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Heiligendamm: Fristen-Forderungen vs. Marktwirtschaft

Vor 25 Jahren hielt bei uns die Marktwirtschaft Einzug. Immer noch ist sie für viele ein Buch mit sieben Siegeln und so gibt es in der Politik oft Forderungen, die mit der Marktwirtschaft nicht vereinbar sind. Aktuell ist das die nach Fristen für die Umsetzung der Vorhaben in Heiligendamm. Noch während der laufenden Mediation diskutierten schon Stadtvertreter über das Vorpapier. Aus verschiedenen Reihen kommen Forderungen nach Fristen, wann welche Vorhaben umgesetzt werden sollen, auch in Schwerin soll man sich an deren Fehlen stören. Eigentlich sollten die Entscheider von Land und Kommunen die Prinzipien der Marktwirtschaft kennen: Die Nachfrage bestimmt das Angebot und man bietet nur an, was auch gefragt ist. Es sei denn, die Kunden reißen einem alles aus den Händen, nur weil es z. B. einen Apfel als Logo hat. Heiligendamm ist ein Ladenhüter: Keiner wollte es haben, also verkaufte man große Teile und hoffte, ein privater Investor baue alles wieder auf und schaffe eine Goldgrube. Aus der wollte auch die Stadt schöpfen, gleichwohl aber dem Investor eigene Vorstellungen aufdrängen, wie so oft – Jugendherberge, Moorbad, Klosteranlage. Dabei ist das Prinzip der Immobilienfinanzierung ganz einfach: Man sucht Interessenten und wenn eine bestimmte Anzahl an Wohnungen verkauft ist, beginnen die Bauarbeiten. Spätestens mit der Eigentumsumschreibung auf die Erwerber fließt das letzte Geld. Eine gute Kalkulation ermöglicht die Finanzierung von Gemeinschaftseigentum, wie z.B. eine Tiefgarage. Bei Bedarf ermöglicht der Gewinn des einen Hauses das Eigenkapital für das nächste. Solange aber die Nachfrage gering ist, macht es keinen Sinn, zu bauen, denn man müsste sich das Geld teuer leihen und die Wohnungen stünden trotzdem leer. Das könnte auch die Stadt nicht, wenn sie das Geld hätte, um selbst Moorbad, Marstall und Vitakost zu sanieren. Genauso wenig würde sie sich auf Fristen festnageln lassen. Ein Beispiel für funktionierende Marktwirtschaft sind die Neubauprojekte auf dem Buchenberg. Während der Rohbauphase an zwei Häusern entschied die AWG, das dritte auch zu bauen – wegen hoher Nachfrage. Die gibt es in Heiligendamm nicht, also muss sie angeregt werden. Das ist aber nicht damit getan, das Seebad schön zu reden – man muss es schön machen, jeder seinen Teil, aber im Kontext des großen Ganzen. Was soll Heiligendamm überhaupt werden? Auf diese Frage müssen alle Beteiligten eine gemeinsame Antwort finden, bevor Bagger rollen.

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