FAQ

Was ist der Unterschied zwischen Seebad und Seeheilbad? Wofür steht das „Bad“ von Doberan und was macht das Seeheilbad Heiligendamm so besonders?

Es gibt an der Mecklenburgischen Ostseeküste 38 Seebäder. Nur 7 von ihnen sind Staatlich anerkannte Seeheilbäder. Doch was ist der Unterschied zwischen einem Seebad und einem Seeheilbad?

Ein Seebad darf sich jeder Ort in Mecklenburg-Vorpommern nennen, der die folgenden Voraussetzungen erfüllt: 

Das Seebad muss an der See liegen

Das wird Sie jetzt nicht überraschen: Der Ort muss sich an der Meeresküste befinden, was in Mecklenburg-Vorpommern regelmäßig die Ostseeküste ist. Die Ortsmitte darf nicht mehr als zwei Kilometer von der Küstenlinie entfernt sein. Darum ist Heiligendamm Seebad, Bad Doberan aber nicht. Das „Bad“ von Bad Doberan bezieht sich auf den Kurortstatus – es ist ein Heilbad, aber kein Seebad. Bad Doberans Ortsmitte liegt mehr als dreimal so weit von der Küstenlinie entfernt, wie maximal erlaubt. Das heißt, dass Bad Doberan mit seinem Stadtteil Heiligendamm eigentlich ein Doppelkurort ist. Oder zwei Kurorte. Darum wirbt die Stadt mit dem Slogan „Kurorte mit Tradition“. 

Das Klima und die Luftqualität müssen stimmen

Es reicht aber nicht, an der See zu liegen. Wenn die Straßen voller Autos sind, Industrieschornsteine die Luft verpesten, dann wird es nichts mit dem Seebad. Die Luftqualität muss regelmäßig überwacht werden und sie muss die Erholungs- und Gesundungsmöglichkeiten unterstützen.

Eine Arztpraxis ist Pflicht im Seebad

Ein Seebad muss mindestens eine Arztpraxis haben. Das darf auch eine Klinik sein – Hauptsache, es gibt einen vor Ort praktizierenden Arzt. In Heiligendamm ist das mit der MEDIAN-Klinik gegeben. 

Einwandfreies Wasser, sauberer Badestrand

Zu den größten Hürden kleiner Seebadeorte – so dürfen sich die nicht anerkannten Seebäder bestenfalls nennen – gehört ein bewachter sauberer Badestrand. Das kostet Geld, braucht Maschinen, Einrichtungen und Personal und steht für manches Ostseedorf nicht im Verhältnis zu den Vorteilen des Seebadstatus. Heiligendamm hat einen Strand, der regelmäßig gereinigt wird, auch wenn das manchmal nicht so aussieht, weil die Strömung schneller, als die Strandreinigung ist. Das Badewasser wird regelmäßig vom Gesundheitsamt analysiert. Bei Blaualgen oder Feuerquallen wird die Badeverbots-Flagge gehisst, ansonsten weht über Heiligendamm jedes Jahr aufs Neue die Blaue Flagge für ausgezeichnete Badewasserqualität. Die Wasserwacht überwacht über die ganze Ortslänge den Badestrand mit bis zu fünf Wachtürmen und sehr guter Ausrüstung. Das ist nicht Pflichtvoraussetzung für ein Seebad: Überwacht werden muss nur die Wasserqualität, nicht der Strand selbst.

Strandpromenade, Park und Landschaftswege Pflicht

Zu einem Seebad gehört aber noch mehr, als Strand und Meer. Ein Seebad muss eine Strandpromenade haben. Die darf sich auch auf einer Steilküste befinden, wie es in Nienhagen der Fall ist und anders gar nicht ginge und sie darf auch hinter einem Küstenschutzbauwerk sein, sondern man beim promenieren noch drüber gucken kann. Verschwindet sie hinter einem dichten Küstenwald, zählt sie nicht als Strandpromenade. In Heiligendamm stellen sich diese Fragen nicht: Es gibt eine nicht lange, aber schöne Promenade vor dem Grand Hotel und den Villen Heiligendamms mit Seebrücke und Strandzugängen. Nach Osten geht die Promenade gefühlt immer weiter, denn man kann auf dem Deich entlang bis nach Nienhagen und von dort weiter Richtung Warnemünde laufen. Rein rechtlich endet die Promenade aber an der Durchfahrtsperre an der Seedeichstraße. 

