1860

Am Ende der Villenreihe wird das größere Haus F (Haus Bischofsstab) fertiggestellt. Es dient vorrangig als Gästehaus des großherzoglichen Hofes. Die Pläne für eine Restauration werden verworfen und die freigelassene Lücke soll mit zwei weiteren Logierhäusern bebaut werden. So wird mit dem Bau des Hauses G (Villa Schwan) begonnen.

 

Weil die Benennung mit Buchstaben nur eine Übergangslösung war, bekommen die Villen nun die üblichen römischen Ziffern zugeteilt: Haus A wird Haus I, Haus B wird Haus II usw..

 

Hinter der Villenreihe am Heiligen Damm entsteht ein länglicher Bau ähnlich der Boutiquen auf dem Kamp mit demselben Zweck einer Kaufhalle (Kolonnaden). Die Boutiquen auf dem Kamp werden abgerissen, da sie dort nach dem Aufschwung des Bades am Heiligen Damm nicht mehr benötigt werden. Hinter den Kolonnaden im Wald entsteht eine Kegelbahn und es wird eine Krankenschaukel gegen Schwindsucht gebaut. Dr. Kortüm hält inzwischen alle Krankheiten durch eine Seebad-Kur für heilbar, außer Geisteskrankheiten, Krebs und Schwindsucht.

Die Gäste bemängeln die Feuchtigkeit in den neuen Logierhäusern. Da es sich um reine Sommerhäuser handelt, wurden keine festen Öfen vorgesehen aber Schornsteine gebaut, um an kalten Sommertagen Kanonenöfen anschließen zu können. Dadurch, dass die Räume jedoch nicht permanent gleichbleibend temperiert sind, kondensiert die feuchte Salzluft an den kälteren Wänden. Zunächst ignoriert man das Problem, da es sich hauptsächlich auf das rückwärtige Souterrain bezieht, in dem sich die Garderoben und Dienstbotenzimmer befinden. Weil derartige Probleme aber in einem derartigen Seebad nicht auftreten dürfen, stellt die Badedirection auf Anfrage transportable Kanonenöfen zur Verfügung. Diese lassen sich problemlos an die vorhandenen Schornsteine anschließen.

 

Es entstehen eine Bibliothek mit Lesezimmer im Salon. Die Badeintendantur gibt im Salon Reunions, im Wald entstehen Leichtbauten an den Sportstätten, in denen man sich zum Kaffee und Tee trifft und am Preisschießen, der Lotterie oder Konzerten teilnimmt. Dreimal in der Woche kommt das Musikkorps der Großherzoglichen Harmonie an den Heiligen Damm und auch für Abendunterhaltung ist hier nun gesorgt. Fast jede Woche kommen Künstler an den Heiligen Damm, ein segelboot für 20 Personen lädt zu Wasserpromenaden ein, auch der Großherzog hat sich zwei elegante Schaluppen vor Anker legen lassen, die er an Gäste vermietet. Der Rostocker Dampfer „Obodrit“ bringt Gäste nach Wismar und Kopenhagen bzw. holt von dort Gäste ins Seebad. Beim An- und Ablegen wird er mit Salutschüssen begrüßt.