Nachrichten

Letzte Zahlungsfrist verstrichen: Verkauf des Grand Hotels Heiligendamm geplatzt.

Nun ist es bestätigt: Der Insolvenzverwalter Jörg Zumbaum hat kein Geld von dem Käufer-Konsortium bekommen. Schon im Vorfeld gab es Unstimmigkeiten um die Zahlung nur der Anzahlung von 2,5 Mio. Euro, die laut Zumbaum am 1. Juli eingegangen sein sollte aber nicht kam, weil die Resort Heiligendamm GmbH anderer Auffassung war. Die Firma, die als Konsortium der Palladio AG und der De & De Holding GmbH gegründet wurde, übernahm trotzdem schon am 1. Juli das Grand Hotel, holte sich Holger König als neuen alten Hoteldirektor und Experte Peter Leitgeb als Berater und Planer. Denn einen Plan hatten „die Neuen“ nicht, wollten „ein paar Stellschrauben verändern“ und das Projekt am Markt entwickeln. Einem Markt, an den beide Immobilienunternehmen keine Erfahrung haben und darum auf Leitgeb angewiesen waren.

Der volle Kaufpreis – es ist unbestätigt von 29,5 Mio. Euro inklusive Inventar die Rede – sollte von Anlegern aus der Umgebung von Istanbul aufgebracht werden und bis Ende Juni auf dem Konto des Insolvenzverwalters sein. Als es dort nicht ankam, setzte er eine Nachfrist bis zum 29.07. um Mitternacht, die ebenfalls verstrich, ohne dass ein Cent floss. Damit ist der Verkauf geplatzt.

 

Tomaten auf den Augen? Vorwürfe und Anzeige gegen den Insolvenzverwalter

Zumbaum sieht sich nun Vorwürfen ausgesetzt. Das bekannte Internetportal GoMoPa vermutet, dass er „Tomaten auf den Augen hatte“ und inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Aachen nach einer anonymen Anzeige wegen des Verdachts auf Untreue.

Die Schuld aber allein auf den Insolvenzverwalter zu schieben, wäre zu einfach. Der Gläubigerausschuss hat auch zu entscheiden und in dem sitzen neben Banken und Lieferanten auch das Land Mecklenburg-Vorpommern. ZAM hat das Wirtschaftsministerium befragt und folgende Antwort erhalten: „Die Käufergruppe De & De Holding GmbH und Palladio AG hatte im Zusammenhang mit dem Kauf des Grand Hotel einen Finanzierungsnachweis eines Berliner Notars vorgelegt. Dieser Finanzierungsnachweis war ausschlaggebend dafür, dass der Insolvenzverwalter mit der Käufergruppe den Kaufvertrag über das Grand Hotel abgeschlossen hat. Nach Abschluss des Kaufvertrages stellte sich heraus, dass die von dem Notar abgegebene Erklärung, dass der Kaufpreis zweckgebunden auf einem Notaranderkonto zur Verfügung steht, nicht der Wahrheit entsprach. Unmittelbar nach Bekanntwerden dieses Sachverhaltes hat das Wirtschaftsministerium deshalb im Juni Strafanzeige bei der Rostocker Staatsanwaltschaft gegen alle in Betracht kommenden Beteiligten rund um den Verkauf des Grand Hotels erstattet. Die zum 1. Juli 2013 erste Rate des Kaufpreises  in Höhe von 2,5 Millionen Euro  ist nicht gezahlt worden“. Es verweist jedoch darauf, nur die eigenen Belange zu vertreten und sagt über den Insolvenzverwalter Jörg Zumbaum: „Der Insolvenzverwalter ist der Steuermann“

Der Steuermann der MS Grand Hotel sieht sich nicht als Opfer aber als Prellbock der Enttäuschung und Wut vor Ort fühlt und es „schade findet, dass hier so emotional argumentiert wird“. Diese Einstellung mache es ihm nicht leichter, einen geeigneten Käufer zu finden und auch hier würde über die Person des geeigneten Investors nur emotional diskutiert. Zumbaum weist darauf hin, dass „auch die erste Lösung keineswegs so schlecht aussah, wie man sie heute im Nachhinein darstellt“. Zumbaum: „Immerhin habe ich mehr als 1 Jahr in der ganzen Welt Interessenten gesucht, und man hat auch schon vor mir versucht, geeignete Investoren zu finden, alles vergeblich“. Damit spricht er ein Problem an: Auch 1993 suchte man vergeblich und ein Interessent nach dem anderen sprang ab (zuletzt die Asklepios-Gruppe und die Dr.-Marx-Gruppe/Median), bis nur Anno August Jagdfeld mit seiner FUNDUS-Gruppe übrig blieb. Überzeugen konnte sein Resortkonzept – die Doberaner Herzen gewinnen jedoch kaum.

 

Heiligendamm-Investor Jagdfeld warnte im Vorfeld vor „den Neuen“.

Jagdfeld warnte im Vorfeld in Pressemitteilungen vor fehlenden Konzepten der Käufer. Gegenüber der Immobilienzeitung (IZ) äußerte er sich am 27.Juni schon vor dem Verkauf wie folgt „Grundsätzlich begrüße ich jeden Investor, der das Grand Hotel als Luxushotel erhält und nicht zerfleddert, indem er etwa Eigentumswohnungen oder eine Klinik daraus macht…“ Auf die Käufer angesprochen zeigte er sich überrascht: „Insolvenzverwalter Jörg Zumbaum ist von einer der Gläubigerbanken massiv gedrängt worden, endlich zu verkaufen. Ich weiß, dass man viele schöne Adressen, die so ein Hotel betreiben können, mit der Maßgabe verschreckt hat, einen Weg für jedermann quer über das Hotelgelände zu akzeptieren.“ Am 11. Juli zeigte Jagdfeld Entsetzen und sagte „Mich wundert das nicht. Man hätte wissen müssen, mit wem man es zu tun hat“. (Links sh. unten)

 

Hat Zumbaum nach Stichweg-Einstellung aussortiert?