Einen Kurpark hatte Heiligendamm zunächst nicht. Der wurde 2007 zur Bedingung gemacht, als der Status verlängert werden sollte. Die EntwicklungsCompagnie Heiligendamm baute für die Stadt zwischen der Kühlungsborner Straße und der Professor-Vogel-Straße den Großen Wohld zum Kurpark mit Sandwegen, Bänken, Lampen, Festwiese und Sitzrondellen um. Da ein Wald aber kein Park werden kann, wurde extra für Heiligendamm die „Kurwaldverordnung“ erlassen und bestimmt, dass ein Seebad außer einem Kurpark auch einen Kurwald haben darf, um als Seebad anerkannt zu werden. Damit ist Mecklenburg-Vorpommern zusammen mit Bayern ein Vorreiter und bei den Seebädern sogar die Nummer eins.

Spiel, Sport und Verkehrsberuhigung werden gefordert

Die Kommission schaut bei der Anerkennung genau hin. Die Parkanlagen müssen ausreichend vor dem Lärm und den Abgasen der Autos geschützt sein. und auch die Landschaftswege und erst Recht der Strand sollen vom Verkehr so wenig wie möglich tangiert werden. Außerdem muss es Möglichkeiten für Spiel und Sport geben. Heiligendamm hat einen Sportstrand und seit 2012 gibt es auch einen Spielplatz. Der entstand nicht einmal in Zusammenhang mit der Seebad-Anerkennung, denn so genau schaute man angesichts dessen, dass Kinder sowieso meistens neben den Eltern am Strand spielen, gar nicht hin. Der Kinderstrand hat übrigens nichts mit Spielmöglichkeiten zu tun. Den Namen hat der westlichste Strandabschnitt Heiligendamms schon seit fast 200 Jahren und eigentlich weiß keiner so recht, warum. Zweifellos lieben Kinder den Abschnitt, weil hier ein Bach in die Ostsee fließt und man den wunderbar aufstauen und im kühlen Strandsee baden kann.

Seebad werden ist also nicht allzu schwer, aber dennoch bleibt es für viele kleine Küstenorte ein unerreichbarer Traum, dessen Erfüllung für die kleinen Gemeinden nur zusammen mit privaten Investoren möglich ist. 

Ein Seeheilbad muss mehr können

Wer in die Liste der Seeheilbäder an der Ostsee will, muss sich deutlich weiter strecken. Es müssen ein wissenschaftlich anerkanntes, durch Erfahrung kurmäßig bewährtes, therapeutisch anwendbares Klima und eine entsprechende Luftqualität, die überwacht werden, vorhanden sein. Im Klartext reicht es nicht, am Wasser zu liegen und gute Luft zu haben  – beides muss auch für Therapiezwecke benutzt werden können. 

In Heiligendamm wird die Seeluft durch die MEDIAN-Klinik therapeutisch angewendet. Das Meerwasser wurde bis 2012 in Badewannen angeboten. Dieses Angebot wurde eingestellt und seitdem ringt man um eine Lösung, denn ohne Meerwasseranwendungen kann Heiligendamm nur ein Luftkurort sein. Einrichtungen zur Verabreichung der Kurmittel sind für ein Seeheilbad Pflicht. Ob nun für jedes Kurmittel eine Einrichtung vorhanden sein muss und wie genau diese auszusehen hat, beschreibt die Verordnung nicht. Theoretisch ist das Kurmittel „Meerwasser“ auch im Winter am Strand nutzbar – wenn man denn will.

Bewachter Badestrand ist im Seeheilbad Pflicht

Seebäder haben meistens bewachte Badestrände, müssen es aber nicht. Seeheilbäder hingegen müssen einen bewachten Badestrand haben. In Heiligendamm ist der gesamte innerörtliche Strandbereich von Mai bis Oktober bewacht. 

Badearzt, Diätberatung und Kurmitteleinrichtung

Für ein Seeheilbad reicht ein einfacher Arzt vor Ort nicht aus. Es muss einen Badearzt geben. Der muss aber nicht in Strandnähe praktizieren. Im Falle von Heiligendamm sitzt die Badeärztin Dr. Lex in der Stadt, also in Bad Doberan. Die Diätberatung wiederum wird durch die MEDIAN-Klinik realisiert. Sie ist in Kureinrichtungen während der Kurzeit Pflicht und es muss auch mindestens einen Diätassistenten in Diätküchenbetrieben geben. Auch eine Einrichtung zur Abgabe und Anwendung der Kurmittel ist Pflicht. Es muss nicht gleich ein Kurmittelhaus sein: In Heiligendamm übernimmt die MEDIAN-Klinik die Aufgabe der Kurmittelabgabe. Auch die Kommunikations- und Informationseinrichtung, die als letztes Kriterium Pflicht für die Anerkennung als Seeheilbad ist, wird von der Kurklinik gestellt.

