2011
Hauptthemen des Jahres
Heiligendamm
Im April bereitet die Jagdfeld-Gruppe die Übertragung der verschiedenen Sanierungsobjekte auf die jeweiligen Vorhabenträger vor. Um das betriebswirtschaftliche Risiko zu streuen und damit für die ECH zu minimieren, werden verschiedene Gesellschaften gegründet, welche die Sanierung vornehmen sollen. Für die zu sanierenden Bauten der Perlenkette soll z.B. die ECH Grundbesitzgesellschaft I mbH & Co. KG zuständig sein, für die Neubauten wiederum andere Gesellschaften und es soll auch mindestens eine Villa (Möwe) durch Dritte saniert werden.
Dazu werden die Villen samt Grundstücke wie in der Branche üblich an die jeweiligen Vorhabenträger verkauft. Da es sich um denkmalgeschützte Gebäude handelt, hat die Stadt ein Vorkaufsrecht, das sie z.B. dann ausüben kann, wenn der Verlust des Denkmals durch den Verkauf an andere zu befürchten ist. Jedoch muss sie dazu denselben Kaufpreis zahlen, wie jeder andere und sie muss eine juristische Person benennen können, die satzungsgemäß die Sanierung des so in ihr Eigentum übergehendenden Denkmals zur Aufgabe hat. Kann die Stadt dies nicht oder verzichtet sie auf ihr Vorkaufsrecht, so bietet sie nicht und muss nach Ablauf der Gebotsfrist ein Negativattest ausstellen. Dieses übliche Verfahren ist meistens Aufgabe der Verwaltung, also des Bürgermeisters, der dann die Stadtvertreter davon unterrichtet.
Am 7. Mai reicht die ECH die nötigen Unterlagen unter dem Aktenzeichen UR 927/11 ein und wird ein Beschlussvorschlag auf den Verzicht des Vorkaufsrechts formuliert Am 18. Mai reicht Notar Braunert alle nötigen Unterlagen ein und die Stadt schlägt mit der Beschlussvorlage 062_11 den Verzicht vor, weil die Erhaltung des Denkmals nicht gefährdet und die Gemeinde weder finanziell ausreichend leistungsfähig ist, noch eine juristische Person zur Verfügung steht, welche die dauernde Erhaltung des Denkmals als satzungsgemäße Aufgabe als Ziel hat.
Die Stadt hat nun acht Wochen Zeit, das Vorkaufsrecht auszuüben oder nichts zu unternehmen. Die ersten vier Wochen vergehen durch die politische Sommerpause, bis am 4. und 5. Juli in vier Ausschüssen Vorberatungen stattfinden. Mitten im Bürgermeister-Wahlkampf kommuniziert Bürgermeister Hartmut Polzin (SPD) die theoretische Möglichkeit, Grundstücke in Heiligendamm mittels des Vorkaufsrechts zurück zu gewinnen. (Hierfür hätte die Stadt nur noch wenige Tage bis zum 18. Juli Zeit, aber kein Geld und keine o. g. juristische Person – das jedoch verschweigt Polzin).
Innerhalb der Stadtvertretung wird nun der Ruf laut, diese Möglichkeit zu nutzen, ohne dabei ausreichend Kenntnis über den Vorgang zu haben. Da die Frist abgelaufen ist, kann Polzin nichts mehr unternehmen und will, dass die Stadtvertreter selbst aktiv werden. Diese beraten ungeachtet und z. T. ohne Kenntnis des bereits erfolgten Fristablaufs und damit Verzichts über die Wahrnehmung des nicht mehr gegebenen Vorkaufsrechts. Dies zieht sich bis zum Jahresende hin.
Am 12. Dezember fordern die Stadtvertreter Bürgermeister Hartmut Polzin auf, die Umsetzung der Vereinbarung mit dem Grand Hotel aus dem Jahr 2007 einzufordern. Die Stadtvertreter sehen die Bedingungen nicht erfüllt und fordern die ECH zum Bau des Stichweges auf. Jagdfeld betont, dass die Bedingungen erfüllt seien. Der Vorschlag des parteilosen Stadtvertreters Jochen Arenz, ein Gericht dies prüfen zu lassen, findet keinen Anklang, sodass weiterhin beide Seiten ihre Versionen immer wieder bekräftigen, ohne dass es zu einem Ergebnis kommt.
