Willkommen im neuen Landkreis Rostock
Nun ist es also amtlich: Der neue Landkreis in Mecklenburgs Mitte heißt „Landkreis Rostock“, auf ein vorangestelltes zweites „Landkreis“ darf verzichtet werden und der bisherige Doberaner Landrat Thomas Leuchert ist Landrat des neuen Großkreises. Mit 3.421 Quadratkilometern ist der Landkreis Rostock der viertgrößte Landkreis Deutschlands. Der Kreistag hat sich konstituiert und mit der Wahl von Ilka Lochner-Borst auch gleich für frischen Wind gesorgt. Bisher wurde das Amt des Kreistagspräsidenten immer durch ein Mitglied der stärksten Fraktion besetzt. Diesmal wurde mit der 41jährigen gebürtigen Rheinland-Pfälzerin ein Mitglied aus der zweitstärksten Fraktion, der CDU, an die Spitze des Kreistages gewählt. Im Kreistag sitzen 69 Abgeordnete und die Kreisstadt ist Güstrow. Für viele Bad Doberaner war das bisher nicht nachvollziehbar. Güstrow galt als die grauere der beiden Städte, die ärmere mit der höheren Arbeitslosigkeit. Gern wurden Statistiken der Landkreise mit Statistiken der beiden Kreisstadt-Kandidaten vermischt. In finanzieller Hinsicht wird der ehemalige Landkreis Güstrow von der Fusion der beiden Kreise profitieren: Wie bei den anderen Kreisen auch, wird die starke Nord-Region die Nachteile der schwachen Süd-Region ausgleichen. Die Kreissitz-Entscheidung jedoch ist kein Trostpflaster für die Güstrower, sondern wurde auf Grund anderer Fakten getroffen: Eine Kreisstadt muss repräsentativ sein. Güstrow ist 70,46 Quadratkilometer groß und hat 30.018 Einwohner. Bad Doberan ist mit 32,74 Quadratkilometern weniger als halb so groß und hat mit 11.325 auch weniger als halb so viele Einwohner. Schon wenn man in Güstrow hinein fährt ahnt man, dass man die Barlachstadt nicht wirklich mit der Münsterstadt vergleichen kann. Güstrow hat Gewerbe in seinen Gewerbegebieten, das sich für uns Bad Doberaner (wenn überhaupt) erst in Rostock findet. Logisch: Mit mehr Einwohnern ist auch mehr Gewerbe möglich und als Zentrum einer weitläufig ländlichen Region ist Güstrow ein Magnet, wie es bei uns im Norden Rostock ist. Auch die Sache mit dem vielen Grau stimmt nicht: Güstrow hat mehr Häuser als Bad Doberan und damit gibt es auch noch mehr unsanierte Stellen. Prozentual aber dürften beide Städte im Sanierungsfortschritt gleichauf sein. Überzeugen Sie sich doch einmal selbst! Heißt die Reform nun, dass Sie jetzt oft nach Güstrow fahren müssen? Nein, denn alle 16 Ämter, mit denen Sie es bisher zu tun hatten, unterhalten eine Außenstelle in Bad Doberan. Während die drei Dezernate durchweg im Güstrower Kreishaus sitzen, bleiben viele ihrer Sachgebiete im Bad Doberaner Kreisverwaltungskomplex. Zum Beispiel befindet sich das Kommunalaufsichts- und Rechtsamt in Güstrow, die Sachgebiete „SG Kommunalaufsicht“ und „SG Rechtsangelegenheiten“ jedoch befinden sich in Bad Doberan. Andere Ämter sind so aufgeteilt, dass es gleich viele Sachgebiete in beiden Städten gibt. Oder eines von mehreren Sachgebieten befindet sich eines in der einen Stadt und die beiden anderen in der anderen. Beim Kreisordnungsamt mit vier Sachgebieten zum Beispiel sitzen drei Sachgebiete in Bad Doberan, weil Bußgeldbescheide aber aus der Kreisstadt kommen, sitzt die Bußgeldstelle selbst in Güstrow. Das Amt für Service und Gebäudemanagement geht neue Wege und unterteilt sich in Nord (Bad Doberan) und Süd (Güstrow). Die doppelten Ämter bringen sogar Vorteile: Wenn die Bad Doberaner Kfz-Zulassungsstelle geschlossen ist, hat die in Güstrow noch geöffnet. Auch die befürchtete Entfremdung der Dezernatsleiter gibt es nicht: Sie wechseln wie auch der Landrat zwischen Güstrow und Bad Doberan hin und her. Kostet das nicht zusätzlich? Auf dem ersten Blick ja. Auf dem zweiten Blick ist das Pendeln zwischen zwei bereits bestehenden Verwaltungskomplexen aber billiger, als der Neubau einer neuen Kreisverwaltung in Güstrow, in die dann alle Ämter hinein passen. Das würde schließlich auch bedeuten, in Bad Doberan Gebäude ungenutzt lassen zu müssen. Auf absehbare Zeit ist darum nichts in der Richtung geplant: Einige Ämter ziehen nach Güstrow um und der frei werdende Platz wird von den Ämtern benutzt, die hier bleiben und mit gewachsenen Aufgaben auch mehr Raum benötigen. Die wichtigste Nachricht für die Menschen in und um Bad Doberan ist jedoch: Alles was bisher in Bad Doberan erledigt werden konnte, wird auch weiterhin in Bad Doberan erledigt werden können. Vom Jobcenter über Sozialamt, Gesundheitsamt und Zulassungsstelle bleiben Ansprechpartner in Bad Doberan vorhanden – oft sogar die bekannten Gesichter. Lediglich für den Briefverkehr ändern sich einige Adressen und für die Telefonate muss man an die richtige Vorwahl denken.