde und die Vier Sterne standen im Kontext eines Gespräches über Zahlen, die ja der Job des Wirtschaftsprüfers sind und denen er mit der nötigen Nüchternheit gegenüber steht. Anders gesagt: Sollte das Hotel nicht wirtschaftlich zu führen sein, muss man es verschlanken und das hätte vier Sterne zur Folge. Ziel ist es aber, mehr Angebote zu schaffen, dafür mehr Personal einzustellen und darum mehr für Mitarbeiter zu schaffen. Wenn es das gäbe, würde er eher sechs Sterne anstreben, als sich mit fünf zufrieden zu geben.

Bei der Gelegenheit hat sich auch gleich die Frage geklärt, wer denn nun wen um ein Interview gebeten hat. Die OZ hat das Grand Hotel gefragt. Wie schon gesagt ist beides nicht zu beanstanden – auch ich wurde oft angesprochen und mit Themen versorgt – es wird nur oft falsch verstanden und darum wollte ich einfach wissen, wer nun wen fragte.

Eine Interessengemeinschaft für die Seebrücke gibt es tatsächlich, mehr als eine Verlängerung wird aber rechtlich nicht möglich sein. Ziel soll es sein, dass die Gäste mit ihren Schiffen, aber auch Ausflugsschiffe anlegen können. 

Alles andere ist im oberen Teil ja bereits erklärt. Es gab viele Gesprächsthemen und somit wird es in Kürze auch viele neue Informationen aus dem Grand Hotel geben. Und eine fortwährende Kommunikation.

 

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