1799
Die Herzogsfamilie trifft am 10. September im Seebad ein und besucht am 18. September die am 16. September eingetroffene russische Fregatte „Stroile“ in Warnemünde, welche einen Teil der Aussteuer für die Hochzeit der Großfürstin Helene Paulowna mit Prinz Friedrich Ludwig (23.10.) aus Sankt Petersburg bringt.
Die Witterung ist in diesem Jahr ungünstig, sodass in den ersten sechs Wochen manche Badekuren gestört oder unmöglich gemacht wurden. (Prof. Vogel: Annalen des Seebades Doberan). In der Saison finden dann aber mehrere Bälle mit mehreren hundert Gästen statt. Es wird verfügt, dass Bälle mit dem Abendessen abschließen, um den Gästen im Logierhaus eine pünktliche Nachtruhe zu ermöglichen. Mehrere Comödien finden statt und Thees werden kurgemäß mit schriftlicher Einladung mittags bei Tische angekündigt. Kleine Zirkel vereinigen sich im Freien oder auf den Zimmern bei Musik, Vorträgen, Lesungen, Spielen oder Unterhaltung.
Der Herzog möchte direkt am Kamp wohnen und tauscht mit dem Kabinettssekretär Kenzler seine Wohnung im Amtshaus gegen Kenzlers Häuschen am Kamp (heutiger Standort des Palais). Er verbietet Strohdächer und vergibt Bauhilfsgelder für die Umrüstung auf Ziegeldächer. Da viele der Häuser diese nicht tragen können, kommt es zu zahlreichen Umbauten, im Zuge derer viele Häuser aufgestockt oder abgerissen und neu gebaut werden. Unter ihnen auch als erstes Haus am Platze nach dem Palais das Haus in der heutigen Straße Am Kamp 12.
Auf dem Jungfernberg wird durch Carl Theodor Severin der Pavillon fertig gestellt. Am Heiligen Damm wird das defekte Pumpenwerk abgerissen und durch eine Wassergewältigungsmaschine ersetzt. Unter Leitung des Geheimen Oberfinanz-Kriegs- und Domänenrates Baron Waitz von Eschen entsteht diese Maschine von 28 Fuß lichter Weite, in der Pferde und später Ochsen die 6 Pumpen antreiben. Eine Rosskunftmaschine hebt das Wasser aus einem mit Eichenplanken verkleideten „Sumpf“, wohin es mit Röhren stets frisch zuläuft auf 35 Fuß Höhe in einen Kasten, der es in zwei miteinander verbundene Behälter von 900 Tonnen Inhalt fließen lässt, die die Bäder versorgen. Pro Pferd und Stunde wird das Wasser für 63 Bäder befördert, „sodass die Doberaner Seebadeanstalt sich nun erst einer ungehinderten und vollkommenen Brauchbarkeit und mithin auch einer desto sicheren ferneren Aufnahme erfreuen konnte.“
Im Obergeschoss des Badehauses entstehen zusätzlich zu den vorhandenen noch weitere Zimmer für Schwache, die am Heiligen Damm logieren müssen.
Das Seebad verzeichnet 1798/99 einen Geldumlauf von 100.000 Talern. Die Spielbank im Lindenhof bringt jährlich 30.000 Taler ein, von denen noch einmal 9.620 Taler in das Seebad-Projekt fließen. Viele wohlhabende Mecklenburger fahren nicht mehr nach Pyrmont, Karlsbad oder Spaa, sondern Doberan.
Zu den 615 Gästen zählt Reichsgraf Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg,