Molli und Münster erfolgreich, Meer kann mehr.
Während Bad Doberan in die neue Saison startet, schauen die Touristiker zurück in die alte. Das Vorjahr übertraf das Spitzenjahr 2009: 324.489 Übernachtungen wurden registriert, mit 48% lag die Auslastung über dem Durchschnitt der Ostseeküste (35,2%) und des ganzen Landes (30,7%). Auch bei der Verweildauer überholt die Stadt mit 5,9 Tagen das Land (4,5 Tage). Vergleicht man die Vorjahre stellt man fest, dass im gewerblichen Bereich (Hotels, Pensionen und Kurkliniken) die Bettenzahl und Gästeankünfte gesunken sind (so z.B. im Grand Hotel). Es kommen mehr Gäste, die mehr bei Privatvermietern buchen und etwas länger bleiben. Nur darum sind die Übernachtungszahlen und Auslastung gestiegen. Der Blick in die Details zeigt, was die Gäste lieben: Die Molli hatte 566.000 Gäste und das Münster 167.000. Mit 20.000 Gästen folgt das Ostsee-Meeting, mit 10.000 der Biker-Gottesdienst, jeweils 3.500 Gäste zählten Zappanale und Schwanenrallye und 500 Teilnehmer hatte der DRK-Lauf. 300.000 Tagesgäste hatte Heiligendamm, das sind auf den Saison-Tag herunter gerechnet etwa 1.500. Bei dieser Menge im kurtaxpflichtigen Seebad würde man mit gut 400.000 Euro Kurtaxeinnahmen allein an Tagesgästen rechnen, plus Hotels, Pensionen, Kurkliniken und Privatanbieter. Da müsste doch die halbe Million locker zu schaffen sein. Tatsächlich nahm die Stadt nur 264.721,32 Euro an Kurtaxe ein. Entweder baden also in Heiligendamm fast nur Doberaner, dann ist das ein teures Privat-Strandvergnügen auf Kosten der Steuerzahler. Oder die vielen Gäste sehen nicht ein, wofür sie Kurtaxe zahlen sollen. Außer an Automaten können sie kaum Geld in Heiligendamm lassen, denn es gibt nur ein paar Restaurants und Imbisse, aber keine Bummelmeile mit Geschäften oder maritime Angebote, die man von einem Seebad erwartet. Gäbe es die, würde es in den Kassen klingeln. Die Stadt verzichtet so auf viel Geld, dabei ist Heiligendamm das Schwergewicht in der Statistik: Von den 324.489 Übernachtungen machten 156.272 allein Heiligendamm aus. Während alle gewerblichen Anbieter in Bad Doberan zusammen 135.608 Übernachtungen registrierten, schaffte Heiligendamm mit fast gleicher Bettenzahl 163.237 Übernachtungen. Die Gäste wollen ans Meer. Bei den privaten Gastgebern ist es umgekehrt: Bad Doberan verzeichnete 20.664 Übernachtungen und Heiligendamm nur 4.980. Allerdings hat Bad Doberan 672 private Betten und Heiligendamm nur 79. Bei der Verweildauer hat der Stadtteil am Meer wieder die Nase vorn. Durchschnittlich 5,9 Tage bleibt der Gast, bei Privatvermietern 5,6. In Bad Doberan bleibt er 4,6 Tage, bei Privatvermietern 4,4. Molli und Münster machen es längst vor, wie Bad Doberan seine Historie zu Geld machen kann. In Heiligendamm ist der Groschen noch nicht gefallen.