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Ortschroniken-Portal MV: Material und Mitmacher gesucht

In der OSTSEE-ZEITUNG ist es nachzulesen: Die AG Ortschronisten Bad Doberan sucht Mistreiter oder auch Material, wie Bilder, Zeitungen und Sammlungen zur Digitalisierung – oder einfach nur Wissen. Doch was ist das eigentlich: Die AG Ortschronisten – und was machen die?

 

So eine AG ist eine lockere Gruppe – meistens sagt man „Ortschronistenstammtisch“. Woanders sind diese Stammtische schon viel aktiver und weiter, weil sie bekannter sind und Leute anziehen, die mitmachen oder was beisteuern wollen.

In Bad Doberan begann dieser Stammtisch erst vor vier Jahren mit der Idee und es dauerte noch eine Weile bis zur Umsetzung. Das Ziel ist eine digitale Stadtchronik, die fortlaufend weitergeführt wird. Gleichwohl sollen aber auch Lücken gefüllt und bestimmte Themen intensiver recherchiert werden.

 

Jeder tut, was er kann – und mag

So kümmert sich der Stülower Ortschronist Peter Becker zum Beispiel um die Sportgeschichte und die Stadtarchivarin Andrea Zimmer (vorher Gläwe) zusammen mit Martin Dostal als Autor dieser Seite um die Schulgeschichte von Bad Doberan.

Ansonsten hat jeder sein Steckenpferd und macht das, was er gern macht und am besten kann. Ich kümmere mich um die Chronik für den Ortsteil Heiligendamm, die Althöferin Christel Frenkel um den Ortsteil Althof und der für die Jagdfeld-Gruppe tätige Heinz-Jürgen Schünemann um den Ortsteil Vorder Bollhagen. Neu mit dabei ist Kustos Martin Heider – natürlich für die Geschichte des Münsters und Klosters. Es sind nicht immer alle bei jedem Stammtisch dabei.

 

Webcam-Meetings als ergänzendes Angebot

Über die Treffen hinaus gibt es Zoom-Meetings via Webcam, wo es um technische Fragen geht. Denn die Texte und Bilder landen auf dem Ortschronistenportal unter http://ortschroniken-mv.de und auch wenn der visuelle Editor so einfach wie ein Schreibprogramm ist, gibt es doch immer mal Fragen zur Gliederung oder zu Verweisen auf andere Seiten oder einfach Tipps zur Optimierung. Das Zoom-Meeting findet immer am ersten Montagabend des Monats statt und alle Teilnehmer erhalten Einladungen per E-Mail. Die Teilnahme ist keine Bedingung, sondern ein ergänzendes Angebot.

 

Hobby-Historiker erkennen die Chancen für ihren Nachlass

Es ist auch nicht so, dass jeder seine Texte und Bilder selbst eintippt. Einige liefern einfach ihre Texte und Bilder per E-Mail ab und jemand anderes kümmert sich darum. Das macht es für viele betagte Ortschronisten interessant. Sie fürchten oft, dass ihre langjährige Arbeit nach ihrem Ableben im Müll landet, weil die Kinder und Enkel nicht wissen, was das ist. Damit haben sie leider Recht, wie einige Erfahrungsberichte zeigen.

Auch ERSTES SEEBAD ist nicht der optimale Nachlass für eine umfangreiche Chronik zu Heiligendamm, denn die Webseite ist privat und lebt nur so lange, wie ihr Betreiber oder dessen Liquidität. Darum habe ich entschieden, parallel alles für das Ortschronikenportal aufzubereiten: In Langform auf ERSTES SEEBAD, in Kurzform auf ortschroniken-mv.de.

Das Ortschronikenportal wird wie Wikipedia so schnell nicht verschwinden, sondern im Gegenteil immer weiter wachsen und vernetzt werden. Der Vorteil gegenüber Wikipedia ist, dass zwar jeder mitmachen kann, aber nicht jeder sich einfach anmelden. Anmeldungen laufen über Dr. Holger Meyer von der Universität Rostock, der dann die Zugänge einrichtet. So ist gewährleistet, dass man genau weiß, wer der neue Nutzer ist und was er tun möchte.

 

Fachleute unterstützen die Ortschronisten

Das Ortschronikenportal Mecklenburg-Vorpommern stellt eine vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des nordöstlichen Bundeslandes initial bezuschusste Initiative zur Förderung und Verbreitung der Arbeit von Ortschronisten dar. Technisch wird es von der Universität Rostock verwaltet und vom Wossidlo-Archiv unterstützt.

Außer Dr. Holger Meyer für das Technische und Organisatorische unterstützt Dr. Wilfried Steinmüller die Ortschronisten vor Ort. Den Bad Doberaner Stammtisch hat er aktiv mit aufgebaut, den Teilnehmern alles erklärt, gemeinsam mit ihnen eine Struktur und Gliederung ausgearbeitet und die Aufgabenverteilung abgestimmt. Aus gesundheitlichen Gründen musste er kürzer treten, aber glücklicherweise haben wir mit der Stadtarchivarin und dem Münster-Kustos zwei Leute vom Fach, die wissen, was man alles beachten muss.

 

Unterstützung gesucht!

Nun fehlt es also nur noch an Leuten, die entweder auch gern aktiv in der AG mitmachen wollen oder etwas beisteuern möchten.

Wir wissen aus Erfahrung, dass in den privaten Haushalten für die Chronik wertvolle Fotos verstauben. Auf dem ersten Blick ist das Foto von Tante Ida und dem Molli vielleicht kein Beitrag, aber das Schaufenster im Hintergrund ist ein wichtiges Puzzleteil in der Nutzung eines Gebäudes oder auch der Stadtentwicklung an sich oder gar der Biografie eines Menschen. Wir schauen bei jedem Foto dreimal hin.

Ich kenne von der eigenen Webseite die tollen Erfahrungen, wenn im Postfach eine E-Mail mit einem Erfahrungsbericht ist oder ein Päckchen mit einem alten oder auch gerade erst erschienenen Buch vor der Tür liegt oder gar ein Hobby-Historiker mit drei dicken Aktenordnern voll mit Infos zu Heiligendamm in der Tür steht und sie mir überlässt.

Ich durfte zwei schier unendliche Foto- und Postkartensammlungen digitalisieren, also einscannen und die Originale zurück geben. Das ist das, was wir auch gern für das Ortschronistenportal machen möchten, denn gerade diese handfesten Dinge sind so vergänglich. Ein Brand und alles ist weg. So ist es wenigstens digital noch da.

Noch vergänglicher ist aber das Wissen. Leider haben wir das mit dem Tod unseres Gästeführer-Kollegen Dr. Helge Rehwald selbst erlebt. Manchmal reicht eine Tasse Kaffee am Wohnzimmertisch mit einem Senior oder einer Seniorin, um jede Menge Lücken zu füllen, Zusammenhänge zu verstehen oder auch nur den Spirit dieser Zeit zu fühlen und wiedergeben zu können. Für die Erzählenden ist es ein schöner Nachmittag in alten Erinnerungen und für uns ist es unheimlich wertvoll.

Manchmal reicht ein Tipp eines Nachbarn oder Pflegers und schon erschließt sich uns eine sprudelnde Quelle. Also auch dafür sind wir offen. Oder für getippte Erinnerungen, für Fotos, alte Zeitungsartikel, Urkunden, Telefonbücher, scheinbar wertlose Listen und Verzeichnisse und vielleicht sogar ganze Sammlungen, die so mancher im Schuhkarton angehäuft hat. Auch wenn es scheinbar nur um die Familie geht, kann alles ein Puzzlestück für unsere Arbeit sein. Peter Becker sagt:

Wir sind das lokale Gedächtnis der Stadt.

Wir laden jeden ein, Teil davon zu werden – aktiv oder durch Mithilfe. Jeder von uns kann kontaktiert werden und oft stellt sich schon im Gespräch heraus, was jemand weiß oder hat, was uns noch fehlt.

 

Kontaktmöglichkeiten

Um die Digitalisierung von Fotos, Texten etc. kümmert sich Martin Dostal.
Treffen oder Telefonat möglich. Kontakt: info@erstes-seebad.de, Sprachbox: 038203/741597

Die Treffen des Stammtischs werden von Andrea Zimmer organisiert:
https://bad-doberan-heiligendamm.de/bildung-sport-freizeit/stadtarchiv.html

Das Ortschronistenportal ist erreichbar unter info@ortschroniken-mv.de

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