1823
Die Saison beginnt am 9. August mit dem Einzug der großherzoglichen Familie und einer Feier im Schauspielhaus. Am Folgetag wird der Regent mit Musik vom Balkon des Musiktempels geweckt und um 9 Uhr unter Minutenfeuer der Kanonen der Fregatte und Schaluppe am Heiligen Damm empfangen. In den Sälen in Doberan und am Heiligen Damm findet eine große Festtafel zum Mittag statt und abends wird im Theater „Der Freischütz“ aufgeführt. Nach der Abendtafel erwartet die Gäste ein freier Volksball bei Illumination. Am 11. August beginnen dann die viertägigen Rennen, erstmals um 10:30 Uhr auch das Friedrich-Franz-Rennen um die Goldene Peitsche. Abends gibt es wieder einen Ball und am 14. August einen von Erbgroßherzog Paul Friedrich gegebenen Abschlussball für jedermann.
Bereits am 10. Februar werden per Gesetz die Pferderennbahn, der Rennverein und die Ausrichtung von Pferderennen majorisiert. Es wird festgelegt, dass die Rennen jedes Jahr am 13. August stattfinden und mit dem Bauernrennen für Pferde der Landbevölkerung beginnt. Vermutlich ist damit der Doberaner Rennverein der erste behördlich / fürstlich sanktionierte Rennverein in Deutschland.
Die Rennbahn ist inzwischen fertig gestellt. Der Rennverein nimmt den englischen Hengst „Highflyer“ ins Wappen auf. Die Rennstätte wird zur allgemeinen hippologischen Prüfungsstelle für die nun im ganzen Land entstehenden Rennställe, wie Ivenack, Basedow, Cummerow und Zierow. Auch in Preußen und Hannover kann man Rennställe für Doberan gewinnen. Der Rostocker Auszug der neuesten Zeitungen veröffentlicht erstmals Ankündigungen für die Pferderennen im Rahmen des Programms des Erinnerungsheftes der glücklichen Rückkehr des Großherzogs am 10. August 1807.
Ab diesem Jahr finden zwei Alexandrinenrennen statt. Der Sieger des ersten Alexandrinenrennens erhält einen vergoldeten Alexandrinenbecher und der des zweiten einen versilberten. Die Ursprungsform des Alexandrinenbechers entwarf der preußische Baumeister Karl Friedrich Schinkel, der auch schon zu Ehren ihrer Mutter Luise das Luisendenkmal in Gransee schuf und am Bau des Luisen-Mausoleums in Charlottenburg beteiligt war. Die Form verändert sich im Laufe der Jahre, Hersteller bleibt aber stets der preußische Hofgoldschmied. In ihm sind die Daten des Rennens eingraviert.
Carl Theodor Severin schließt den Bau seines Wohnhauses und des Prinzenpalais ab und baut im Auftrag des Großherzogs einen Frühstückssaal in ovaler Form an die Parkseite des Palais an (Ovaler Saal). Zugleich beginnt er in Rostock mit dem Bau einer Polizeiwache (Neue Wache). Das Stahlbad wird ebenfalls fertig gestellt, aber die Abschlussarbeiten ziehen sich noch bis in das Folgejahr hin.
Friedrich Wilhelm III. von Preußen kommt zu Besuch bei seiner Tochter Alexandrine, Herzog Adolphus Frederik von Cambridge besucht in Doberan Verwandte des Hauses Strelitz) und Felix Mendelssohn-Bartholdy macht Urlaub im Seebad.
Vergleich:
In Brighton entsteht der Chain pier.
Mit Putbus-Lauterbach ist nach Doberaner Vorbild eine Stadt in Küstennähe mit vorgelagertem Bad entstanden.