1970

In Heiligendamm stehen umfangreiche Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen an. Eine Villa nach der anderen wird in Angriff genommen. Weil die Grundrisse den aktuellen Bedürfnissen angepasst werden, mauert man einige Fenster und Türen zu, schließt einst offene Veranden und Loggien, reißt Balkone und sogar Türme ab und baut Dachfenster ein. Stuckaturen, Balustraden, Attiken und andere Zierelemente werden entfernt. Statt Sonderanfertigungen kommen Massenartikel zum Einsatz, wofür die Wandöffnungen verkleinert und die Rundbögen zugemauert werden. Die Villen verlieren nach und nach ihr ursprüngliches stattliches und individuelles Aussehen – angefangen bei den ehemaligen Villen Schwan und Großfürstin Marie – Perle.

Klinikdirektor Dr. Cuno Serowy – der selbst in einer Wohnung der Villa „Greif“ wohnt – protestiert gegen die schon durch die Sanierung zweier Villen zu lauten Arbeiten in Heiligendamm. Mit einem Fortschritt von zwei Villen in zwei Jahren droht dem Sanatorium eine Dauerbeschallung über fast ein halbes Jahrzehnt hinweg nur für die Sanierung der Perlenkette. Serowy drängt auf eine weniger radikale Lösung im Umgang mit den historischen Gebäuden und stoppt dadurch die totale Vereinfachung weiterer Villen.

Ein Anglerheim entsteht am Golfteich und in der Fachhochschule für angewandte Kunst wird die Fachrichtungsgruppe Industrielle Formgestaltung gegründet.