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Stadtvertreter wollen Zäune in Heiligendamm abreißen. Fatale Folgen drohen.

Was klingt wie ein nobles Ansinnen, droht zum Sargnagel zu werden: Wie die OSTSEE-ZEITUNG am 15.03.2012 berichtet, wollen einige Stadtvertreter in Heiligendamm verpachtete Flächen der Stadt zurück holen und die Zäune des Grand Hotels entfernen.

„Heimfall“-Klausel droht zum Reinfall zu werden.

Die FUNDUS-Gegner haben eine Lücke im Erbbaurechtsvertrag gefunden, die sie gegen das Grand Hotel einzusetzen gedenken. Ein Paragraf im Vertrag besagt nämlich, dass im so genannten „Heimfall“ Flächen an die Stadt zurück gehen, wenn der Pächter zahlungsunfähig ist. Bisher war es ein Trumpf der EntwicklungsCompagnie Heiligendamm (ECH), dass die Stadt ihre Verträge fast nur mit dem Grand Hotel und nur selten mit der ECH gemacht hat. Dadurch blieben ECH-Flächen vor rückwärtsgerichteten Angriffen von Bürgerbund- und FDP-Stadtvertretern verschont. Nun fällt diese Lücke den Heiligendamm-Entwicklern erstmals zur Last, denn die Bürgerbund- und FDP-Stadtvertreter wollen genau diese Klausel nutzen, um der ECH Entwicklungsflächen zu entziehen, die derzeit an das Grand Hotel verpachtet sind. Welche Flächen genau das betrifft, schreibt die OSTSEE-ZEITUNG nicht, da aber zuletzt davon die Rede war, dass die Stichweg-Fläche dem Grand Hotel gehört und darum nicht von der ECH eingefordert werden kann, dürfte dieses die erste Fläche sein, die die Grand Hotel – Gegner dem Hotel entziehen wollen.

Bürgerbund und FDP sehen sich am Ziel ihrer Wahlversprechungen.

Bürgerbund-Stadtvertretervorsteher Guido Lex sieht seine Partei am Ziel ihrer Wahlversprechungen: „Wenn die Verträge einen Heimfall   hergeben,   müssen   wir   das Recht nutzen. Es war immer unser Anliegen, die Wanderwege   wieder   aufzumachen. Wenn es jetzt möglich ist, soll Heiligendamm wieder für alle Menschen   zugänglich   sein“ zitiert die OSTSEE-ZEITUNG den Bürgerbund-Chef.  FDP-Frontmann Harry Klink ergänzt gegenüber dem Blatt: „Heiligendamm funktioniert abgeschlossen nicht. Andere Ostseebäder mit Öffentlichkeit locken  Gäste  und  Investoren  in Scharen.

FDP-Chef Klink klinkt Heiligendamm aus und vergleicht Äpfel mit Hackfleisch.

So unverhohlen, wie der Bürgerbund zugibt, Privatisierungen rückgängig machen zu wollen, so tief lässt Klinks Äußerung blicken. Während der Bürgerbund-Chef ganz klar zugibt, dass er einer von gestern ist und damit seinesgleichen absichtlich anspricht, glänzt der FDP-Chef durch Unüberlegtheit. Denn man muss nicht besonders klug sein um zu wissen, dass Heiligendamm der Stadtteil einer Stadt ist, die von sich auch nicht behaupten kann, was Klink von anderen Städten behauptet: Nämlich Gäste und Investoren in Scharen zu locken. Klink klinkt Heiligendamm aus, stellt es als eine (nie gewesene) eigenständige Einheit dar und vergleicht diesen selbst erschaffenen Krüppel mit echten Städten. Logisch, dass dieser Vergleich so hinkt wie der zwischen Äpfeln und (Birnen sind ja wenigstens noch Kernobst) Hackfleisch.

Noch einmal zum Mitschreiben: Heiligendamm ist ein Stadtteil Bad Doberans.