Am 25. März beginnt die Sanierung der seit 18 Jahren vernachlässigten Seebrücke in Heiligendamm. Für 160.000 Euro kommt diesmal Tropenholz zum Einsatz. Villa “ Großfürstin Marie – Perle“ wächst im April über den Bauzaun hinaus und im Mai beginnt die Sanierung der Goethestraße.
Kammerhof
Im Kammerhof-Streit ist ein Ende in Sicht: Ein Vergleich regelt die Zahlung von 5,75 Mio Euro plus Zinsen (insgesamt 7 Mio Euro) durch den Zweckverband Kühlung (ZvK) an die Stadt. Die Stadt hatte den Kammerhof auf eigene Kosten erschlossen und der ZvK sollte die Anlagen übernehmen, was jedoch im Zuge der Insolvenz der städtischen Kammerhofgesellschaft nicht wie geplant möglich war.
Moorbad
Der Landkreis reißt im Zuge einer Sicherungsmaßnahme Mitte Dezember die Giebelwand des Moorbades ab, weil diese auf die Straße zu stürzen droht. Reinhard Wiese zeigt sich entsetzt und befürchtet, dass nun die anderen Wände nachgeben und das ganze Haus abgerissen werden müsse. Gegenüber der Ostsee-Zeitung räumt er dies als Vorteil ein, betont aber, das nicht zu wollen und mit den Verhandlungen um die Finanzierung gerade in der Endphase zu sein. Aus dem Rathaus wird Kritik am Land laut, das „den Verlust des Denkmals in Kauf nimmt“. Das geschlossene Kino wird zum Politikum und beschäftigt eine Menge Stadtvertreter quer durch alle Parteien.
Kino
Im Kino läuft am 14. Dezember die letzte Vorstellung. Nach dem Film „Anonymus“ schließt das Kino um 22:10 seine Pforten.
Politik und Verwaltung
Die Stadtvertreter streiten über die Gebührenerhebung für Außenplätze der Gastronomie (Terrassenstreit) und über den Fortbestand oder die Schließung des Schießplatzes in Heiligendamm. Hintergrund ist hier, dass die Grenzwerte für Antimon und Blei im Jahre 2007 bei 90% des zulässigen Gesamtwertes lagen und bei einer turnusmäßigen Verlängerung der Genehmigung innerhalb der Laufzeit überschritten werden.
Am 27. Januar boykottieren die beiden NPD-Abgeordneten Dirk Susemihl und Dirk Bethke eine Gedenkminute für die Opfer des Nationalsozialismus in der Stadtvertreterversammlung. Der Bürgerbund bringt daraufhin eine Beschlussvorlage zum Ausschluss von Störern ein.
Bürgermeister Hartmut Polzin ruft die Bürger zu Ideen für die Gestaltung des Alexandrinenplatzes und des Marktes auf. Es werden viele Ideen eingereicht, zur Umsetzung kommt es jedoch nicht.
Polzin steht in der Kritik, die L 12 im Alleingang verlegt und die Nienhäger Chaussee zwischen den Kreiseln auf 2,7 km zur Gemeindestraße herab gestuft und die 1,7 km zwischen Kreisel und Kreuzung zur Kreisstraße herauf gestuft zu haben. Die Stadtvertreter befürchten Forderungen aus der Rückzahlung von 641.000 Euro Fördermitteln und Mehrkosten für Nachrüstungen im Schallschutz über 300.000-500.000 Euro. Im April legt Harry Klink (FDP) erneut Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Bürgermeister Polzin u. a. wegen der vorgeworfenen Alleingänge ein.
Weitere Themen im Rathaus sind die Verlängerung des Pachtvertrages mit dem Schießplatz und ein Joint Venture der WIG.
Am 26. Januar beschließt der Kreistag den letzten genehmigungsfreien Haushaltsplan für den Landkreis Bad Doberan, wie schon seit 1994 mit ausgeglichenem Haushalt. Am 1. März tritt dann die Polizeistrukturreform in Kraft und das Polizeipräsidium Rostock siedelt nach Waldeck um, wo auch die neue Polizeileitstelle ihre Arbeit aufnimmt.
Am 4. September tritt die Kreisgebietsreform in Kraft. Güstrow wird Kreisstadt des Landkreises, dessen Name durch Volksabstimmung auf Landkreis Rostock festgelegt wird. Durch eine Panne bei der Erstellung der Stimmzettel heißt der Landkreis zunächst Landkreis Landkreis Rostock, was aber durch einen Beschluss korrigiert werden kann.
