Halbzeit: Richtfest für die vierte der acht Villen der „Perlenkette“ in Heiligendamm
Drei Villen sind fertig, drei sind noch zu sanieren und genau dazwischen wurde heute die Richtkrone für Villa „Seestern“ hochgezogen. Diese Villa hat eine besondere Historie, die nun wieder zum Glanz und Leben erweckt wird.
Mit 35 Schlägen schlug Julius Jagdfeld den letzten Nagel in den Dachbalken der historischen Villa. Viele Gäste waren gekommen, um das Ereignis zu feiern. Anders als bei den Villen „Perle-Großfürstin Marie und „Möwe“ weinte der Himmel diesmal nicht Freudentränen. Zur Halbzeit schien die Sonne und schob ein seichter Wind die dunklen Wolken hinaus aufs blaue Meer. Ein Anblick, den die vielen Gäste noch einmal genossen. Nächstes Jahr um diese Zeit werden die Bewohner der dann fertig sanierten Villa ihn genießen – wann sie wollen und so oft sie wollen. Denn von den fünf Wohnungen sind bis auf die große im Dachgeschoss alle weg.
Bei Eintopf, Kaffee, Sekt und Bier trafen viele Leute aufeinander. Alte und neue Stadtvertreter und der Bürgermeister waren gekommen, Mitarbeiter der Behörden und viele Journalisten. Die Bilder und Filme von der Feierlichkeit in der Weißen Stadt am Meer machen wieder die Runde und die Zeiten der schlechten Nachrichten und des Stillstandes sind vorbei. Julius Jagdfeld erneuerte sein Versprechen, dass 2021 die letzte Baustelle angefangen wird. Bis dahin gibt es noch viel zu tun für das Team um Bauleiter Klaus Klingler von der EntwicklungsCompagnie Heiligendamm. Die Villa „Schwan“ wird gerade saniert, für die Kolonnaden wartet man noch auf die letzten Genehmigungen und der Neubau der Villa „Klingler“ zu Ehren des leitenden Architekten wartet auch nur auf grünes Licht. Entsprechend ist auch die kleine Einschränkung, die Jagdfeld hinterherschiebt: „Wenn die Genehmigungen schnell kommen“. Er lobt die konstruktive Zusammenarbeit mit der Stadt und den Behörden. Das war schließlich nicht immer so. Dass „wieder etwas geschafft wurde“ hätte vor zehn Jahren keiner mehr geglaubt. Jetzt ist die Hälfte zur Hälfte geschafft. Halbzeit in der Weißen Stadt am Meer.
Besondere Geschichte
Villa Seestern wurde 1856/57 im Auftrag des Großherzogs Friedrich Franz II. vom Architekten Theodor Fridrich Krüger. Charakterlich orientierte sich der Architekt am Landhausstil der Villa „Möwe“ nebenan, nahm auch die Holzornamente des Schweizer Stils auf und wählte darum ein flach geneigtes Satteldach. Wie alle Logierhäuser hat Villa „Seestern“ drei Geschosse, allerdings hat sich Krüger in der Horizontalen für vier Achsen und zusätzlich seitlichen Anbauten entschieden. Das gibt der Villa eine besondere Größe, ohne aber von der vorgeschriebenen Kubatur abzuweichen. Auch die vorgeschriebenen vier Familienwohnungen hielt der Baumeister ein. Krüger baute später auch Gutshäuser in diesem Stil. Die Villa „Seestern“ ist in mehrfacher Hinsicht ein Meisterstück und das wollte Krüger auch zeigen, indem er die verzierten Balkenköpfe und den Giebel mit Sprengwerk offen zur Schau stellte. Filigrane Balkongitter und Giebel-Ornamente zierten das Haus.
Die erste Besonderheit der Villa „Seestern“ ist, dass sie das letzte Logierhaus der Perlenkette nach Osten darstellen sollte. Darum gab es Entwürfe mit einem Turm an der Ostseite der Villa. Man entschied sich wohl dafür, die Villenreihe noch länger zu bauen und darum gegen den Entwurf. Nach ihr wurden die Villa „Anker“ und das Haus „Bischofsstab“ gebaut und zwischen dem „Seestern“ und dem „Anker“ sollte eine große Restauration entstehen. Von diesem Vorhaben rückte man schließlich ab und füllte die Lücke mit zwei weiteren Logierhäusern – den Villen „Schwan“ und „Hirsch“. Dadurch wurde die Villa „Seestern“ erst zum Mittelpunkt der „Perlenkette“.
Die zweite Besonderheit ist eine Abweichung in der Nutzung dieser Villa. In den 20er Jahren wurde sie umgebaut von einem Logierhaus mit vier separaten Wohnungen zu einer Pension. Statt vier großer Wohnungen gab es nun großzügige Pensionszimmer, einen Frühstücksraum mit Büffet, Café und Speisezimmer sowie ein Lesezimmer.
Unter dem Namen „Hotel Pension Seestern“ rückte die Villa in den Mittelpunkt der sonst vom Kurhaus versorgten Villenreihe. Um das zu betonen, verschob der Werbegrafiker prompt auch die Seebrücke vom Grand Hotel dorthin.
Nach zwei Kriegen und sowjetischer Besetzung ging die Villa zusammen mit allen anderen Gebäuden im „Sanatorium für Werktätige Heiligendamm“ auf und wurde zum Gästehaus für Patienten der Kurklinik. Sie trug den Namen „Walter-Rathenau-Haus. Im Zuge des Verkaufs des 26-Immobilien-Pakets in Heiligendamm durch die TLG erwarb die Kölner FUNDUS-Gruppe des Immobilieninvestors Anno August Jagdfeld Ende 1997 die Immobilie und begann nach der Wiedereröffnung des Grand Hotels mit den Planungen zur Sanierung.
Nach langem Stillstand auf Grund von Meinungsverschiedenheiten zwischen Politik und Investor um die Zukunft Heiligendamms konnten die 2004 begonnen Planungen 2018 komplettiert und am 9. November 2018 der erste Spatenstich für den Wiederaufbau der Villa „Seestern“ vollzogen werden.
Am 7. November 2019 fand das Richtfest für die Villa statt. Im kommenden Herbst werden die Bewohner ihre Residenzen beziehen.
Aufwändige Sanierung, hochwertige Residenzen
Die Villa „Seestern“ hat anders als zur Erbauung fünf statt vier Wohnungen. Das ist durch einen veränderten Schnitt, den Wegfall damals nötiger oder gefragter Räume und durch einen Ausbau des Dachgeschosses möglich. Weiterhin gibt es einen Keller für Abstellräume, Müllraum, Technikraum und Zugang zur zukünftigen Tiefgarage.
Da das Haus nie unterkellert war, wurde ein Keller vor das Haus gebaut. Das war möglich, weil das Haus weit genug zurück liegt und genug Abstand zwischen der Villa und der zukünftigen Tiefgarage ist. Die Außenwände und die Dachkonstruktion wurden ertüchtigt und unter Beibehaltung der originalen Bausubstanz wurden den heutigen Anforderungen entsprechend neue Wände mit Dämmung aufgebaut.
Bei Villa „Seestern“ erwies es sich als besonders schwierig, Wände zu entfernen. Da Krüger im Prinzip drei Hausteile nebeneinander setze, sind alle drei Innenwände tragend. Es kann nur sehr wenig davon entfernt werden. Auch ist das Dach so flach, dass keine Gauben möglich sind. Dementsprechend konnten Balkone nur an den Seiten entstehen und sind nach hinten gar keine Balkone möglich. Weil das Haus dort aber auch nie welche hatte, wurde auch in den anderen Wohnungen auf Balkone zur Straßenseite verzichtet. Die Beschreibung der Ausstattung ermöglicht eine Vorstellung von der Hochwertigkeit der Residenz:
„Bei der Restaurierung der „Villa Seestern“ werden ausschließlich hochwertige Materialien verwendet: z.B. wertvolle Beläge für die Böden, Naturstein in den Bädern, massive Holzfenster mit Beschlägen von Bisschopp. Deckenhöhen bis zu 3,20 m schaffen den Rahmen für ein repräsentatives Ambiente. Ein fernbedienbarer Gaskamin und auf Maß gefertigte Einbauschränke in den Schlafzimmern gehören ebenfalls zur Ausstattung.
Für größtmöglichen Komfort sorgen unter anderem der Personenaufzug sowie ein direkter Zugang zur geplanten Tiefgarage. Jede Wohnung verfügt über eine hochwertige Einbauküche, Fußbodenheizung und Sprossenfenster aus Holz mit Wärmeschutzverglasung.
Die Wohnungen in der „Villa Seestern“ verfügen über großzügige Balkone, Loggien oder Terrassen mit Flächen von 12 bis 50 m².“
Die Kosten für die Sanierung liegen im sechsstelligen Bereich und so sind auch die Kaufpreise für die Wohnungen in der einzigartigen Villa auf diesem Niveau. Zu den Kaufpreisen kommt ein monatliches Hausgeld, das sich an der Wohnungsgröße orientiert. Bei der größten Wohnung sind es 735,04 Euro. Die Erwerber können von der AfA-Abschreibung profitieren und wenn sie die Wohnung gewerblich vermieten wollen, zahlen sie einen „Netto-Kaufpreis“.
Im Erdgeschoss befinden sich eine 4-Zimmer-Wohnung mit 140,4 Quadratmetern Wohnfläche, Balkon und Terrasse für 2.380.482 Euro und eine 2-Zimmer-Wohnuing mit 84,7 Quadratmetern Wohnfläche, ebenfalls Balkon und Terrasse für 1.422.960 Euro. Diese beiden Wohnungen sind bereits verbindlich reserviert.
Im Obergeschoss gibt es eine 120,8 Quadratmeter große Wohnung mit wahlweise vier oder fünf Zimmern und einem Balkon für 2.114.000 Euro und eine 73,8 Quadratmeter große 2-Zimmer-Wohnung mit einem Balkon. Diese beiden Wohnungen sind verkauft.
Über das ganze Dachgeschoss erstreckt sich eine 185,6 Quadratmeter große Wohnung mit fünf Zimmern und zwei Balkonen, also quasi Panoramablick. Die Wohnung ist für 3.080.960 Euro noch zu haben. Aber Villa „Schwan“ nebenan ist auch schon in der Vermarktung und dort sind noch vier der sechs Wohnungen verfügbar.
Fotos von und aus der Villa „Seestern“
Zum Richtfest gab es für die geladenen Gäste und Journalisten (in meinem Falle trifft beides zu) die Möglichkeit, viele Fotos zu machen und Eindrücke zu sammeln. Das habe ich natürlich gern für Sie gemacht:
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