1807

Am 8. Januar verlässt die Herzogliche Familie das Land und geht ins Exil nach Altona unter den Schutz des Schwagers König Christian von Dänemark. Der Herzog schreibt an sein Volk:

“ Mein Herz bricht vor Schmerz, daß ich ein Volk verlassen soll, was mich liebt; allein Gott will es, sein Wille geschehe.“

Die Bauern von Bartenshagen senden dem Herzog ein Feldgeschenk (Lebensmittel und Rohstoffe) nach Altona, damit er dort keine Not leidet.

 

Generalgouveneur Laval stattet Rostock einen Besuch ab und macht am 25. März in Begleitung des Intendanten Bremont eine Visite im Seebad. Professor Vogel erhält „die beruhigendsten und bestimmtesten Versicherungen, daß das Institut zu Doberan nicht allein durchaus nichts leiden sollte, sondern daß vielmehr alles ungehindert geschehen möge, was für den nächsten Sommer einen möglichst frequenten Zuspruch daselbst versprechen könne.“

So wird der Mai wieder ein Wonnemonat und es kommen mehr Gäste, als angesichts der Besetzung erwartet. Am 11. Juni sind es bereits 12 Wagen. Letztlich zählt man 908 Gäste.

 

Der Kamp wird wegen des zunehmenden Verkehrs eingehegt, um ihn von den umgebenden Fahrwegen abzugrenzen.

Hofmedicus Professor Dr. Samuel Gottlieb Vogel veröffentlicht unter dem Titel „Allgemeine Baderegeln zum Gebrauche für Badelustige überhaupt und diejenigen insbesondere, welche sich des Seebades in Doberan bedienen. Durch vierjährige Erfahrung bestätigt von Dr. S. G. Vogel.“ die noch heute gültigen Baderegeln.

Zusätzlich zu Johann Both mit seinem Rettungsboot werden Rettungsschwimmer eingeführt.

 

Am 24. Juni trifft die Nachricht vom Waffenstillstand von Tilsit vom 21. Juni ein und angesichts des für den 9. Juli festgesetzten Friedensschlusses trifft in der Nacht vom 7. auf den 8 Juli eine Estaffette über die Rückkehr des Herzogs Anfang August ein. Die Ritter des Landes unter Führung von Erblandmarschall Graf Hahn reiten dem Herzog und seinem Sohn Gustav bis Kröpelin entgegen.

An der Amtsgrenze 1,5 Meilen vor Doberan begrüßt die Herzogliche Badedirektion ihren Regenten und ab hier schließen sich viele Bewohner der Dörfer dem immer länger werdenden Zug an. Im Amtsgebiet empangen einige hundert Hauswirte den Herzog, Kurgäste sind mit Pferd und gekommen und begleiten den Zug . In Reddelich erwartet sie ein Trupp Doberaner zu Pferde, der den Zug ab hier anführt und die Herzogliche Suite in seine Mitte nimmt. Am Ortseingang erwarten sie als Gärtner und Gärtnerinnen gekleidete Doberaner mit Blumen, Kränzen und Früchten, und streuen Blumen auf den haltenden Zug, der nun vor hübsch gekleideten jungen Bürgermädchen zum Stehen kommt und dem Gedicht der Anführerin lauscht. Auch diese Gruppe schließt sich an und als der Anfang des Zuges die das Theater erreicht, übergibt eine weitere Gruppe junger Damen dem Landesvater einen Lorbeerkranz mit Silberteller auf einem Kissen von weißem Atlas.

Durch das Spalier der Bürgerschaft mit Gewehr bei Fuß und in Begleitung von Musik durchfährt der Zug die Ehrenpforte und als der Herzog die Suite verlässt, ertönen vom Jungfernberg Salutschüsse. Im Salon erwartet den Regenten bereits Charlotte von Dänemark und eine Deputation der Militär- und Zivilbehörden aus Rostock und dem Amt Doberan. Trotz schlechtem Wetters finden ein Feuerwerk und Illumination statt. Die ganze Stadt ist geschmückt und illuminiert.