Heiligendamms Geschicke werden im Bad Doberaner Rathaus gelenkt. Wer also im Rathaus sitzt und Heiligendamms Entwicklung kritisiert, der übt eine sonderbar dümmlich anmutende Form von Selbstkritik. Zweitens: Alle Zeitungen bezeichen gerade jetzt wieder Heiligendamm als „einmalig“. Zu Recht, denn Heiligendamm ist kein Ort, sondern ein Seebad, welches über 250 Jahre entstanden ist und sich nie zu einer eigenständigen Einheit (bis auf ein wenig Autarkie zwischendurch) entwickelt hat. Heiligendamm ist ein Ensemble aus mindestens 26 zusammen gehörigen historischen Bauwerken, die keines für sich allein existiert haben und existieren können. Immer war dieses Ensemble eine Einheit – 60% des Stadtteils werden von diesem Ensemble dominiert – zugleich gut 90% der flachen Küstenlinie des Ortsteils. Dieses Bad im Stadtteil einer Stadt nun mit einem über Jahrhunderte entwickelten Ort – einem Gemeinwesen – zu vergleichen, zeugt nicht gerade von Begabung.

Was Graal für Müritz ist und Ribnitz für Damgarten, das ist Heiligendamm für Bad Doberan.

Wenn Klink wenigstens den Ortsteil Heiligendamm mit dem Kühlungsborner Ortsteil Fulgen vergleichen würde, dann wären es wenigstens Äpfel und Birnen. Auch das darf nicht vergessen werden: Kühlungsborn ist das Produkt einer erfolgreichen Vereinigung dreier aufeinander sowieso angewiesener Orte. Dasselbe gilt für Graal und Müritz und für Ribnitz und Damgarten. Warnemünde ist das Produkt des Gegenteils: Hier war der Stadtteil stark genug, um sich von Rostock zu lösen. Richtig funktioniert das heute auch nicht mehr, denn Rostock verdient nach wie vor an Warnemünde und behält den Einfluss auf seinen inzwischen längst wieder angegliederten aber autark wirkenden Stadtteil. Die Warnemünder Veranden-Besitzer können ein Lied davon singen, was Scheinunabhängigkeit ist.

Jagdfeld sieht Übernahme durch einen neuen Investor durch die Pläne gefährdet

Anno August Jagdfeld als Investor und Grand-Hotel-Geschäftsführer lässt über FUNDUS-Pressesprecher Christian Plöger ausrichten, dass „die Öffnung sämtlicher Wege zur Folge hätte, dass das Hotel von Tagesgästen überrannt würde. Plöger verweist gegenüber der OSTSEE-ZEITUNG auf die Situation, die erst zum Bau der Zäune führte: „Das gab es bereits von 2003 bis 2006“.  Er argumentiert weiterhin, dass in dieser Zeit viele Gäste dem Grand Hotel den Rücken gekehrt hatten und eine Öffnung in der jetzigen Situation fatal wäre. Plöger fordert die Stadtvertreter dazu auf, „sich jetzt eindeutig dazu zu bekennen, dass die Wege nicht wieder geöffnet werden, sonst stehen 300 Arbeitsplätze auf dem Spiel.“ Plöger weiter: „Kein Investor wird unter diesen Umständen das Hotel übernehmen.“

CDU und SPD wägen ab – Polzin soll weitere Informationen geben.

Das erkennt man auch im Rathaus, wo CDU und SPD sich einig sind, die Zäune nicht sofort abzureißen. CDU-Stadtvertreter Rolf Otto Kuchenbuch äußert sich gegenüber der OSTSEE-ZEITUNG mit „Das müssen wir genau prüfen“ und SPD-Fraktionschefin Birgit Mersjann erklärt, dass „wir erst einmal alle Details der Verträge kennen (müssen) und welche Flächen an die Stadt zurück gehen könnten“. Mersjann weiter: „Und bevor wir Zäune wegnehmen, müssen wir alle Konsequenzen kennen“. Sie geht davon aus, dass Bürgermeister Hartmut Polzin die Politik „zeitnah und umfassend“ informiert.

Polzin: Politische Entscheidung muss weiteren Verlauf bestimmen.

Bürgermeister Polzin seinerseits mahnt gegenüber der OSTSEE-ZEITUNG, dass die Stadt sich „sehr genau mit der Sache befassen und die Verträge prüfen“ müsse, denn theoretisch könnte der vorläufige Insolvenzverwalter des Grand Hotels die Rückforderung der Flächen anfechten. Laut OSTSEE-ZEITUNG gab es am Dienstag bereits ein erstes Gespräch mit der Stadt. Polzin stellt klar, dass es eine politische Entscheidung ist, ob Wege an die Stadt gehen und ob sie dann gesperrt bleiben oder freigegeben werden. Die Stadt jedenfalls – das gehört nicht mehr zum Zitat – wäre schon allein finanziell besser bedient, Flächen zu verpachten, mit denen sie selbst keine anderen Einnahmen generieren kann. Der Besitz von Flächen allein ist wertlos – kostet eher noch zusätzlich. Wenn es keine andere Möglichkeit gibt, mit einer Fläche Geld zu verdienen, dann ist die Verpachtung der beste Weg.

ZAM fragt: Sind sich die Stadtvertreter ihrer Verantwortung noch bewusst?

Das Grand Hotel ist die wichtigste Referenz Mecklenburg-Vorpommerns dafür, dass Luxustourismus im Tourismusbundesland Nummer eins möglich ist. Mit Heiligendamm steht und fällt der Tourismus der Spitzenklasse im Land: Scheitert Heiligendamm, wird die Luxushotellerie mit 5 Sternen in Mecklenburg-Vorpommern so schnell keinen Fuß mehr setzen. Auf den von Schwerin in dieser Sache allein gelassenen Stadtvertretern lastet die Verantwortung für das Ansehen eines ganzen Bundeslandes. Wissen die Stadtvertreter das? Und wissen sie weiterhin, dass potenzielle Investoren auf Heiligendamm und das Moorbad schauen und diese beiden sichtbaren Größen als Maßstab für ihr Engagement ansehen? Wer sieht, wie mit der FUNDUS-Gruppe auf der einen und den Moorbad-Investoren auf der anderen Seite umgesprungen wird, der investiert lieber im Umland, als in der Münsterstadt und kann sicher sein, dort mit offenen Armen empfangen zu werden.

Klares Bekenntnis nötig.

Die Stadtvertreter haben sich 1997 für Heiligendamm bekannt und dem Investor den Weg geglättet, den er drei Jahre später fast rennend betrat, sodass wiederum drei Jahre später die Eröffnung des Grand Hotels erfolgen und den Entscheidern Recht geben konnte. 2004 zog der Bürgerbund in das Rathaus ein – eine Partei, die sich von Anfang an gegen die Entwicklung Heiligendamms und für einen Neuanfang ohne die FUNDUS-Gruppe und ohne Luxushotel, so auch ohne Reiche, ohne Zäune und ohne Spitzengastronomie, ohne G8 und all die Folgen bekannte. Seit 2004 gab es dann überwiegend nur noch Bekenntnisse oder zumindest Bekundungen gegen die Entwicklung Heiligendamms. Außer dem Bürgerbund bekennt sich auch die FDP gegen die Entwicklung Heiligendamms durch die FUNDUS-Gruppe und auch die Grünen und die Linke stimmt immer mal wieder gegen die Pläne des oder zu Gunsten des Investors. Ein harter Kern von Hass-Gegnern war immer danach gesinnt, FUNDUS aus Heiligendamm zu vertreiben. Ganz unverhohlen fordern FDP-Chef Harry Klink und Bürgerbund-Mitglieder Guido Lex und Hannes Meyer, sowie ihre „Aktivisten im Hintergrund“, Heike Ode und Axel Thiessenhusen aktuell genau das: Jagdfeld und damit auch FUNDUS soll sich aus Heiligendamm zurück ziehen. Ob ein Jagdfeld-Konkurrent dahinter steckt, wurde spekuliert, konnte aber nicht belegt werden. Viel eher erscheint es auch so, als seien es persönliche Rachefeldzüge jedes einzelnen Gegners, die ihn darauf hin arbeiten lassen, FUNDUS aus Heiligendamm zu vertreiben.

