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Bad Doberan und das Gießkannenprinzip

Bad Doberan begrüßt in diesen Wochen wieder viele Gäste. Einige kommen nicht zum ersten Mal und sehen, dass die Münsterstadt sich verändert hat. Die immer wieder kritisierte Goethestraße ist nun in Ordnung, zwei Schandflecke an ihr sind verschwunden, das alte Rathaus am Markt strahlt im neuen Glanz und auch die ehemalige Kinderkrippe in der Beethovenstraße, gleich neben der gerade in Sanierung befindlichen Schule. Das Amtshaus wird saniert, das Klosterareal ist zum schönsten Park der Stadt geworden. Auch in Heiligendamm sind die Veränderungen sichtbar. Ein neuer Parkplatz ist entstanden, eine feste Strandversorgung und sogar eine neue Ferienresidenz. Was die Gäste nicht wissen: Den größten Teil der langen Aufzählung haben private Investoren realisiert: Die genannten drei sanierten Villen und das alte Rathaus wurden durch private Käufer gerettet, das Amtshaus (und zuvor schon Kornhaus und Hausmeisterhaus) durch die Kirchengemeinde und auch für die Vitakost-Ruine gibt es ein privates Engagement. Die Strandversorgung ist durch einen Heiligendammer Einwohner entstanden und auch in der Ferienresidenz stecken private Gelder. Die Stadt hat für das Weltkulturerbe das Kloster-Areal hergerichtet, als Ausgleich für die weggefallenen Parkplätze in Heiligendamm den Saisonparkplatz und zusätzlich einen Spielplatz geschaffen und die nun einmal völlig kaputte Goethestraße saniert. Sie hat in Notwendigkeiten investiert. Alles andere und neue ist Privatengagement und man muss nicht lange suchen, um genügend Schandflecken im städtischen Verantwortungsbereich zu finden. Der Saisonparkplatz und Spielplatz in Heiligendamm glänzen (noch!), der Kurwald verwuchert und wird sichtbar vernachlässigt, obwohl seine Pflege über die Kurtaxe finanziert wird. Das Klosterareal wird schön und bunt, der Kamp wird behandelt, wie irgend ein Platz. Viel Geld fließt in den Kollbruchweg und zwischen der Rostocker Straße und dem Wallbach warten die Menschen schon seit Jahren vergeblich auf feste Straßen. Für den Tourismus wird mal hier und mal da Geld ausgegeben, selten genug und nie mit einem Gesamtbild vor Augen. Dementsprechend sieht der „Garten“ aus: Hier blüht es und dort ist alles verwelkt. Was man eigentlich von überschuldeten Privathaushalten kennt, ist im Rathaus gängige Praxis: Wenn Geld da ist, wird es ausgegeben, um Mängel zu beseitigen, also Löcher zu stopfen. Investiert wird kaum, nur „bezahlt“ und um dieses Gießkannenprinzip finanzieren zu können, sollen andere blechen: Die Gäste über Kurtaxe und Parkgebühren und die Einheimischen über Steuern, wie z. B. die Gewerbesteuer, über deren Erhöhung nachgedacht wird. Was haben unsere Gäste und wir von den einzelnen Investitionen und was bringen sie der Stadt langfristig an Einnahmen? Wie können wir das Geschaffene erhalten und verbessern? Fragen, die zu selten gestellt werden.

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