1762
Der Gutsbesitzer und Ökonom Ludwig von Langermann schreibt, dass sich Mecklenburg schwer tut, eine ihren Produkten zuvor kommende Manufaktur oder Industrie einzurichten, wie etwa die Verarbeitung von Getreide, Milch, Leder und Wolle. Insbesondere Woll- und Leinenmanufakturen existieren nicht, obwohl Wolle und Flachs in ausreichender Form vorhanden sind. Die Rohstoffe werden stattdessen unbearbeitet nach Hamburg, Sachsen, Holland und Spanien transportiert. Deshalb ist Langermann erfreut, dass in Doberan „die Anlegung einer Wollenfabrike und Spinnerey“ erfolgt. Unter der Leitung und auf Kosten des damaligen Oberhauptmanns von Oertzen zu Bützow entsteht in Doberan eine Wollmanufaktur. Langermann schreibt:
„Er erhielt unter vortheilhaften Bedingungen ein Privilegium und ihm war das alte Schloß zu Dobberan nebst zugehörigen Gebäuden eingeräumet.“
Dazu gehört auch die Woll- oder Wolfsscheune im Klosterbereich. Werkmeister und andere Fachleute werden aus Sachsen geholt und nach Anfangsschwierigkeiten kann von Oertzen nach zwei Jahren ein ansehnliches Unternehmen mit 24 Webstühlen vorweisen. Es werden Rasche (Kammgarngewebe), Sommerzeug (leichtes Leinen), Plüsch (Samtgewebe) und Chalons (feines Wollzeug, meist Futterstoffe) produziert. Mehr als 500 Spinner aus den umliegenden Dörfern und kleinen Städten verdienen mit diesem Handwerk ihr tägliches Brot, und die Doberaner Wollwaren erfreuen sich großer Nachfrage wegen ihrer Qualität. Erschwert wird der Absatz jedoch, weil sich vor Ort nicht genügend Gelegenheiten zum Färben, Walken befanden.