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Bad Doberans Demontage

Der Kreisstadtstatus ist weg, das Amtsgericht soll weg und Heiligendamm steht still.
Gerade zieht die 626-Einwohner-Gemeinde Breege auf Rügen mit Kapitänshäusern samt Schwimmbad und Yachthafen an uns vorbei, während im „mondänen“ Heiligendamm Holzbuden als Strandversorgung entstehen. Einen Yachthafen hat das älteste deutsche Seebad nicht – ein Treppenwitz der Geschichte. Selbst die Erfüllung der Seeheilbad-Kriterien ist schöngefärbt: Das Sozialministerium zählt in seiner Antwort auf eine Anfrage auf, wie die Kriterien erfüllt werden: „Das Häuserensemble am Kurhausplatz bildet den architektonischen Mittelpunkt des Ortsteils.“ schreibt Silke-Maria Pressentin. Oder „Die Autofreie Strandpromenade mit der Seebrücke im Ortskern bietet optimale Erholungsmöglichkeiten und stellt eine Ruhezone dar, ebenso wie der gesamte Strandbereich.“ und „Es befinden sich zwei öffentliche Toiletten in Heiligendamm…“ Besonders interessant ist die Antwort auf die Frage, wie die Weiße Stadt am Meer die Forderung des Kurortgesetzes nach einem Kurpark erfüllt: „Ein Kurwald dient ebenso wie ein Kurpark der Erholung und ist gleichzusetzen.“ ist sich Pressentin sicher. Zuletzt weist sie auf das 6 km entfernte Bad Doberan hin und gibt somit zu, dass der Ortsteil nur wegen seiner Zugehörigkeit den Seeheilbadstatus bekommen hat. Heiligendamm hat in den Augen Schwerins alles – mehr braucht der „Leuchtturm“ nicht. Also kann jedes Dorf in Mecklenburg-Vorpommern See(heil)bad werden: Es muss nur eine Hand voll hübsche Häuser an einem Platz in Meeresnähe, 100 Meter Strandpromenade und einen Steg ins Wasser haben, einen Wald mit Wegen und Bänken versehen und den Rest der Kriterien zusammen mit einem anderen Dorf erfüllen oder eine Kurklinik ansiedeln – die erfüllt gleich ein Gros der Kriterien, auch wenn kein Urlauber und Tagesgast das bemerkt. Gefährlich wird es, wenn jemand gegen die Kurtaxe klagt, denn die Aussicht auf Erfolg ist nicht schlecht. Am Ende könnte man ohne Kurtaxe da stehen. Das scheint Schwerin egal zu sein, wie auch die anderen Belange der Region Bad Doberan, wie eben Kreisstadtstatus und Amtsgerichtssitz. Es ist es Aufgabe der Lokalpolitik, die Landesregierung zur Vertretung der Bürgerinteressen zu bewegen. Solange unsere Stadtvertreter aber nur mit sich selbst beschäftigt sind, kann das Land wegsehen und unsere Heimat demontieren. Wenn die Volksvertreter sich nicht für unsere Region einsetzen und die Bürger auch nicht – wen soll es dann kümmern?

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