1943

Korvettenkapitän Bernhard Bieberick stellt für Heiligendamm die Lehrgänge ab Juli in der Reichskadettenschule auf. Der Unterricht findet im Salon des Kurhauses statt, es wird in Allgemeinbildung, Sport, Bootsdienst und „ein wenig Infanteriedienst“ unterrichtet. Die Ausbildungszeit beträgt ein halbes Jahr und wird mit der Prüfung an der Marinekadettenschule Mürwick abgeschlossen. Unteroffiziere, die nicht zum Hauptlehrgang in Mürwick zugelassen werden, erhalten in Heiligendamm einen Vorbereitungslehrgang und die für Mürwick nötigen Schulabschlüsse. Wer die Ausbildung nicht besteht, wird sofort an die Front zurück geschickt. Die Lehrkräfte – Marineoffiziere meistens mit Lehrer als Zivilberuf und Marinebeamte –  beziehen das Grand Hotel und Kurhaus, während die Kadetten nach Ausbildungsgruppen sortiert in den Villen einquartiert werden. Die Gruppen haben untereinander nur wenig Kontakt. Pro Lehrgang werden 60 Kadetten unterrichtet, einer von ihnen dichtete das „Heiligendammer Loblied“, in dem es u. a. heißt:

„Mecklenburger Land, Heiligdammer Strand, brachtest mit viel Freude und Leid! Denken wir zurück an das selt’ne Glück alter Kadettenherrlichkeit.“

„Mecklenburger Land, Heiligdammer Strand, Mädel leb‘ wohl. Drüben in Doberan sind wir Kadetten wohlbekannt, und den langen Weg von dort sind wir oft nach Haus gerannt.“

Im April gibt es ein weiteres Bombardement auf Rostock. Auf dem Rückzug vor den deutschen Jagdflugzeugen wirft ein britischer Bomber am 26. Juli seine Last in den vermeintlichen Wald und trifft dabei das still sein 150. Jubiläum begehende Seebad. Ein toter Soldat und eine verletzte Frau, sowie ein verwüsteter Wald und zerborstene Fensterscheiben sind die Bilanz des Krieges in Heiligendamm.

Noch während des Sirenengeheuls berichtet der großherzogliche Aufseher Klatt:

 „Gestern Nachmittag 4 Uhr, acht Bomben im Gespensterwald gefallen. Ein Soldat tot, eine Frau schwerverletzt, einige weitere Spaziergänger leicht verletzt. Fast alle Fensterscheiben an den großherzoglichen Gebäuden sind zerstört.“

Kapitän Bieberick vermerkt in seinen Aufzeichnungen:
„Wenige Tage darauf erhielt ich Nachricht vom Ortsgruppenleiter Doberan, dass in einigen Stunden 120 Flüchtlinge in Heiligendamm eintreffen würden. Ich ließ sofort zwei Strandhäuser räumen, quartierte die dort untergebrachten Kadetten durch Engerbelegung der übrigen Unterkünfte um und ließ die Flüchtlinge in den geräumten Kadettenquartieren unterbringen.“

Auch der Marstall und die Garagen werden geräumt, um sie zu Behelfsunterkünften umzufunktionieren. Das Seehospiz wird gegen eine Abfindung von 26.000 Mark aufgelöst, die Auflagen Prof. Vogels aus dem Grundbuch gestrichen und Obdachlose in das Haus einquartiert (andere Quellen nennen 1939 als Umwandlung des Seehospiz in ein Wohnhaus).

Die seit 1940 unter der Bezeichnung durchgeführten Jagd- und Flachrennen des Doberaner Rennvereins auf der Rennbahn Berlin-Karlshorst