1918
In Neustrelitz wird Großherzog Adolf Friedrich VI. von Mecklenburg (-Strelitz) am 24. Februar tot im Kammerkanal aufgefunden. Das Haus Strelitz steht durch das Fehlen von Erbnachfolgern und die erfolglose Suche nach dem einzig unter Umständen in Frage kommenden Nachfolgers vor dem Aus. Laut Testament soll das Patenkind des Großherzogs die Erbfolge antreten, wenn er nach Neustrelitz umziehen und eine dynastische Absprache vornehmen würde. Dieser Wunsch widerspricht jedoch den Hausgesetzen, die beim Aussterben einer Linie vorsehen, dass das Land an die andere Linie fällt. So wird Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg (-Schwerin) Verweser des Landesteils Mecklenburg (-Strelitz). Er versucht eine dynastische Absprache aber die Kriegsereignisse machen den Kontakt zum im Exil lebenden unter Umständen erbberechtigten Carl unmöglich.
In Wilhelmshafen kommt es zu Meutereien unter den Matrosen, die sich dagegen wehren, als letztes Aufgebot in den verlorenen Krieg geschickt zu werden. Aus der Revolte entspringt eine Revolution, die ganz Deutschland ergreift.
Am 4. August wird das Hoflager der Gendarmeriestation in Heiligendamm aufgelöst und am 11. November um 11 Uhr schweigen in ganz Europa die Waffen.
Noch am 4.November versucht Großherzog Friedrich Franz IV. eine Verfassungsänderung mit einer Verkündung aus eigener Hand. Ihm fehlt jegliches Gespür für die sich anbahnende Revolution und selbst als am 7- November die Republik proklamiert wird, verkennt er völlig die Konsequenzen und wird vom Einzug der Arbeiter- und Soldatenräte in Mecklenburg am Folgetag völlig überrascht.
Am 9. November dankt Kaiser Wilhelm II. ab, nachdem vor ihm schon die Mehrheit der deutschen Fürsten unter dem Druck der Revolutionäre die Abdankungen erklärten.
Drei Tage nach dem deutschen Kaiser dankt am 14. November als wahrscheinlich letzter deutscher Fürst auch Friedrich Franz IV. ab. Auch jetzt sieht er nicht die Konsequenzen und bestimmt seinen Sohn Christian Ludwig als Nachfolger.
Das Gymnasium Doberan erhält eine Gedenktafel mit der Aufschrift von Horaz:
Dulce et decorum est pro patria mori – Süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu sterben.
Man gedenkt damit den gefallenen 6 Lehrern in 111 Schülern des Fridericio-Francisceum.
Insgesamt forderte der Krieg in Doberan 214 Todesopfer, im heutigen Kühlungsborn waren es 119 und in Neukukow 74.
Der Ostsee-Bote meldet am 18. November:
„Acht Söhne für den Heeresdienst gestellt hat die Witwe Sophie Both zu Roggow bei Neubukow, von denen leider drei gefallen sind. Der Mutter ging jüngst ein Gedenkblatt mit einer Widmung vom Großherzog sowie sein Bildnis zu.“
Im Zuge der Revolution werden die Fürsten enteignet. Weil Heiligendamm nur zum Teil der Herzogsfamilie gehört und zum anderen Teil der Anteilseigner der Ostseebad Heiligendamm GmbH und Privatleuten, kommt es zu einem Streit der Ämter um die Zuständigkeit für die Verpflegung der Soldaten im aus Unwissenheit vollständig besetzten Seebad. Am Ende bekommen alle ihre Besitztümer zurück und die Herzogsfamilie darf die drei Cottages weiterhin nutzen und bekommt im Rahmen der Fürstenabfindung auch das Jagdschloss Gelbensande zurück. Die ehemaligen Regenten halten sich mangels Regierungsgeschäften von nun an öfters auf ihren Gütern an der Ostsee auf. Die Ostseebad Heiligendamm GmbH geht nach dem Krieg in den Besitz der Hamburger Handelsbank über.