Reiche raus – wir wollen arm bleiben.

In dieser neuen Phase der Machtspiele geht es nun aber darum, das Grand Hotel gänzlich zu ruinieren. Scheinbar kämpfen die FUNDUS-Feinde nicht nur gegen das Grand Hotel als Symbol des Jagdfeldschen Imperiums, sondern auch gegen die Reichen und Schönen selbst. Scheinbar ist dafür jedes Mittel Recht: Auch die absolute Pleite Mecklenburg-Vorpommerns bekanntesten Luxushotels. Und scheinbar ist genau das kalkuliert: Raus mit den Reichen – wir wollen unter uns und arm bleiben.

Das Ende des ersten deutschen Seebades?

Armes Bad Doberan: Endet hier die fast 220jährige Geschichte des ersten deutschen Seebades? Man kann noch so hoffen und die Aussichten können noch so gut sein aber wenn dem neuen und noch gar nicht gefundenen Investor schon die Steine in den Weg gelegt werden, die man seit einem Jahrzehnt auf die FUNDUS-Gruppe wirft, dann naht doch das Ende des Grand Hotels. Ohne vernünftiges Infrastrukturkonzept – Zäune wo nötig aber so wenig wie möglich – kann kein neuer Investor das Hotel betreiben. Luxustourismus und Öffentlichkeit verträgt sich nicht auf so engem Raum, wie in Heiligendamm. Wohl aber wäre ein uninteressantes 4-Sterne-Hotel eine Lösung. Ein Hotel von der Stange in einer Stadt der Mittelmäßigkeit hätte kein Problem mit Massentourismus, denn der würde gar nicht eintreten und die paar tausend Touristen kann ein Vier-Sterne-Gast überleben. Will er es lauter, fährt er nächstes Mal ins Neptun-Hotel nach Warnemünde und will er es ruhiger, kehrt er ins Strandhotel Fischland ein. Beides hat ebenfalls vier Sterne und liegt an der Ostsee. Ohne Fünf-Sterne-Hotel in Heiligendamm wäre Bad Doberan eine ganz normale mittelmäßige Stadt in Mecklenburg-Vorpommern mit ein paar schönen Hotels, von denen eines direkt am Strand liegt, dadurch schön aber nicht besonders ist.

Heute wird Heiligendamm zusammen mit dem Ostsee-Traum-Golfplatz erwähnt, mit Superhengst Cefalo, Spitzenkoch Siewert und mit namhaften Gästen. Bei vier Sternen wäre all das bedeutungslos. Ältestes deutsches Seebad? Großartige Geschichte? Glanz und Gloria vergangener Tage? Wen interessiert es, was da mal war, wo jetzt ein Vier-Sterne-Hotel von der Stangeist? Das wäre dann was für das Möckelhaus oder zeit-am-meer.de. Eine ganze Generation von Herzögen und ein Baron würden sich im Grabe umdrehen wenn sie wüssten, wie mit ihrem Vermächtnis umgegangen wird. Das dunkelste Kapitel Heiligendamms schien überwunden – nun kommen Klink, Lex, Meyer & Co. und blättern eine Seite zurück. Was sollen nur unsere Enkel von uns denken? Wie kann ich jemals erklären, was hier läuft?

