Rauchstädt: Das Kamp-Theater soll weiter gehen.
Hugo Rauchstädt ist überrascht: „Ich dachte, das Thema wäre längst abgehakt“. Der Eigentümer des Gebäudes, in dem sich das Kamp-Theater befindet, hatte noch am 12.07.2012 mit dem Interessenten Thorsten Taapken verhandelt. Am frühen Morgen des folgenden Tages schickte Taapken unter anderem ihm und Thorsten Semrau eine SMS, in der er das Ende seines Engagements bekundete. Taapken war entrüstet, dass Rauchstädt keinen Verkaufspreis nannte, sondern er selbst den Preis vorschlagen sollte. Der Immobilienbetreiber kennt diese Reaktion von vorherigen Interessenten und erklärt: „Das Kamp-Theater ist eine Gewerbeimmobilie und da ist der Preis nach oben hin offen; wenn man ein gutes Konzept hat, kann man damit gutes Geld verdienen aber was nützt es mir, wenn ich einen Preis verlange, den der Käufer am Ende nicht bezahlen kann?“ Rauchstädt will, dass es mit dem Kamp-Theater weiter geht und die Reaktionen der letzten Wochen beweisen, dass die Doberaner zu ihrem Kamp-Theater stehen. Darum öffnete er auch sonntags für die Niederdeutsche Bühne, kümmerte sich um Filmvorführungen, wie Van Sanders Dokumentation über Stephan Jantzen „Weiße Pferde am Strand“. Doch der gelernte Maurer ist Besitzer von mehreren Immobilien in Bad Doberan. Da bleibt nicht viel Zeit für so große Sachen wie das Kamp-Theater übrig, sodass er einen Betreiber mit einem langfristigen Konzept braucht. Für ihn steht fest: „Kino allein rentiert sich nicht. Das Haus heißt „Kamp-Theater“ und muss auch Theater, Kabarett, Lesungen, Musik-Veranstaltungen und besondere Filmvorführungen bieten“. Er wünscht sich, dass auch die Stadt und die Schulen das Kino nutzen, zumal bei vielen Veranstaltungen die Anordnung der Sitze besser geeignet ist, als im Festsaal. Taapken wollte genau das und zur Fußball-EM sollte es Public Viewing geben. Rauchstädt war unabhängig von der ungeklärten Finanzierung vom Konzept überzeugt und bot ihm an, „einfach rein zu gehen und mit geringer Belastung anzufangen.“ Rauchstädt: „Er hatte alle Optionen: Miete, Kauf, erst mieten, dann kaufen. Aber er musste ein Angebot machen, mit dem er leben und das ich annehmen kann.“ Taapken wusste nach eigenen Angaben mit dieser Vielzahl an Optionen nichts anzufangen, für ihn war Rauchstädts Flexibilität Sprunghaftigkeit und die unbürokratischen Angebote des Unternehmers machten Taapken misstrauisch, sodass er die Verhandlungen als gescheitert sah. Dabei war er auch für die Stadt Hoffnungsträger. Kulturausschuss-Vorsitzender Frank Pieplow erklärt: „Die moralische Unterstützung der Stadt ist da aber wenn sie finanziell helfen will, muss es etwas geben, das förderfähig ist.“ Der Stadtvertreter macht klar, dass die Stadt kein Kino betreiben und auch nicht ein alleiniges Kino unterstützen kann. Förderfähig wäre ein Theater und auch ein Verein, die von Taapken vorgeschlagene Kino-Genossenschaft müsste aber ohne Beteiligung der Stadt ins Leben gerufen werden. Nachdem die Stadt ihm das in der Kulturausschuss-Sitzung klar gemacht hatte, kündigte Taapken an, am Ball zu bleiben und eine Genossenschaft zu gründen. Für Pieplow kam die Absage darum überraschend. So war am Ende vielleicht wie so oft im Leben alles ein Verständigungsproblem. Rauchstädt hat die nötigen Sanierungsarbeiten abgeschlossen, für den 08.12. im Rahmen des City-Festes das Berliner Kabarett „Sündikat“ engagiert, bleibt am Ball und hofft auf einen neuen Interesssenten. Das hofft auch Björn Raake, dessen Restaurant und Bierkeller natürlich unabhängig vom Kino weiterhin geöffnet sind.