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Zu verschiedene Vorstellungen: Kein Fortschritt auf Wustrow.

Auf der Halbinsel Wustrow tut sich weiterhin nichts. Die Stadt Rerik und die zur Jagdfeld-Gruppe gehördenende FUNDUS-Tochter „EntwicklungsCompagnie Wustrow“ (ECW) haben zu unterschiedliche Vorstellungen von der Entwicklung der Halbinsel. Auch ein Verkauf kommt nicht in Frage: Die ECW hat Zeit.

 

Die Ostsee-Zeitung veröffentlichte am 06.10.2012 einen Artikel mit Interviews. Zu Wort kamen Reriks Bürgermeister Wolfgang Gulbis, der sich Ende 2011 noch mit dem Investor Anno August Jagdfeld getroffen hatte und von ihm in Frühjahr 2012 neue Ideen erwartete, die offenbar aber ausblieben (im Frühjahr hatte Jagdfeld mit der Insolvenz des Grand Hotels zu tun, kurz darauf hagelte es Kritik und Klagen gegen ihn).

Im Kern wird das Wustrow-Problem so dargestellt, dass die SPD-geführte Stadtvertretung Reriks die Pläne der ECW als zu groß ansieht. Von 2.100 neuen Wohnsitzen ist die Rede, Gulbis nennt 2.500. Die Stadt – und hier sind sich Stadtvertreter und Bürgermeister einig – befürchten einen Verkehrskollaps am Wustrower Hals und bis 2003 spielte man gemeinsam mit der ECW verschiedene Lösungen durch, die wohl von einem Shuttleservice über eine Fähre bis hin zum Helikopter oder gar Tunnel reichten. Viele Ideen lassen sich auf Grund des Umweltschutzes nicht umsetzen, allen gemein ist, dass sie für die Wustrow-Gäste einen Mehraufwand darstellen, der sich zudem für die ECW nicht rechnet.

So trennte man sich 2003 und die ECW versagte den Zutritt auf die Halbinsel für den Tourismus (also auch Führungen), weil sie die Verantwortung für Unfälle nicht länger übernehmen konnte. Außer den Häusern verfallen ja auch Klärgruben und unterirdische Hohlräume, von denen man gar nichts weiß. Inzwischen hat die Natur Wustrow zurück erobert und ist zu einem einmaligen Gebiet für seltene Tier- und Pflanzenarten geworden. Für Naturkundler ist die „verbotene Halbinsel“ ein Paradies und eine TV-Reportage zeigt sie bei der Arbeit.

 

Wustrow wird nicht aufgegeben.

Presseprecher Christian Plöger von der Jagdfeld-Gruppe macht klar, dass sein Unternehmen gern an die Planungen anschließen würde aber (aus ökonomisch nachvollziehbaren Gründen) nicht von seinen Plänen abrücken wird. Solange von der Stadt keine Bereitschaft für die Lösung des Verkehrsproblems zu sehen ist und sie an einem autofreien Wustrow fest hält und solange sie keinen Bebauungsplan für Wustrow beschließt, kann es keine Verhandlungen geben. Ohne B-Plan darf die ECW nichts bauen und in einer autofreien Zone funktioniert das Konzept nicht. Man muss sich also entgegen kommen; Hoffnung hat Plöger da allerdings wenig und sagt sinngemäß, dass die ECW sich in Geduld üben – also so lange warten wird, wie es nötig ist.

In Rerik herrscht überwiegend die Meinung, dass die Stadt sich auch ohne Wustrow gut entwickelt hat, lediglich eine kleine CDU-Minderheit sieht das ungenutzte Potenzial der Halbinsel, sieht aber auch den Handlungsbedarf bei der ECW, die versuchen solle, mit weniger Wohnungen auszukommen. Das geplante hohe Niveau aber kann bei diesem weitläufigen Gebiet nur durch eine gewisse Menge an Kapazitäten refinanziert werden. Entweder baut man wenige große Klötzer (die schließlich auch keiner will) oder viele kleine Gartenstadt-Häuser (die an die Tradition Wustrows anknüpfen würden). Oder man lässt wertvolle Flächen brauch liegen und nutzt das Potenzial der Halbinsel in 1-A-Lage nicht, was ökonomisch nicht nachvollziehbar wäre. Man sieht: Lösungen gehen hier nur gemeinsam.

 

Wustrow wird nicht verkauft.

Ein Verkauf Wustrows steht laut Plöger nicht zur Debatte. Wustrow hat nichts mit Heiligendamm zu tun und die Insolvenz des (nun eh nicht mehr zur Jagdfeld-Gruppe gehörenden) Grand Hotels hat keine Auswirkungen auf Wustrow. Logisch: Die ECH hat das Grand Hotel zusammen mit der FUNDUS-Gruppe immer wieder über Wasser halten müssen und dafür viel Geld investiert, das woanders fehlte. So sehr das Konzept das Grand Hotel auch braucht, so ist doch eine große Last abgefallen. Wenn ein neuer Investor das Fünf-Sterne-Konzept beibehält (was er rein ökonomisch muss) und wenn er sich dann noch mit der ECH und Jagdfeld versteht, dann kann Heiligendamm gerettet werden. Wenn nicht. Das zeigt, dass in Heiligendamm vor Ort die Möglichkeiten zur Rettung bestehen – dazu muss man nichts verkaufen. Denn wohin sollte die ECH denn auch das Geld aus einem Verkauf Wustrows investieren? In die Perlenkette, für die ihr die Baugenehmigung quasi entzogen wurde, sodass sie gar nicht sanieren dürfte? Oder ins Grand Hotel, das ihr gar nicht mehr gehört? Es gibt schlichtweg keinen Grund, Wustrow zu verkaufen.

 

Die Ostsee-Zeitung nutzt den Artikel auch für Meinungen Pro und Contra.

Pro ist Lokal-Chefredakteur Andreas Meyer, der das Potenzial Wustrows ausgenutzt sehen will und die Pläne der ECW als Möglichkeit dazu sieht. Contra ist Klaus Walter, der gegen eine Entwicklung Wustrows in dieser Größenordnung ist und ganz klar sieht, dass es nicht nur Betten braucht, sondern auch Angebote für die Nebensaison (die im Plan für Wustrow eigentlich nicht fehlen aber so genau kennt er den Plan vielleicht nicht.) Walter bezieht das auch auf andere Orte, zielt sicherlich dabei auf Heiligendamm. Scheinbar hat er begriffen, was in Heiligendamm fehlt.

 

Zum Wustrow-Spezial: https://erstes-seebad.de/wustrow

 

Videos:

MDR Artour über Wustrow: http://www.youtube.com/watch?v=apewbfCqfgg

MDR Reportage über Wustrow: http://www.mdr.de/doku/wustrow128.html

Privatvideo der „Froschmänner“ auf Wustrow: http://www.youtube.com/watch?v=c0CrPPXygl8

 

 

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