 

Was klingt wie ein nobles Ansinnen, droht zum Sargnagel zu werden: Wie die OSTSEE-ZEITUNG am 15.03.2012 berichtet, wollen einige Stadtvertreter in Heiligendamm verpachtete Flächen der Stadt zurück holen und die Zäune des Grand Hotels entfernen.

„Heimfall“-Klausel droht zum Reinfall zu werden.

Die FUNDUS-Gegner haben eine Lücke im Erbbaurechtsvertrag gefunden, die sie gegen das Grand Hotel einzusetzen gedenken. Ein Paragraf im Vertrag besagt nämlich, dass im so genannten „Heimfall“ Flächen an die Stadt zurück gehen, wenn der Pächter zahlungsunfähig ist. Bisher war es ein Trumpf der EntwicklungsCompagnie Heiligendamm (ECH), dass die Stadt ihre Verträge fast nur mit dem Grand Hotel und nur selten mit der ECH gemacht hat. Dadurch blieben ECH-Flächen vor rückwärtsgerichteten Angriffen von Bürgerbund- und FDP-Stadtvertretern verschont. Nun fällt diese Lücke den Heiligendamm-Entwicklern erstmals zur Last, denn die Bürgerbund- und FDP-Stadtvertreter wollen genau diese Klausel nutzen, um der ECH Entwicklungsflächen zu entziehen, die derzeit an das Grand Hotel verpachtet sind. Welche Flächen genau das betrifft, schreibt die OSTSEE-ZEITUNG nicht, da aber zuletzt davon die Rede war, dass die Stichweg-Fläche dem Grand Hotel gehört und darum nicht von der ECH eingefordert werden kann, dürfte dieses die erste Fläche sein, die die Grand Hotel – Gegner dem Hotel entziehen wollen.

Bürgerbund und FDP sehen sich am Ziel ihrer Wahlversprechungen.

Bürgerbund-Stadtvertretervorsteher Guido Lex sieht seine Partei am Ziel ihrer Wahlversprechungen: „Wenn die Verträge einen Heimfall   hergeben,   müssen   wir   das Recht nutzen. Es war immer unser Anliegen, die Wanderwege   wieder   aufzumachen. Wenn es jetzt möglich ist, soll Heiligendamm wieder für alle Menschen   zugänglich   sein“ zitiert die OSTSEE-ZEITUNG den Bürgerbund-Chef.  FDP-Frontmann Harry Klink ergänzt gegenüber dem Blatt: „Heiligendamm funktioniert abgeschlossen nicht. Andere Ostseebäder mit Öffentlichkeit locken  Gäste  und  Investoren  in Scharen.

FDP-Chef Klink klinkt Heiligendamm aus und vergleicht Äpfel mit Hackfleisch.

So unverhohlen, wie der Bürgerbund zugibt, Privatisierungen rückgängig machen zu wollen, so tief lässt Klinks Äußerung blicken. Während der Bürgerbund-Chef ganz klar zugibt, dass er einer von gestern ist und damit seinesgleichen absichtlich anspricht, glänzt der FDP-Chef durch Unüberlegtheit. Denn man muss nicht besonders klug sein um zu wissen, dass Heiligendamm der Stadtteil einer Stadt ist, die von sich auch nicht behaupten kann, was Klink von anderen Städten behauptet: Nämlich Gäste und Investoren in Scharen zu locken. Klink klinkt Heiligendamm aus, stellt es als eine (nie gewesene) eigenständige Einheit dar und vergleicht diesen selbst erschaffenen Krüppel mit echten Städten. Logisch, dass dieser Vergleich so hinkt wie der zwischen Äpfeln und (Birnen sind ja wenigstens noch Kernobst) Hackfleisch.

Noch einmal zum Mitschreiben: Heiligendamm ist ein Stadtteil Bad Doberans.

