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Kann man überhaupt wohnen, wo andere Urlaub machen?

Bad Doberan hat viele Häuser aber viele sind monatelang unbewohnt, weil sie Ferien-Wohnungen sind, mit denen sich bei geringerer Dauerbelastung mehr Geld verdienen lässt, als mit Wohnungen. Es gibt ein großes Angebot an 1-2-Raum-Wohnungen, die für Alleinstehende und Paare ausreichen aber oft teuer sind. Drei-Raum-Wohnungen sind sehr knapp und Vier-Raumr-Wohnungen nur über Kontakte zu finden. Die Mieten für drei oder mehr Zimmer belasten die Familien und wenn sie niedrig sind, dann bedeutet das Abstriche in Lage, Sanierungs-Stand, Ausstattung und Raumgröße. Selbst in den Plattenbauten gibt es kaum Angebote. Es existiert ein Bedarf an 3- und 4-Raum-Mietwohnungen und wenn dieser nicht gedeckt wird, sinkt die Geburtenrate, wandern junge Familien ab, „vergreist“ Bad Doberan. Wir brauchen Gäste- Wohnungen und auch Eigentum, müssen Hotels in allen Kategorien haben, vielleicht einen Ferienpark und Angebote im Niedrigpreissektor. Natürlich brauchen wir auch Einfamilienhäuser und altersgerechte Wohnungen aber was wir dringend brauchen, sind moderne und bezahlbare Mietwohnungen für alle, die hier für die Touristenregion arbeiten und die auch dann den Geschäften Einnahmen bescheren, wenn die Gäste längst wieder daheim sind. Nur die „echten“ Einwohner zählen beim Bau von Bildungs-, Sport- und Kulturstätten, dem Straßenbau, der Verteilung von Steuergeldern, Umlagen und Schlüsselzuweisungen. Es muss auch Menschen geben, die wohnen, leben und arbeiten, wo andere Urlaub machen, sonst wird die ganze Stadt zum saisonalen Ferienpark. Ein beweglicher Wohnungsmarkt sorgt für Austausch und schleust neue fähige Menschen in die Stadt und nur Mietwohnungen sorgen für Bewegung. Auch für die Wohnungs-Genossenschaften ist der Bau von Mietwohnungen eine Chance und vom Wachstum derer würde wieder die Stadt profitieren. Wenn sie also noch auf Flächen die Entwicklung beeinflussen kann, dann sollte sie diese nicht nur für Eigentums-Wohnungsbau verbrauchen, sondern den Miet-Wohnungsbau voran treiben und Raum schaffen für alle, die hier bleiben oder her kommen und die Stadt beleben möchten – auch in der Nebensaison.

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