1887

Das Progymnasium soll zum Vollgymnasium werden und somit wachsen. Der Großherzog stellt für den Bau eines Rektorenhauses und parallel dazu den Bau eines Posthauses den Prinzengarten hinter dem Prinzenpalais zur Verfügung. Das Gymnasium selbst soll im nicht mehr benötigten Theater Platz finden aber Baumeister Gotthilf Ludwig Möckel weigert sich, dieses umzubauen und plädiert auf einen Neubau im Stile der Neogotik, für den er der Experte seiner Zeit ist. Seine Entwürfe begeistern den Rat der jungen Stadt Doberan und auch der Großherzog selbst kann dem modernen Stil etwas abgewinnen.

 

Der Protest der Großherzoginmutter Alexandrine gegen den Abriss des Theaters verzögert den Bau des Gymnasiums. Adolf Perdisch baut jedoch Möckels Gymnasium vorweg nehmend nebenan schon im gleichen Baustil das Rektorenhaus und die Post für die neue Stadt, sodass zwischen dem klassizistischen Ensemble eine sich abhebende aber dennoch harmonierende neogotische Dreierreihe entsteht. Im Amerikagehölz über den Dächern der Stadt entsteht das Ausflugslokal „Brandt’s Höh'“.

 

Baumeister Gotthilf Ludwig Möckel erhält nun endgültig den Auftrag für die Münster-Sanierung und siedelt deshalb nach Doberan über. Er baut für sich das Wohnhaus am Klosterhof (heute: Möckelhaus) und funktioniert das Nachtwächterhaus (Torhaus, vormals Canzley) zum Wohnhaus um. Wegen der Restaurierung des Münsters, die parallel zum Bau des Jagdschlosses in Gelbensande durch Möckel erfolgt, wird die Kapelle in Althof erneut geweiht und für Gottesdienste genutzt.

Am Heiligen Damm entsteht der Bollhäger Weg (heute: Kühlungsborner Straße) als Fahrstraße. Baron von Kahlden unternimmt saisonverlängernde Maßnahmen, indem er den als Sommerhäuser konzipierten Logierhäusern feste Öfen einbauen lässt. Außerdem öffnet er das Bad für weitere Klientel, indem er ganz am südlichen Ortsrand vom Kinderheim ausgehend Grundstücke für den Bau von Pensionen zur Verfügung stellt. Es entstehen die Pensionen Danker’s (linker Flügel der Fachschule für angewandte Kunst, 2007 abgerissen), Mellendorf (später Waldfriede, heute: Neubau Residenz von Flotow), Peters (später Fürstenhof) und auf dem Oeconomiehof eine Restauration für die beiden „Hotel garni“. Außerdem entsteht das Schwesternheim Tabea zwischen Mellendorf und Danker’s. (2007 abgerissen)

Am südlichen Ortseingang des Seebades entstehen die Villa Augusta der Familie von Witzleben samt eines Gästehauses nach dem Vorbild von Gropius, sowie das Kaufmannserholungsheim Krieg’s Hotel.

Kammerherr von Suckow hat inzwischen 18.000 Mark für den Bau der katholischen Kapelle zusammen. Der 66jährige befürchtet, einerseits den Bau nicht mehr mitzuerleben und andererseits das Scheitern der langjährigen Bemühungen an einem ganz sicher nicht katholischen Nachfolger. Er selbst ist in den 50er Jahren zum Katholizismus übergetreten, als er schon für den Großherzog arbeitete. Statt also weiterhin Spenden zu sammeln, nimmt er einen Bankkredit über 5.000 Mark auf und kann im Sommer die Baugenehmigung beantragen und sogleich Gotthilf Ludwig Möckel mit dem Bau der Kapelle beginnen lassen. Das ist auch Bedingung aus Schwerin: „Vorausgesetzt wird, dass Sie die Kapelle nach dem von Baurath Möckel entworfenen Plänen erbauen lassen.“

Der Mecklenburgische Anzeiger vom 27. September verneint das religiöse Bedürfnis der katholischen Badegäste und schreibt: „Die Kirche kann eigentlich nur für den Zweck der Propaganda gemeint sein.“
Der Gesundheitszustand des Großherzogs Friedrich Franz III.  verschlechtert sich, sodass ein Kompromiss gefunden wird: Der Regent muss sich fünf Monate seiner Wahl in Mecklenburg aufhalten und den Hof in Schwerin führen und die restliche Zeit darf er sich aufhalten, wo es für ihn am besten ist. In dieser Zeit übernimmt General Friedrich von Maltzahn die Regierungsgeschäfte. Friedrich Franz III. und Anastasia halten sich fortan überwiegend am Genfersee bei der Stiefmutter des Großherzogs und in einer eigenen Villa in Cannes auf aber auch in Baden-Baden und Palermo.