1824

Professor Vogel bezeichnet diese Saison als „besonders glänzend“. Viele Fürsten höchsten Ranges sind nach der Verbindung der mecklenburgischen Regentenfamilie mit Preußen unter den einen Rekord aufstellenden 1.514 Gästen. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen in Begleitung des Kronprinzen und er Prinzen Carl und Wilhelm und der Prinzessin Luise besuchen ihre Alexandrine und auch ihre Schwester Charlotte kommt am 21. August aus Russland mit ihrem Mann und Thronfolger Nikolaus. Anlässlich dieser freudigen Wiedervereinigung der Familie entsteht das Gedicht „Die drei Schwestern.“ Der Preußenkönig ist an der Ostsee derart ausgelassen, dass über ihn geschrieben wird:

„Der Frohsinn des vortrefflichen Königs gewiss alle Anwesenden hin und die vielen gegenwärtigen Preußen meinten: wenn sich doch der König nur einmal so seinem Volke öffentlich zugesellte, wie hier zum Beispiel an der öffentlichen Tafel, nach dem Beispiel unseres Friedrich Franz, es würde des Jubels kein Ende werden und wäre es möglich, man würde ihn noch mehr lieben!“

Die Prominenz zieht viele Künstler an. Violonist Mühlenbruch tritt am 21. Juli auf und der Kaiserlich- und königliche Konzertmeister Joseph Gering aus Wien führt „Salomons Urteil“ auf. Professor Lithander aus Stockholm sorgt mit seinen Zwillingstöchtern für musikalische Unterhaltungen, der große Künstler und erster Soloklarinettist des königlichen Conservatoire in Paris Iwan Müller spielt vor dem Großherzog in den Palais in Doberan und Rostock und im Theater ist der Großherzoglich-Badensche Kammersänger und Hofschauspieler Walter in Gastrollen komischen Charakters aktiv. Mehrmals werden die weberschen Opern „Preciosa“ und „Freischütz“ aufgeführt und vor der Feier des 10. August wird das Lustspiel „Pribislaw II.“ von Tenellu und Musik von Dehlsen aufgeführt.

Der Heilige Damm wird an die neu eröffnete Schiffslinie Travemünde-Kopenhagen angebunden. Die „Prinzessin Wilhelmine“ legt Dienstag von 5 bis 6 Uhr auf dem Weg nach Kopenhagen und Samstag von 6 bis 7 Uhr auf dem Weg nach Travemünde an.

Mit Hinblick auf zunehmend zu erwartende Besuche aus Alexandrines Heimat Berlin entstehen befestigte Vollchausseen zwischen Doberan und dem Heiligen Damm und von Doberan über Parkentin und Mönkweden nach Rostock

Auf dem Kamp entsteht in einer Boutique die Struvesche Kunstbrunnen-Anstalt, in der in verschiedenen Trinkzimmern verschiedenes natürliches Mineralwasser verkauft wird. In einem Laboratorium nebenan werden Zusätze gemischt, wie Eselinnenmilch von eigens auf dem Kamp gezüchteten milchenden Eselinnen.
Professor Vogel erhält angesichts der steigenden Besucherzahlen und des fortschreitenden Alters Hilfe von weiteren Badeärzten, Leibarzt Wittstock aus Ludwigslust, Medizinalrat Becker und Leibarzt Sachse.  Severin kann sein Wohnhaus beziehen. Bauconducteur Johann Christoph Heinrich von Seydewitz stirbt im Alter von 76 Jahren.