Nordseebäder haben mehr Kriterien zu erfüllen

Nicht explizit gefordert werden die Touristinformation, öffentliche Toiletten, Erste-Hilfe-Einrichtungen, ein Rettungswesen und eine Apotheke, Schutzhütten oder Ruheeinrichtungen. Auch die Regional- und Bauleitplanung interessiert die Kommission nicht und die ständige Überprüfung der Qualitätsstandards werden ebenfalls nicht gefordert.

Das alles ist an der Nordsee Pflicht. Während an der Ostsee der Urlaub im Vordergrund steht und sich die Mecklenburgische Ostseeküste als Urlaubsregion vermarktet, setzen Niedersachsen und Schleswig-Holstein auf Gesundheitstourismus. Die Nordseebäder sollen nicht in erster Linie Urlaubsorte sein, sondern Kurorte. Während die Ostseebäder wie eine Perlenkette aneinander gereiht liegen und man von einem zum anderen fast schon zu Fuß laufen kann und immer eine größere Stadt im Hinterland hat, liegen die Nordseebäder oft kilometerweit voneinander und von der nächsten Stadt entfernt. Sie müssen also jedes für sich alles haben, was der Gast braucht. Damit aber keine Hochhaussiedlungen entstehen, schaut man sich auch die Bauleitplanung an. 

Andere Kriterien sind dem anderen Klima an der Nordsee geschuldet. An der Ostsee gibt es keine Sturmfluten, sondern höchstens Hochwasserereignisse, die sich rechtzeitig ankündigen. Das Land ist auch nicht so flach und karg, dass man keinen Schutz finden würde. Schutzhütten braucht es also an der Ostsee eher nicht. Auf windgeschützte Bereiche und Ruheeinrichtungen in diesen pocht an der Ostsee keiner, weil es hier einfach nicht so windig ist, dass man davor Ruhe bräuchte. Und wenn, dann gibt es schöne Wälder und eine hügelige Landschaft, in die man sich vor dem Küstenwind zurückziehen kann. Das findet man an der Nordsee nicht und darum haben die Ruhezonen ihre Berechtigung.

Es versteht sich von selbst, dass wenn schon die Kriterien zur Anerkennung als Nordseebad umfangreicher sind, auch die zur Anerkennung als Nordseeheilbad umfangreicher und schärfer sind. Aber das ist ja nicht das Thema dieses Beitrags.

Welche Seeheilbäder gibt es in an der Ostsee?

Die staatlich anerkannten Seeheilbäder in Mecklenburg-Vorpommern sind Graal-Müritz, Zingst, Boltenhagen, Heiligendamm, Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin.

Warum ist Heiligendamm überhaupt Seeheilbad?

Fast alle Anerkennungskriterien erfüllt in Heiligendamm allein die MEDIAN-Klinik. Das ist für den kleinen Ortsteil auch ausreichend und die Nähe zur Mutter Bad Doberan spielt auch eine wichtige Rolle. Die fehlende Verabreichung des Kurmittels „Meerwasser“ im Winter ist ein Problem, aber in Heiligendamm drückt man auch mal ein Auge zu. Immerhin ist es das erste Seebad überhaupt, 1793 gegründet und Mutter aller Seebäder. Wer würde der alten Dame das „Heilbad“ streitig machen? Schon in der DDR wurde Heiligendamm als Kurort anerkannt und nach der Wiedervereinigung war es das erste staatlich anerkannte Seeheilbad. Der Seebadstatus wurde 2009 verlängert. Er wird immer für 30 Jahre verliehen, kann aber entzogen werden, wenn die Kriterien nicht mehr erfüllt werden. Für Heiligendamm gab es Auflagen, wie den Kurpark, aber auch mehr Verkehrsberuhigung. Die Kommission hat Kenntnis von den Plänen, die Investor Anno August Jagdfeld für Heiligendamm hat und die all diese Kriterien – sogar ein Thalassozentrum – berücksichtigen. Die Politik hat den Fortschritt in Heiligendamm um ein Jahrzehnt verzögert und damit auch die Umsetzung der Pläne, die für den Erhalt des Seeheilbad-Status sorgen. Aber seit 2015 ist man sich wieder einig über den Weg, den man gemeinsam gehen will und darum wartet man ab, dass die Voraussetzungen geschaffen werden.

So oder so: Heiligendamm ist das einzigartigste Seeheilbad, denn hier ist die Geschichte der Seebäder allgegenwärtig. Machen Sie doch Ihren Urlaub im ältesten deutschen Seebad! Hier das 5-Sterne-Grand-Hotel, hier die MEDIAN-Klinik und hier alle anderen Unterkünfte in Bad Doberan-Heiligendamm.

 

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