Kloster Doberan mit Münster, Backhausmühle, Kornhaus, Hengstenstall, Marstall, Amtshaus, Forsthaus, Küsterhaus, Möckelhaus und Alte Klostervoggtei
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Kloster Doberan

Das Kloster Doberan geht zurück auf den Wendenfeldzug Heinrich des Löwen. Nachdem er 1160 mit Verbündeten am Kap Arkona die Slawenstämme östlich der Elbe besiegte und sich der Obodriten-Fürst Pribislaw ihm unterwarf, musste dieser Klöster stiften. Das erste Kloster entstand im heutigen Althof und wurde 1171 von Zisterzenser-Mönchen aus Amelungsborn bezogen. Es bestand aus einem kleinen Oratorium und vielen einfachen Wirtschaftsgebäuden. Üblicherweise bauten die Zisterzienser ihre Klöster dann nach und nach aus. Dazu kam es in Althof nicht, weil nach dem Tod Pribislaws Streitigkeiten ausbrachen, in Folge derer das Kloster zerstört und die Mönche und Konversen getötet wurden.

1186 wurde ein neuer Konvent ausgesandt, der aber ein neu gebautes Kloster weiter südlich am selben Bachlauf besiedelte. Dieses Kloster nannte man „Dobberan“ und den alten Standort „Alt-Dobberan“ und nach Umwandlung in eine Grangie „Olden Hof“ bzw. „Altenhof“ und daraus wurde „Althof“. Die dortigen Klosterbauten sind erst nach 1290 entstanden, als das Kloster Doberan fast vollendet war.

Die Zisterzienser leben nach den Regeln des Heiligen Benedict. ORA ET LABORA ist ihr Leitspruch – BETEN UND ARBEITEN. Herzstück des Klosters ist dann auch das Oratorium – also das Gebetshaus. Das ist das Doberaner Münster, wie wir es heute kennen. An ihm befand sich die Klausur. Im Osten bestand sie aus einem Gebäude, das sich vom Oratorium nach Süden gliederte in das Armarium zur Aufbewahrung der gottesdienstlichen Bücher, den Kapitelsaal, der als Sitzungssaal der Mönche diente und dem Scriptorium, in dem die Mönche arbeiteten – schrieben, lasen, zeichneten, planten usw.. Über eine Treppe gelangten sie ins Dormitorium, den großen Schlafsaal. Später hatte man den Mönchen auch einzelne Schlafkammern ermöglicht. Im Westen verlief parallel dazu das Konversenhaus. Konversen waren die Laienbrüder, die körperliche Arbeiten erledigten. Sie hatten einen eigenen Konversensaal und ein eigenes Refektorium und schliefen ebenfalls im Saal unter dem Dach. Verbunden waren die beiden Flügel an der Südseite durch einen Flügel, der von Ost nach West aus dem Kalefaktorum – der Wärmestube – dem Refektorium (Speisesaal) der Mönche und der Küche bestand. Der so verbleibende Innenhof diente als Kreuzgang.

Angebaut an den Konversentrakt war ein Back- und Brauhaus, am Kapitelsaal war eine Bibliothek angebaut und es gab eine direkte Verbindung zum Abtshof mit Parlatorium   (das war der Raum, in dem die Brüder reden durften), Spital, Wirtschaftsgebäude und Abtsresidenz. In unmittelbarer Nähe zum Oratorium gab es an der Westseite eine Sägemühle und nördlich hinter dem Friedhof einen Schuhhof. Der Friedhof an der Nordseite des Oratoriums diente vier Jahrhunderte den Mönchen als letzte Ruhestätte. Das 2020 aufgestellte Kreuz erinnert daran. Nebenan lagern die bei der Neubelegung ausgegrabenen Gebeine der Verstorbenen im Karner, der auch „Beinhaus“ genannt wird. Etwas weiter nordwestlich befindet sich seit über 200 Jahren eine Ruine eines zuletzt als Wollmanufaktur genutzten Gebäudes. Ursprünglich befand sich hier das Spital des Klosters.

Im südlichen Teil des ca. 2 Quadratkilometer großen Klosters gab es ein großes Wirtschaftshaus mit Wassermühle, in dem gemahlen, gebacken und gebraut und gelagert wurde. Gegenüber gab es ein damals doppelt so langes Kornhaus und hinter diesem einen Klostergarten oder genauer gesagt Abteigarten. Zum Kloster gehörte auch an der Westseite das Pförtnerhaus und als Besonderheit eine eigene Kapelle für Pilgerer, denn Doberan war wegen eines Hostienwunders ein Wallfahrtort. 1883 baute der Restaurator G. E. Möckel sein Wohnhaus an diese Stelle. Umgeben ist das Kloster von einer 1400 Meter langen Backsteinmauer.