Heiligendamms Geschicke werden im Bad Doberaner Rathaus gelenkt. Wer also im Rathaus sitzt und Heiligendamms Entwicklung kritisiert, der übt eine sonderbar dümmlich anmutende Form von Selbstkritik. Zweitens: Alle Zeitungen bezeichen gerade jetzt wieder Heiligendamm als „einmalig“. Zu Recht, denn Heiligendamm ist kein Ort, sondern ein Seebad, welches über 250 Jahre entstanden ist und sich nie zu einer eigenständigen Einheit (bis auf ein wenig Autarkie zwischendurch) entwickelt hat. Heiligendamm ist ein Ensemble aus mindestens 26 zusammen gehörigen historischen Bauwerken, die keines für sich allein existiert haben und existieren können. Immer war dieses Ensemble eine Einheit – 60% des Stadtteils werden von diesem Ensemble dominiert – zugleich gut 90% der flachen Küstenlinie des Ortsteils. Dieses Bad im Stadtteil einer Stadt nun mit einem über Jahrhunderte entwickelten Ort – einem Gemeinwesen – zu vergleichen, zeugt nicht gerade von Begabung.

Was Graal für Müritz ist und Ribnitz für Damgarten, das ist Heiligendamm für Bad Doberan.

Wenn Klink wenigstens den Ortsteil Heiligendamm mit dem Kühlungsborner Ortsteil Fulgen vergleichen würde, dann wären es wenigstens Äpfel und Birnen. Auch das darf nicht vergessen werden: Kühlungsborn ist das Produkt einer erfolgreichen Vereinigung dreier aufeinander sowieso angewiesener Orte. Dasselbe gilt für Graal und Müritz und für Ribnitz und Damgarten. Warnemünde ist das Produkt des Gegenteils: Hier war der Stadtteil stark genug, um sich von Rostock zu lösen. Richtig funktioniert das heute auch nicht mehr, denn Rostock verdient nach wie vor an Warnemünde und behält den Einfluss auf seinen inzwischen längst wieder angegliederten aber autark wirkenden Stadtteil. Die Warnemünder Veranden-Besitzer können ein Lied davon singen, was Scheinunabhängigkeit ist.

Jagdfeld sieht Übernahme durch einen neuen Investor durch die Pläne gefährdet

Anno August Jagdfeld als Investor und Grand-Hotel-Geschäftsführer lässt über FUNDUS-Pressesprecher Christian Plöger ausrichten, dass „die Öffnung sämtlicher Wege zur Folge hätte, dass das Hotel von Tagesgästen überrannt würde. Plöger verweist gegenüber der OSTSEE-ZEITUNG auf die Situation, die erst zum Bau der Zäune führte: „Das gab es bereits von 2003 bis 2006“.  Er argumentiert weiterhin, dass in dieser Zeit viele Gäste dem Grand Hotel den Rücken gekehrt hatten und eine Öffnung in der jetzigen Situation fatal wäre. Plöger fordert die Stadtvertreter dazu auf, „sich jetzt eindeutig dazu zu bekennen, dass die Wege nicht wieder geöffnet werden, sonst stehen 300 Arbeitsplätze auf dem Spiel.“ Plöger weiter: „Kein Investor wird unter diesen Umständen das Hotel übernehmen.“

CDU und SPD wägen ab – Polzin soll weitere Informationen geben.

Das erkennt man auch im Rathaus, wo CDU und SPD sich einig sind, die Zäune nicht sofort abzureißen. CDU-Stadtvertreter Rolf Otto Kuchenbuch äußert sich gegenüber der OSTSEE-ZEITUNG mit „Das müssen wir genau prüfen“ und SPD-Fraktionschefin Birgit Mersjann erklärt, dass „wir erst einmal alle Details der Verträge kennen (müssen) und welche Flächen an die Stadt zurück gehen könnten“. Mersjann weiter: „Und bevor wir Zäune wegnehmen, müssen wir alle Konsequenzen kennen“. Sie geht davon aus, dass Bürgermeister Hartmut Polzin die Politik „zeitnah und umfassend“ informiert.

