1806

Im Gegensatz zum Vorjahr ist in diesem Jahr schon der Mai „ein wahrer Wonnemonat“ und „die Badezeit besonders angenehm.“ Es kommen 1.304 Gäste, darunter König Christian von Dänemark mit seiner frisch angetrauten Friederike von Mecklenburg (-Schwerin).

Das Schauspielhaus auf der rechten Seite neben dem Logierhaus ist bereits nutzbar, sodass am 2. Juli die erste Vorstellung vor 300 Gästen stattfindet. Mitinitiator von Dorne stirbt in diesem Jahr. Während der Saison spielt ab sofort das Schweriner Hoftheater unter den Direktionen von Kübler, Heinze, Ohlhorst und Löwe und unter den Leitungen von Krickelberg, Krampe und dem Geheimen Hofrath Söllner auf. Besonders beliebt ist die Oper, zu der auch von außerhalb Gäste extra ins Seebad kommen.

Das Schauspielhaus ist 138 Fuß lang, 62 Fuß tief und 34 Fuß hoch und kann 800 Personen fassen. Außer der Theater-Loge und der Gräflich-Hahnschen Loge für den Unterstützer Erbfeldmarschall Graf von Hahn gibt es keine weiteren Logen. So sollen Rangstreitigkeiten von vornherein ausgeschlossen werden. Es gibt Parquet, Parterre und die Galerie und F. L. Röper hebt besonders hervor, dass man vor Zugluft geschützt ist, ohne doch, wegen der Höhe und der im Plafond angebrachten Öffnungen so sehr von der heißen Stickluft zu leiden, als bei einem ganz vollen Hause sonst gewöhnlich der Fall zu sein pflegt.

Der Herzog ist von Carl Theodor Severins Plänen für ein Palais begeistert und erteilt ihm den Auftrag. Bis auf die Fundamente kann in diesem Jahr aber nichts gebaut werden.

Napoleon Bonaparte startet seinen Feldzug gegen Preußen und die Grande Armée unter Bernadotte verfolgt die unterlegenen Truppen Blüchers bis nach Mecklenburg, wo es am 1. November bei Nossentin, am Folgetag bei Crivitz und am 7. November bei Ratekau zu Gefechten kommt. Mangels Munition und Lebensmitteln kapituliert Blücher in Ratekau, während die Franzosen das Land plündern. Napoleon lässt über seinen Boten am 28. November ausrichten, dass Frankreich das Land Mecklenburg nicht länger als neutral betrachtet, weil es den Truppen Durchlass gewährt hat. Mecklenburg wird als Kompensationsobjekt für die „unrechtmäßige Besetzung der Moldau und Wallachei durch Russland angesehen.“ Binnen weniger Tage besetzen die Franzosen alle wichtigen Orte, entwaffnen die mecklenburgischen Truppen und lösen sie auf und setzen den General Laval als Generalgouveneur über Mecklenburg ein.

Laval trifft am 13. Dezember in Schwerin ein und vereidigt alle Beamten auf Kaiser Napoleon. Das mecklenburgische Wappen wird landesweit durch den französischen Reichsadler ersetzt. Herzog Friedrich Franz I. versucht von Ludwigslust aus, Napoleon umzustimmen, erhält aber statt einer Antwort am 22. Dezember den Befehl, mit der ganzen Familie das Land zu verlassen. Am 19. Dezember schreibt er an Professor Vogel:

„Thun Sie was Sie können für mein so liebes Doberan, ich binde es Ihnen in meinem Unglück auf die Seele.“

Professor Vogel schreibt am 27. Dezember dem Generalgouveneur Laval einen Brief auf französisch, in dem er die Badeeinrichtungen und ihre Entwicklung darstellt und darum bittet, dass „Ew. Exc. Sie auch mit allem, was zu ihr gehört gnädigst unter ihren besonderen Schutz nehmen werden, damit die vorbereitenden Maßnahmen, die jetzt für die nächste Saison getroffen werden müssen, in keiner Weise behindert oder verzögert werden möchten.“