Zugleich wird der neue Kreistag gewählt, der sich am 12. Oktober konstituiert.
Außerdem finden die Wahlen zum, Landrat statt, an der im ersten Wahlgang von 184.135 Wahlberechtigten 97.271 Wähler teilnehmen. Die Ergebnisse:
Thomas-Jörg-Leuchert (SPD / ehem. Landrat DBR): 44,8% (42.322 Stimmen)
Matthias Crone (CDU / ehem. Landrat GÜ): 27,3% (25.817 Stimmen)
Dr. Christoph Küsters (Linke): 18,8% (17.759 Stimmen)
Steffen Marklein (Grüne): 9,1% (8.633 Stimmen)
Zu Stichwahl am 18. September nehmen von 184.111 Wahlberechtigten 42.220 Wähler teil. Die Ergebnisse:
Thomas-Jörg-Leuchert (SPD / ehem. Landrat DBR): 73,0% (30.563 Stimmen)
Matthias Crone (CDU / ehem. Landrat GÜ): 27,0% (11.298 Stimmen)
Am 15. November bestätigt das Innenministerium das neue Wappen des Landkreises des Heraldikers Manfred Gerth:
Von Gold und Blau geteilt, darauf zwei schräg gekreuzte von Rot und Gold geteilte Krummstäbe mit zugewendeter Krümme. Oben ein hersehender goldgekrönter schwarzer Stierkopf mit geschlossenem Maul, ausgeschlagener roter Zunge und silbernen Hörnern, unten ein abgerissener, rotgezungter, goldener Greifenkopf.
Der Werler Stierkopf bezieht sich hierbei auf die Zugehörigkeit großer Teile der ehemaligen Herrschaft Werle zum Landkreis und der Greifenkopf auf die Zugehörigkeit großer Teile der ehemaligen Herrschaft Rostock. Die gekreuzten Bischofsstäbe weisen auf den früheren Besitz des Klosters Doberan hin, der einen großen Teil der heutigen Kreisgebietsfläche ausmacht.
Stadtentwicklung und Baugeschehen
Auf dem Dreieck am Markt ist seit 2008 keine Einigung erzielt worden. Der Eigentümer Devello erwägt den Verkauf des Grundstückes.
Die von einem Heiligendammer erworbene und teilweise sanierte Villa in der Goethestraße 40 wird vom Arzt Gunther Neeck gekauft, zu Ende saniert und umgebaut, sowie mit einem Glasanbau versehen. Neeck eröffnet hier ein Rheumazentrum.
Am 18. Januar startet der erste Bauabschnitt der Renaturierung der Doberbachniederung hinter der Wirtschaftshausruine für 500.000 Euro. Der zweite Abschnitt für 250.000 Euro für die restlichen 7.000 qm beginnt im März.
Ebenfalls im Januar beginnt der Umbau der ehemaligen Feuerwehr in der Bergstraße zum Stützpunkt der Ehrenamtlichen des DRK Wasserwacht. Der Katastrophenschutz und die Wassergefahrenabwehrgruppe kommen in dem Haus unter, Schulungsräume, Hallen für 2 Lkw, 5 Kleintransporter, 6 Anhänger und das Motorboot, sowie eine Wohnung für Volkmar Kessler werden eingerichtet. Von den 743.000 Euro Kosten stammen 223.000 Euro aus Fördermitteln.
Für das Klosterareal werden 916.000 Euro Fördermittel bewilligt und im Januar der 2. Bauabschnitt des Kornhaus-Umfeldes begonnen. Auf 100 Meter soll die Straße samt Beleuchtung erneuert werden, die Freianlagen verschönert, der Aufenthaltsbereich an der Südseite des Kornhauses gestaltet, Sitzplätze im Winkel, Bänke, Abfalleimer, Lichtstelen und Lichtpoller aufgestellt, Bodenstrahler installiert und die historische Vorflutanlage am Althöfer Bach (Wallbach) rekonstruiert werden.
