1800

Erstmals besucht das frisch vermählte Paar Erbprinz Friedrich Ludwig und Helene Paulowna zusammen das Seebad. Am 7. Juli sitzen schon über 100 Speisegäste an den Tischen und am 27. Juli werden am Heiligen Damm 156 Wagen ohne Reiter gezählt. In diesem Jahr kommen insgesamt 730 Gäste, auch aus Dänemark, Schweden, England, Russland, Holland, Frankreich, Ungarn und Italien.

Professor Vogel zeichnet die Ereignisse des Vorjahres in den Annalen des Seebades Doberan vom Sommer 1799 auf und gibt der Nachwelt damit einen guten Einblick in das Strandleben seiner Zeit.

 

Den Annalen ist zu entnehmen, dass der Herzog 30 Minuten vor dem Heiligen Damm eine private Jagt (Yacht) vor Anker legen lassen hat und sie den Gästen gegen Entgelt für Segeltörns zur Verfügung stellt. Außerdem werden Ausflüge nach Warnemünde, Diedrichshagen, Mönkweden und Rostock und Spaziergänge oder Ausritte nach Als Doberan (Althof), zu der Bademühle (bei Hohenfelde), in die Waldungen nach der Dober (Doberbach), zum Jungfernberg (Tempelberg) und zum Buchenberg angeboten.

 

An den Sonntagen findet abwechselt ein Feuerwerk oder ein Vauxhall (Illumination) statt, darüber hinaus werden während der Saison Spiele, wie Ballonschlagen angeboten und es wird auf dem Kamp Carroussell geritten.

 

Für Kultur sorgen Concerte, Comeodien, Assemblees, Thees und Tanzthees, sowie die legendäre Table d’hôte – die „ungezogene Tafel“, bei der die herzogliche Familie sich unter die Badegesellschaft mischt und bei freier Platzwahl mit ihr speist. Auf dem Kamp bewirtet Chef- und Leibkoch Gaetano Medini aus Mailand die Gäste in einem Zelt. In einem weiteren Zelt spielt die Herzogliche Harmonie und rund um den Kamp bieten Kaufleute, Händler und Handwerker in Holzbuden ihre Waren und Dienstleistungen feil.

Am Heiligen Damm werden weitere Badeboote (Schaluppen) angeschafft und der Matrose Johann Both wird zum Schaluppenmeister ernannt. Der Bootsanleger wird auf 94 Fuß Länge angegeben. Es werden Tropf- und Spritzbäder und eine Klistierdusche installiert und galvanische und elektrische Behandlungsmethoden eingeführt. Zudem werden Badezusätze verabreicht. Ein Badegast berichtet im Journal der Moden und des Luxus in der Januar-Ausgabe über das Seebad.

 

 

Zu den 713 Gästen zählen der Capellmeister Vincenz Righnini und der Generalchirurgus Johann Friedrich Goercke.