Da es sich beim Doberaner Münster um die Grablege vieler Regenten und Angehörige der mecklenburgischen Herrscherhäuser handelt, gab es auch ein Gästehaus und neben diesem ein weites Klostertor in den inneren Bereich des Klosters. An der Stelle des Gästehauses entstand im 17. Jahrhundert ein Jagdschloss, an dessen Abbruchstelle man 1795 das heutige Amtshaus baute. Ebenfalls zum Kloster gehörte die Vogtei mit dem Hengstenstall, der heute als einziges Gebäude noch in Grundzügen vorhanden ist. Das Torhaus und der Marstall sind erst um 1660 und 1795 entstanden. Zum Kloster gehörte auch eine vorgelagerte Grangie mit Ställen und Scheunen auf dem heutigen Kammerhof. Es gab insgesamt 27 Grangien, auch als Sägemühlen, Glashütten, Fischereien und Salinen. Die Doberaner Mönche durften im eigenen Stadthof in Rostock handeln und sogar zollfrei Bier verkaufen und auch Gäste empfangen. Daher gibt es in Rostock einen „Doberaner Hof“. Die Hütter Klosterteiche bei Parkentin wurden von den Zisterziensern angelegt und man nimmt an, dass sie im Quellental entweder direkt Wein angebaut oder das Quellwasser zum Keltern verwendet haben.  

Das Kloster Doberan war reich und angesehen und hatte ein Tochterkloster in Berent (später Umzug nach Pelpin). Auch das Kloster Dargun wurde von Doberaner Mönchen zusammen mit Brüdern aus Esrom wiederbesiedelt. Der Abt des Klosters Doberan war auch Kurator der Universität Rostock.

Mit der Reformation durch Martin Luther erfolgte am 7. März 1552 die Auflösung des Klosters. Bis zum Dreißigjährigen Krieg hielt sich der Verlust an Bausubstanz in Grenzen. Es gab Abtragungen zur Gewinnung von Baumaterial, zugleich sind aber auch Instandsetzungen dokumentiert. Als zum Ende Dreißigjährigen Krieg selbst das Münster als Stall und Lagerhaus genutzt wurde und man Steine für den Schlossbau in Güstrow abbrach, intervenierte Herzog Ulrich von Mecklenburg für den Erhalt der Grablege. Zwischen 1883 und 1896 wurde das Münster von G. E. Möckel saniert und nach seinen eigenen Vorstellungen umgestaltet. Seitdem gibt es fortlaufend Reparaturen, Sanierungen und Forschungen.

Das Kornhaus war schon seit 1843 eine Schule, im Hengstenstall gab es eine Badeanstalt, im Marstall eine Turnhalle und später einen Bauhof, im Amtshaus waren zuletzt das Arbeitsamt und die Stadtbibliothek untergebracht, im Wirtschaftsgebäude wurden Pferde für Redefin ausgebildet. In der DDR diente das Münster weiterhin als Kirche, die anderen Gebäude wurden unterschiedlich genutzt. Seit der Wiedervereinigung kümmern sich Vereine und Verbände um den Erhalt der Anlage, zu deren Besonderheiten es gehört, dass Grundstück und Bauwerk nicht überall miteinander verbunden sind. Das Kornhaus ist heute multikulturelles Zentrum mit Jugendkunstschule und Café, das Amtshaus ist das Gemeindehaus des Klosters, das das Landreiterhaus ist ein Wohnhaus, das Küsterhaus wird noch saniert, der Hengstenstall ist ein Veranstaltungsraum, das Torhaus beherbergt ein Café und einen Klosterladen und der Marstall Wohnungen, Geschäfte und das Besucherzentrum des Klosters. Die 1979 durch Brandstiftung abgebrannte Ruine soll wieder ein Dach bekommen und Veranstaltungsraum, und Erlebnisgastronomie werden. Im Mühlenteil ist die Wassermühle wieder in Betrieb.

Der Begriff „Münster“ stammt vom griechisch-lateinischen Wort „monasterium“ für „Kloster“. Im Englischen bezeichnet „monastery“ explizit die Klosterkirche. Das Münster ist zwar eine gotische Kathedrale, aber kein Dom. Ein Dom bezeichnet eigentlich – es gibt Ausnahmen bei sehr bedeutenden Kathedralen – eine Bischofskirche und das war Doberan nicht. Der Sitz der Diözese, der Doberan angehörte, war der Schweriner Dom.

Weitere Informationen gibt es bei Führungen durch das Kloster und im Besucherzentrum des Klosters Doberan.

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