Polzin: Politische Entscheidung muss weiteren Verlauf bestimmen.

Bürgermeister Polzin seinerseits mahnt gegenüber der OSTSEE-ZEITUNG, dass die Stadt sich „sehr genau mit der Sache befassen und die Verträge prüfen“ müsse, denn theoretisch könnte der vorläufige Insolvenzverwalter des Grand Hotels die Rückforderung der Flächen anfechten. Laut OSTSEE-ZEITUNG gab es am Dienstag bereits ein erstes Gespräch mit der Stadt. Polzin stellt klar, dass es eine politische Entscheidung ist, ob Wege an die Stadt gehen und ob sie dann gesperrt bleiben oder freigegeben werden. Die Stadt jedenfalls – das gehört nicht mehr zum Zitat – wäre schon allein finanziell besser bedient, Flächen zu verpachten, mit denen sie selbst keine anderen Einnahmen generieren kann. Der Besitz von Flächen allein ist wertlos – kostet eher noch zusätzlich. Wenn es keine andere Möglichkeit gibt, mit einer Fläche Geld zu verdienen, dann ist die Verpachtung der beste Weg.

ZAM fragt: Sind sich die Stadtvertreter ihrer Verantwortung noch bewusst?

Das Grand Hotel ist die wichtigste Referenz Mecklenburg-Vorpommerns dafür, dass Luxustourismus im Tourismusbundesland Nummer eins möglich ist. Mit Heiligendamm steht und fällt der Tourismus der Spitzenklasse im Land: Scheitert Heiligendamm, wird die Luxushotellerie mit 5 Sternen in Mecklenburg-Vorpommern so schnell keinen Fuß mehr setzen. Auf den von Schwerin in dieser Sache allein gelassenen Stadtvertretern lastet die Verantwortung für das Ansehen eines ganzen Bundeslandes. Wissen die Stadtvertreter das? Und wissen sie weiterhin, dass potenzielle Investoren auf Heiligendamm und das Moorbad schauen und diese beiden sichtbaren Größen als Maßstab für ihr Engagement ansehen? Wer sieht, wie mit der FUNDUS-Gruppe auf der einen und den Moorbad-Investoren auf der anderen Seite umgesprungen wird, der investiert lieber im Umland, als in der Münsterstadt und kann sicher sein, dort mit offenen Armen empfangen zu werden.

Klares Bekenntnis nötig.

Die Stadtvertreter haben sich 1997 für Heiligendamm bekannt und dem Investor den Weg geglättet, den er drei Jahre später fast rennend betrat, sodass wiederum drei Jahre später die Eröffnung des Grand Hotels erfolgen und den Entscheidern Recht geben konnte. 2004 zog der Bürgerbund in das Rathaus ein – eine Partei, die sich von Anfang an gegen die Entwicklung Heiligendamms und für einen Neuanfang ohne die FUNDUS-Gruppe und ohne Luxushotel, so auch ohne Reiche, ohne Zäune und ohne Spitzengastronomie, ohne G8 und all die Folgen bekannte. Seit 2004 gab es dann überwiegend nur noch Bekenntnisse oder zumindest Bekundungen gegen die Entwicklung Heiligendamms. Außer dem Bürgerbund bekennt sich auch die FDP gegen die Entwicklung Heiligendamms durch die FUNDUS-Gruppe und auch die Grünen und die Linke stimmt immer mal wieder gegen die Pläne des oder zu Gunsten des Investors. Ein harter Kern von Hass-Gegnern war immer danach gesinnt, FUNDUS aus Heiligendamm zu vertreiben. Ganz unverhohlen fordern FDP-Chef Harry Klink und Bürgerbund-Mitglieder Guido Lex und Hannes Meyer, sowie ihre „Aktivisten im Hintergrund“, Heike Ode und Axel Thiessenhusen aktuell genau das: Jagdfeld und damit auch FUNDUS soll sich aus Heiligendamm zurück ziehen. Ob ein Jagdfeld-Konkurrent dahinter steckt, wurde spekuliert, konnte aber nicht belegt werden. Viel eher erscheint es auch so, als seien es persönliche Rachefeldzüge jedes einzelnen Gegners, die ihn darauf hin arbeiten lassen, FUNDUS aus Heiligendamm zu vertreiben.