Zumbaum bestreitet und bestätigt die „Aussortierung“ nicht, verweist aber auf den B-Plan Nr. 25, in dem ein Stichweg eingezeichnet und damit zu berücksichtigen sei. So füllten in den letzten Wochen Beschuldigungen und geisterten Namen durch die Presse. Zwei von ihnen sind Halloren-Großaktionär Morzinsky und Hohe-Düne-Investor Lökkevik, aber auch von weiteren ist die Rede. Wer auch immer am Ende das Rennen macht, soll nach dem Wunsch des Landes „mit einem überzeugenden Konzept das Hotel nachhaltig sichern“. Ein schneller Verkauf an den nächstbesten Interessenten ohne Konzept soll also nicht noch einmal stattfinden. Hier sind sich alle einig, während weiterhin Unklarheit darüber herrscht, wie ein Hotel in diesem Umfeld mit Kreditbelastung rentabel betrieben werden kann und wer wie und wann und für welche Zielgruppen den Ortsteil Heiligendamm entwickeln soll. Die größte Baustelle jedoch ist die von Zumbaum angemahnte Sachlichkeit.

 

Halloren-Großaktionär ist Favorit.

Paul Morzinsky ist derweil der Favorit für die Übernahme. Bekannt ist er als Großaktionär, der ca. 90% der Aktien der Halloren-Schokoladenfabrik hält aber auch an der Ostsee ist er kein unbeschriebenes Blatt. Er ist mit Partnern an der vor einem Jahr eröffneten Upstalsboom Hotel-Residenz Kühlungsborn beteiligt, einem in diesem Segment direkten Mitbewerber (aber nicht Konkurrenten) des Grand Hotels. Morzinsky verkündete schon nach den ersten Problemen mit Palladio und De&De Interesse am Grand Hotel und wusste auch, was zu tun ist. Außer der Erweiterung des SPA-Angebotes kommt für ihn auch die Schaffung von medizinischen Angeboten mit Hotelservice in Betracht – also in etwa das, was Jagdfeld auf Anraten von PricewaterhouseCoopers (PwC) und Experten u. a. des Baltic Colleges auch schon vor hatte aber aus Geldmangel nicht mehr umsetzen konnte. Das Land hat sich nebenbei erwähnt auch einen PwC-Experten als Berater zur Sanierung des Finanzhaushaltes geholt, was für dieses Unternehmen spricht. Im Handelsregister findet sich unterdessen eine „Grand Resort Heiligendamm GmbH & Co. KG“ mit derselben Anschrift, wie Morzinskys Büro. Die Unternehmensform spricht für eine Beteiligung (& Co. KG). Vor Ort würden sich viele nicht wundern, wenn Zumbaum auf der morgigen Pressekonferenz Morzinsy als neuen Käufer vorstellt. Irgendwie ist das vor Ort auch ein vager Wunsch.

 

Rettung für Heiligendamm?

Ist Heiligendamm damit dann gerettet? Nein, denn wer auch immer das Grand Hotel kauft, der kauft nur das Hotel und nicht das Umfeld. Er kann also keinen Einfluss auf das Umfeld nehmen, das er andererseits aber so nötig braucht, um das Hotel als Ganzes attraktiv zu machen. Wenn ein neuer Investor das Hotel nicht „zerfleddert“ und es im 5-Sterne-Segment belässt, dann wird er das Wohlwollen Jagdfelds haben, deren Unternehmen die Perlenkette, die große Wiese hinter dem Hotel und so vieles in Heiligendamm gehört. Arbeiten diese beiden zusammen, sind die Aussichten gut.

Doch Bürgermeister Thorsten Semraus Wunsch nach einem, der auch gleich die ECH-Grundstücke- und Immobilien kauft und saniert und Heiligendamm zum Seebad macht, wird sich nicht erfüllen. Hierfür wären mehrere hundert Millionen Euro nötig, die ein Großaktionär auch nicht hat. Reiche Scheiche haben sich eher nicht für Heiligendamm interessiert und würden sie es, dann würden sie natürlich Heiligendamm so entwickeln, wie sie es von ihren in sich geschlossenen Resorts zuhause kennen.

Die Stadt hat die Planungshoheit über Heiligendamm und muss anfangen, Pläne zu erstellen, die förderfähig sind. Denn Schwerin hat längst signalisiert, dass man bereit ist, in Heiligendamm noch einmal zu investieren – nicht in das Grand Hotel und nicht in die ECH aber in den Ort. Würde die Stadt also eine Bummelmeile, eine ansprechende und teilweise überdachte Promenade und eine maritim nutzbare und touristisch interessante Seebrücke bauen wollen, einen Yachthafen, ein Meeresschwimmbad oder einen vernünftigen Kurpark, dann würde das Land dieses auch fördern.

Ohne Pläne aber keine Förderfähigkeit und die Stadt plant nicht, sondern hofft auf G8 die Zweite und neue Kontakte zu reichen Leuten, die ihr alle Arbeit und Verantwortung abnehmen, ohne aber etwas wegzunehmen oder einzuschränken. Rettung ist möglich, wenn man aufhört, die Quadratur des Kreises zu wollen.

 

Links:
IZ vom 27.05.2013: Der Jagdfeld liefert den Mercedes zum Festpreis

Rohmert-Medien vom 29.05.2013: Jagdfeld begrüßt Ende des Insolvenzverfahrens
ZHD vom 11.07.2013: ECH entsetzt über aktuelle Entwicklung in Heiligendamm