Der Hochaltar wird restauriert und die nach den Entwürfen von Gotthilf Ludwig Möckel gebaute und von Wolfgang Hofmann auf Wolgast sanierte Beinhauslaterne wird wieder installiert. Möglich machten die Sanierung Fördermittel und Spenden, insbesondere durch den Doberaner Autor Wolfgang Hammer, der den Beinhaus-Krimi schrieb. Auch die Eisengussglocke von 1960 (welche die von 1926 ersetzte) kann am 5. August durch einen Neuguss ersetzt werden. Es erfolgt eine statische Sicherung des Gewölbes durch den Einbau von Zugankern.
Das Hausmeisterhaus mit 7 Stuben zu 12-18 qm ist baulich fertig. 550.000 Euro wurden investiert. Die Eröffnung folgt am 16. Juni. An diesem Tag ist auch eine Studentin aus den USA zu Gast und studiert die Arbeit des Kunstvereins. Ein Pfad mit klassischer Musik führt zum Roten Pavillon. Die Galerie in diesem ist derweil in Gefahr, weil die Eigenmittel für die nötige Sanierung der Fenster aufgebraucht und die Förderung von 5.000 auf 2.000 Euro gesunken ist. Der Kunstverein erklärt sich zu Eigenleistungen bereit und der Heiligendammer Lions Club spendet Geld für die Sanierung.
Kultur und Veranstaltungen
Das Münster bringt im März eine DVD für 9,90 Euro heraus, von denen 2 Euro für die Sanierung des Viertel- und Stundenschlagwerks der Münsteruhr am Westgiebel gehen und im November mit einer Auflage von 300 Stück Broschüren für je. 7 Euro Verkaufspreis und Sammelkarten für 50 Euro (ermäßigt 35 Euro). Diese Erlöse fließen in die Sanierung des Flügelaltars. Die Stadt bringt im März einen neuen Flyer für Bad Doberan und Heiligendamm heraus.
Am 12. März findet in der Molli-Halle in Bad Doberan die Auftaktveranstaltung zum am 14. Mai stattfindenden BürgerForum 2011 statt. Bundesgesundheitsminister Phillipp Rösler besucht am 19. August das Moorbad.
Wirtschaft und Tourismus
In der Mollistraße findet am 18. August eine Anwohnerversammlung statt, in der die 220 geladenen Anlieger über die Zukunft der Straße entscheiden sollen. Die Straße soll Fußgängerzone bleiben, aber die Umsetzung des Liefer- und Anwohnerverkehrs bleibt unklar. Die Straße ist von 13 bis 15 und 18 bis 10 Uhr geöffnet, was gerade in die Zeit der höheren Besucherfrequenz fällt. Auch die Gebührenordnung für die gewerbliche Sondernutzung ist ein Thema.
Auf dem Buchenberg wird am 14. Januar das Zwergenhaus der Buchenbergzwerge übergeben.
In Heiligendamm eröffnet im Januar am Kinderstrand das DECK im hawaiianischen Flair. Die Terrasse wird mit Holzdielen überbaut und bietet 60-80 Plätze, zum Radweg hin wird eine Waldbar eröffnet und ein kleiner Innenraum geschaffen. Auf den 700 qm arbeiten 8 Angestellte, geleitet von Sarah Fleischer (26) und Patrick Hanninger (33). Hanninger ist Hawaiianer und arbeitet seit 12 Jahren in Vietnam, er bringt auch den Koch Toby Haddon aus Australien mit.
Am Heizkraftwerk in Heiligendamm werden zwei Tennisplätze, ein Basketballfeld und ein Bolzplatz für Kinder eröffnet. Henning Matthiesen wird am 1. Juni neuer Direktor des Grand Hotels.
Sven Jantzen wird im Oktober neuer Friedhofsverwalter für Bad Doberan und Althof. Er ist einer von 14 Anwärtern auf das Amt.
Gesellschaft und Stadtgeschehen
Das Jahr beginnt mit einem Schrecken: Der Juwelier Jens Rauch am Kamp wird am 7. Januar überfallen und ausgeraubt. Im April werden Gebäude in der Stadt und die Klostermauer beschmiert.
Am 1. Juni stürzt am Rande des Kinderfestes das Obergeschoss des Hauses in der Severinstraße 8 ein.
Zahlen und Fakten
Das Ehm-Welk-Haus zählt 1.600 Besucher, davon 800 bei Veranstaltungen und 800 regulär.
Das Kino verzeichnete bis hier her 25.000 Besucher im Jahr.
317.493 Übernachtungen, 257.121,68 Euro Einnahmen aus Kurtaxe