 

Am Folgetag findet vor dem Haus des Pastors Röper eine Bewirtung für Hilfsbedürftige mit Speis und Trank bei Musik und abends eine Theateraufführung durch den Grafen von Hahn und zwei Theaterstücke durch Privatgesellschaften statt. Das Stück „Die Rückkehr“ von Kriegsrat F. von Ludwig und Kapellmeister Weber aus Berlin und mehrere vom Grafen Hahn gestiftete Folgestücke an den kommenden Abenden werden aufgeführt und ziehen außerordentlich viele Gäste von außerhalb an. Das Wetter bleibt schön und es werden viele Thee- und Spielpartien auf dem Kamp veranstaltet. König Christian von Dänemark besucht seinen Schwager und auch der Erbprinz Friedrich Ludwig kehrt am 20. August aus St. Petersburg zurück zur Familie.

 

Carl Theodor Severin ehrt seinen Auftraggeber durch eine Ehrenpforte am Heiligen Damm, die dem Triumph-Bogen in Paris nicht unähnlich sieht und zugleich als würdevolle Verbindung zwischen dem Festplatz und der Seebrücke dient sowie als Aussichtsplattform und Schattenspender. Durch die Ereignisse konnte Severin das Palais nicht rechtzeitig fertig stellen, sodass der Herzog im Haus des Amtssekretärs Krieg Am Kamp 21 wohnt.

Der Herzog macht Kammerdirektor Brünning zum neuen Badeintendanten als Nachfolger für den verstorbenen Von Dorne und bedankt sich bei den Bartenshäger Bauern mit der Schenkung von Ländereien.

 

Friedrich Ludwig Röper schreibt über das Doberaner Wasser, dass ein Engländer dieses untersucht habe und die Quelle beim Forstgebäude sich zu dem besten englischen Porter und Ale vollkommen eignet. Der Kaufmann Mühlenbruch bereitet feine Liköre, die bei Kennern berühmt sind.

zum Badeleben in Doberan schreibt Friedrich Ludwig Röper:

Überhaupt ist in Doberan jetzt fast alles auf die Badezeit berechnet, die Häuser sind alle zur Aufnahme der Fremden eingerichtet, die neuen bloß dazu gebaut, die Zimmer deshalb größtenteils ohne Öfen, und die Häuserbesitzer zum Teil sehr dürftig, weil sie ihre Häuser oft bloß mit fremdem Gelde gebaut haben, durch die Lustbarkeiten der Sommermonate zum Müßiggang und zur Üppigkeit verleitet werden, und aus ihrer guten Ordnung kommen. Gleichwohl ist es unleugbar, dass im Ganzen der Ort sehr an Wohlstand gewonnen hat, aber nicht an Moralität und guten Sitten.

(Geschichte und Anekdoten von Doberan in Mecklenburg, Friedrich Ludwig Röper, 1808)

 

Statistik:
Doberan hat 1.349 Einwohner. Es kommt 1 Geburt auf 26 Einwohner und es gibt 50 Geburten in diesem Jahr. Doberan hat 127 Häuser.

F. L. Röper zählte die folgenden Gewerke auf:
1 Apotheker, 1 Chirurgus, 1 Konditor, 1 Mahler, 1 Müller, 1 Musikant, 1 Nagelschmied, 1 Pfeifenmacher, 1 Pantoffelmacher, 1 Glaser, 2 Maurer, 2 Radmacher, 2 Perückenmacher, 2 Raschmacher, 2 Böttcher, 2 Schutzjuden, 3 Schmiede und Schlösser, 3 Schlächter, 3 Töpfer, 3 Riemer und Sattler, 3 Bäcker, 4 Zimmermeister, 4 Gastwirte, 6 Fuhrleute, 8 Tischler, 8 Krämer, 12 Schneider, 19 Weber, 20 Schuster. Außerdem ist im Kloster eine Brauerei eingerichtet.

Während der Badezeit gibt es auch fremde Kaufleute, Frisöre und Reseurs, sowie einen Zahnarzt, einen Petschierstecher oder Steinschneider, einen Scherenschleifer, einen Uhrmacher und oft auch Porträtmaler und Künstler in Doberan, welche mit den Badegästen auch wieder abziehen.

Eine andere Quelle nennt: 3 Schlächter, 3 Töpfer, 3 Sattler, 3 Bäcker, 4 Zimmermeister, 4 Gastwirte, 6 Fuhrleute, 8 Tischler, 12 Schneider, 20 Schuster, 8 Krämer, 19 Weber, 1 Apotheker, 1 Conditor, 1 Tapezierer, 1 Nagelschmied, 1 Pantoffelmacher, 2 Maurer, 2 Böttcher, 1 Maler, 1 Müller, 1 Drechsler, 1 Musikant, 1 Pfeifenmacher, 3 Schmiede und im Kloster existiert noch die Brauerei.