Reiche raus – wir wollen arm bleiben.

In dieser neuen Phase der Machtspiele geht es nun aber darum, das Grand Hotel gänzlich zu ruinieren. Scheinbar kämpfen die FUNDUS-Feinde nicht nur gegen das Grand Hotel als Symbol des Jagdfeldschen Imperiums, sondern auch gegen die Reichen und Schönen selbst. Scheinbar ist dafür jedes Mittel Recht: Auch die absolute Pleite Mecklenburg-Vorpommerns bekanntesten Luxushotels. Und scheinbar ist genau das kalkuliert: Raus mit den Reichen – wir wollen unter uns und arm bleiben.

Das Ende des ersten deutschen Seebades?

Armes Bad Doberan: Endet hier die fast 220jährige Geschichte des ersten deutschen Seebades? Man kann noch so hoffen und die Aussichten können noch so gut sein aber wenn dem neuen und noch gar nicht gefundenen Investor schon die Steine in den Weg gelegt werden, die man seit einem Jahrzehnt auf die FUNDUS-Gruppe wirft, dann naht doch das Ende des Grand Hotels. Ohne vernünftiges Infrastrukturkonzept – Zäune wo nötig aber so wenig wie möglich – kann kein neuer Investor das Hotel betreiben. Luxustourismus und Öffentlichkeit verträgt sich nicht auf so engem Raum, wie in Heiligendamm. Wohl aber wäre ein uninteressantes 4-Sterne-Hotel eine Lösung. Ein Hotel von der Stange in einer Stadt der Mittelmäßigkeit hätte kein Problem mit Massentourismus, denn der würde gar nicht eintreten und die paar tausend Touristen kann ein Vier-Sterne-Gast überleben. Will er es lauter, fährt er nächstes Mal ins Neptun-Hotel nach Warnemünde und will er es ruhiger, kehrt er ins Strandhotel Fischland ein. Beides hat ebenfalls vier Sterne und liegt an der Ostsee. Ohne Fünf-Sterne-Hotel in Heiligendamm wäre Bad Doberan eine ganz normale mittelmäßige Stadt in Mecklenburg-Vorpommern mit ein paar schönen Hotels, von denen eines direkt am Strand liegt, dadurch schön aber nicht besonders ist.

Heute wird Heiligendamm zusammen mit dem Ostsee-Traum-Golfplatz erwähnt, mit Superhengst Cefalo, Spitzenkoch Siewert und mit namhaften Gästen. Bei vier Sternen wäre all das bedeutungslos. Ältestes deutsches Seebad? Großartige Geschichte? Glanz und Gloria vergangener Tage? Wen interessiert es, was da mal war, wo jetzt ein Vier-Sterne-Hotel von der Stangeist? Das wäre dann was für das Möckelhaus oder zeit-am-meer.de. Eine ganze Generation von Herzögen und ein Baron würden sich im Grabe umdrehen wenn sie wüssten, wie mit ihrem Vermächtnis umgegangen wird. Das dunkelste Kapitel Heiligendamms schien überwunden – nun kommen Klink, Lex, Meyer & Co. und blättern eine Seite zurück. Was sollen nur unsere Enkel von uns denken? Wie kann ich jemals erklären, was hier läuft?

 
Zum vollständigen Artikel in der OSTSEE-ZEITUNG:

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