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Sanftmut für das Rathaus

In seiner Predigt zum 1. Advent erzählte Pastor Albrecht Jax die Geschichte vom Einzug in Jerusalem. Er sprach in Bezug auf Jesus von Sanftmut und erinnerte unter anderem an Sitzungen, in denen der eine redet, während der andere sich schon Argumente dagegen oder gegen den Redner überlegt. Zuhörer erinnerten sich spontan an die Stadtvertretersitzungen in Bad Doberan und gerade am 24. November hat wieder so eine stattgefunden. Diesmal waren mehr Gäste als sonst anwesend und wieder wurden sie enttäuscht. Die Tagesordnung wurde in langen Diskussionen zerpflückt und es verging viel Zeit, bevor es überhaupt richtig los gehen konnte. Wie so oft ging es Mann gegen Mann und nicht um die Sache. Wenn dann mal echte Probleme behandelt wurden, war an deren Lösung nicht zu denken.“Kasperletheater“ machte als Zusammenfassung die Runde, aber die ist nicht sehr aussagekräftig, weil schon das Standard-Fazit für viel zu viele öffentliche Sitzungen. Die Stadtvertreterversammlungen sind gezeichnet von ganz privaten Befindlichkeiten, persönlicher Antipathie bis hin zu offenen Feindseligkeiten. Meinungsfreiheit wird oft missverstanden als die Freiheit, die eigene Meinung zu verfechten und Demokratie als Bildung von Mehrheiten mit allen Mitteln. Das Hauptproblem bleibt jedoch der respektlose Umgang miteinander. Da wurde gebrüllt und zurecht gewiesen, ins Wort gefallen und der Mund verboten, da gab es sogar schon einen Tränenausbruch und inzwischen schweigen viele einfach nur noch, weil sie befürchten müssen, verbal angegriffen zu werden. Auch wichtige Fragen werden verkniffen. Die Stadtvertretervorsteher wechseln in Bad Doberan in rascher Folge, in den Fraktionen ist ständig Bewegung und manche überstehen nicht einmal unbeschadet eine Legislaturperiode. Wählergruppen zersplittern und konkurrieren und Stadtvertreter treten zurück und rücken nach oder verharren in der Warteposition. Selbst die Verwaltung ist immer wieder Zielscheibe von Kritik, die nicht immer unberechtigt ist, aber zu selten sachlich hervor gebracht wird. Schon bahnt sich in Bad Doberan der nächste Streit um den Bürgermeister an, wobei dies keine reine Doberaner Eigenart ist. Wohl eine Eigenart ist der Umgang mit Investoren und Leuten, die in Bad Doberan etwas bewegen wollen. Wer da auf dem Esel in die Stadt reitet, wird vom hohen Ross herab begrüßt – mit Wunschliste. Von Sanftmut kann nicht die Rede sein in den Rathäusern. Die Folge ist Unmut, denn die Probleme der Stadt und ihrer Bürger bleiben auf der Strecke und für die Zukunft Bad Doberans bleibt bei all dem Streit keine Zeit. Schon einmal wurden die Stadtvertreter daran erinnert, dass sie „der Stadt Bestes suchen“ sollen. Wann werden sie endlich damit beginnen?

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