1808

Herzogin Luise stirbt am 1. Januar in Ludwigslust. Professor Vogel vermerkt in den Annalen, dass wegen der Besetzung Not und Trübsal an der Tagesordnung sind und man keine Hoffnung auf zahlreichen Besuch hat. In der zweiten Junihälfte kommen nur wenige Gäste, am 17. Juli sind dann erstmals alle Tische besetzt. Am  Ende kommt man doch auf 1.170 Gäste, denn das Jahr hält einige Überraschungen bereit.

Zar Alexander I. erreicht beim Erfurter Fürstenkongress (27.09.-14.10.1808) die Rückkehr des Herzogs. Napoleon macht zur Bedingung, dass Mecklenburg dem Rheinbund beitritt und auf der Seite der Franzosen kämpft. Diese Bedingung erfüllt der Herzog am 22. März, um sich und sein Land zu schützen.

Als Dank für den Empfang im Vorjahr stiftet er ab sofort jedes Jahr am 10. August ein Bauernrennen, das im Stile eines großen Volksfestes gefeiert wird.

Da die Buden auf dem Kamp sehr schadhaft sind, erteilt der Herzog Severin den Auftrag für den Bau eines größeren Pavillons, ähnlich dem auf dem Jungfernberg. Am 17. Mai wird mit dem Bau begonnen und mit Saisonbeginn kann der „Trichter“ auf dem Kamp (Kleiner Pavillon) in Betrieb genommen werden.

Beim Palais ist das Fundament vollendet und das Souterrain fertig gestellt.

Die Neue Reihe wird beidseitig bebaut und in der Baumstraße entsteht das Vorderhaus. Am Heiligen Damm entstehen hinter dem Badehaus zwei kleinere Badehäuser mit 15 Badezimmern, 2 kleinen Regen,- Spritz- und Tropfbädern und 7 kalte Bäder. Als Besonderheit wird am Heiligen Damm der Dollandsche Tubus aufgestellt, mit dem die Gäste vorbei fahrende Schiffe beobachten können.

Davon gibt es in diesem Jahr in der Saison täglich welche zu sehen, denn die englische Flotte macht seit der Kontinentalsperre von 1806 Jagd auf Schiffe der Kontinentalstaaten. An einem Tag sind 54 aufgebrachte Fahrzeuge zu sehen.

Einige Quellen datieren die Fertigstellung der Ehrenpforte (Belvedere) am Heiligen Damm auf dieses Jahr. Hierbei könnte es sich ähnlich wie beim Palais um verzögerte Schlussarbeiten gehandelt haben.

Der Klosterbereich wird zur Vauxhall, die Röper näher beschreibt:
„Die illuminierten Bogengänge und Bassins mit den darauf schwimmenden Schwänen, dem Neptun und anderen Gegenständen, die gleichfalls erleuchtet sind, bringen durch den Widerschein des Wassers ein schönes, wahrhaft zauberisches Schauspiel hervor. Hierzu kommen noch vier erleuchtete Musikchöre, die sich wechselweise unterstützten und den Zauber vollenden.“

(Der Name „Vauxhall“ leitet sich von der gleichnamigen Grafschaft bei London ab, die ihren Namen 1615 nach der Besitzerin Vaux erhielt.)

In einer Publikation wird das Seebad angepriesen als „das erste – wenngleich nach Norderney und Travemünde nicht das einzige, doch das bei weitem vorzüglichste Seebad im nördlichen Deutschland.“ Weiter heißt es: „Die ganze Anstalt ist durch die fortgesetzte großmüthige Fürsorge und Freigiebigkeit des Durchlauchtigen Herzog schon jetzt von einer Vollkommenheit gediehen, die wenig mehr zu wünschen übrig lässt.“ Der Chronist Friedrich Ludwig Röper beschreibt in der Chronik die Schönheit der Fahrten zum Heiligen Damm und zählt Vogel- und Scheibenschießen und „unterhaltende, nicht ernst gemeinte Militärmanöver mit Bauern zu Fuß und Pferde“ als Amüsements auf.

Der Ökonom und Agrarwissenschaftler Lorenz Karsten verweilt in Doberan. Einer seiner Söhne schreibt am 24. Juli in einem Brief an seinen Bruder:

„Papa und Mutting gebrauchen jetzt das Schwefelbad. Jetzt ist in Doberan ein Tempel gebaut, worin man Frühstück essen kann. Alles ist aber dieses Jahr sehr teuer.“