Pensionopolis und seine Kinder: Doberans Umgang mit Spielplätzen
Als um 1880 viele Rentiers Doberan als Altersruhesitz wählten und Villen bauten, bekam die junge Stadt den Beinamen „Pensionopolis“. Auch heute sind über 25% der Einwohner über 65 Jahre alt, hingegen keine 10% unter 16. Pflegeheime und ein Pflegezentrum sind entstanden und Autos der Hauspflegedienste bestimmen das Stadtbild. Auf den Straßen sind viele Senioren unterwegs, die Stadt ist klein und hat gut erreichbar vieles zu bieten, was sie brauchen. In Ehrenamt, Vereinen oder Verbänden sind sie engagiert und sogar einen Seniorenbeirat gibt es in Bad Doberan. Niemand wird aufs Abstellgleis geschoben. Ganz anders sieht es beim Nachwuchs aus: Schon auf dem Spielplatz – abgesehen von dem am Kornhaus – wird klar, wo das Rathaus keine Prioritäten setzt: Am Schmarlteich müssen sich die Kleinen mit alten Rost-Gerüsten zufrieden geben, der am Hasenberg wird als „JVA-Spielplatz“ verspottet, der größere auf dem Buchenberg hat umgeben von Rückwänden des Garagenkomplexes einen ähnlichen Charme, der andere ist karg und der neue Spielplatz in Heiligendamm ist mit der Lage in einer Straßenkurve auch keine Meisterleistung. Auf dem Kammerhof gibt es einen Spielplatz am Rand und im neueren Teil kam er erst zum Schluss, dafür aber mitten ins Wohngebiet. Im neueren Wohngebiet auf dem Fuchsberg hatte man ihn noch ganz in die äußerste Ecke gedrängt und das droht auf dem neuen Kammerhof auch: In B12 sind Spielplätze hinter den Häusern vorgesehen, einer am Dreieck neben der vorhandenen Splittersiedlung, zwischen Dammchaussee und Randstraße und mitten drin eine Stichstraße mit Wendehammer. Der zweite ist zentraler, aber auch nur an den Rückseiten zweier Baufelder und direkt an der Durchgangsstraße des Wohngebietes. Anwohner und der BUND monierten das schon im Januar. Das Rathaus reagierte: „Bei der vorwiegenden Errichtung von Einfamilienhäusern ist von einer ausreichenden Versorgung der Kleinkinder mit Spielmöglichkeiten auf den Grundstücken auszugehen. Für die Ansiedlung von Spielmöglichkeiten für größere Kinder besteht trotz anderslautender Rechtsprechung allgemein und u.a. aufgrund von lärmenden Kindern keine Akzeptanz direkt zwischen den Wohngrundstücken…“ Wen wundert es da, dass Jugendliche der Stadt den Rücken kehren und sie weiter vergreist?