Stahlbad (Eisenmoorbad, Sanatorium Moorbad)
Alte Namen:
Stahlbad (1821-1948), Sanatorium Eisenmoorbad (1948-1964), Sanatorium Moorbad (1964-1996). Altes Moorbad / Stahlbad (seit 1996)
Standort:
Anschrift: Bahnhofstraße 8, 18209 Bad Doberan
54.101050010217975, 11.901904500914274
Bauzeiten:
1821 (Erbauung), 1822 (Erweiterung), 1902 (Aufstockung)
1904 Heizhaus, Schornstein, sog. Badehaus
1936 Liegehallen, Pavillon am Bahndamm
1954 Abschwitzhallen, Liegehütten, Park
um 1964 Moorsilos
Bauherr:
Kaufmann Mühlenbruch, späterer Badeintendant (Erbauung)
Hugo (?) Zimmermann, Brauereibesitzer (Erweiterung), Robert (?) Bruhn, Medizinalrat (Aufstockung),
Architekt:
Carl Theodor Severin (Erbauung, Erweiterung), unbekannt (Aufstockung, Nebenbauten)
Eigentümer:
Kaufmann Mühlenbruch aus Doberan (1820-?), Dominialbesitz (? – 08.01.1896), Brauereibesitzer Zimmermann (08.01.1896 – ?), Gottschalk (1902 – ?), Robert Bruhn (? – 1920), Allgemeine Ortskrankenkasse Berlin (1920-1945), Staatseigentum (1945-1953), VAB für FDGB (1954-1990), AOK (1990-2001, EMEA Handelsgesellschaft (2001-2012), VPM Project-Gesellschaft für Immobilien mbH & Co. Bad Doberan Hotel-KG, Berlin (2012-2014), David Corleis (seit 2014 im Zuge der Zwangsversteigerung)
Nachgewiesene Nutzungen:
Stahlbad (1821-1939), Truppeneinquartierung (1939-1943), Lazarett (1943-1945), Eisenmoorbad/Moorbad (1945-1996), Leerstand seit 1996, Großbrand 12.12.2006, Teilabriss 2012
Sonstiges:
Das Grundstück beträgt 22.000 qm und wurde 2014 auf einen Wert von 236.000 EUR geschätzt. Bei der Zwangsversteigerung lag das Höchstgebot bei 515.201 Euro
Beschreibung:
Entdeckung der Stahlquelle
Die Geschichte des Stahlbades und später Moorbades beginnt im Jahr 1821 mit der Entdeckung einer Quelle. Zum besseren Verständnis ist hier vorab ein Informationshintergrund zu schaffen:
Hintergrund: Mühlenteich, Mühlenbruch und Wassermühle
Die Senke zwischen der Stadt und der Eikhäge nennt sich Mühlenbruch. In ihr befindet sich der Mühlenteich, der das Wasser für die Backhausmühle im Kloster aufstauen konnte. Gespeist wird er durch den Stülower Bach, in den kurz zuvor der Glashäger Bach mit seinem Quellwasser aus dem Glashäger Quellental einmündet.
Am Mühlenteich befindet sich ein Gebäude, das seit langer Zeit Wassermühle genannt wird. Eine Nutzung als Mühle ist jedoch nicht nachgewiesen und für den heutigen Eigentümer auch nicht nachvollziehbar.
(Quelle: K.P. Becker, Stülow, im Zuge eines Gästeführertreffens 2023 – Eigentümer ist Bekannter Beckers.)
Möglicherweise rührt die Namensgebung vom Mühlenteich und Mühlenbruch her. Da der Mühlenteich letztlich tatsächlich über den Wallbach die Backhausmühle speiste und speist, kann der Name des Teiches und auch des Bruches von der Funktion kommen. Der erste bekannte Eigentümer dieses Grundstücks hieß jedoch auch Mühlenbruch, sodass ebenso eine Ableitung vom Namen denkbar ist. Diese ist in Doberan üblich, siehe Cepelin-Gehölz, Amerika-Gehölz und vermutlich auch Kellers Wald.
Die Wiesen des Mühlenbruches sind heute wie damals morastig, jedoch wurden sie damals regelmäßig gemäht, sodass der Boden sichtbar blieb. Er war übersät mit ockerfarbenen Flecken und diese erregten die Aufmerksamkeit des Grundstückeigentümers Mühlenbruch.
In einer Artikelserie der OSTSEE-ZEITUNG wird darüber berichtet:
So wurde dann unverzüglich an die kommerzielle Nutzung dieser Entdeckung gegangen und schon für 1822 lesen wir weiter: „Die Stahlbäder- in dem Badehäuschen in der Nähe der Stahlquelle hatten bereits eine kräftige Wirksamkeit des Eisenwassers erwiesen. So wurde der Theaterkassierer Amelang, dessen ganze rechte Seite gelähmt war, so daß er weder Hand noch Fuß bewegen konnte, nach vierwöchigen Bädern soweit wiederhergestellt, daß er, bis auf ein geringes Hinken, wieder gehen konnte.“ (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG, Januar 1985, Aus unserer Heimatgeschichte) |
Untersuchungen von Grischow und Hermstädt ergaben, dass diese Quellen besser als Freienwalde, Friedrichsbrunnen, Lauchstädt und der Gesundbrunnen in Berlin waren.
(Quelle: Prof. Dr. S. G. Vogel: Ueber den Gebrauch der Bäder.)
Zunächst war 1821 eine wohl hölzerne Baracke entstanden, in denen in 6 Badewannen das neue Kurmittel verabreicht wurde. Das Wasser der Quelle war angereichert mit Eisen, das sich aus Raseneisenerzvorkommen gelöst hatte. Diese Erzvorkommen sind in Bad Doberan an mehreren Stellen anzutreffen und es gibt auf dem Thünenhof auch Belege für den Abbau und die Verhüttung von Raseneisenerz in der vorrömischen Zeit. Wenn Raseneisenerz mit Luft in Verbindung kommt und oxidiert, bildet es eine gelblich-rötliche Farbe. Das waren die ockerfarbenden Flecken.
Da man damals Eisen allgemein als Stahl bezeichnete, hieß die Eisenquelle Stahlquelle und damit das Badehaus Stahlbad. Die Quelle enthielt aber auch Anteile an Schwefel und Bittersalz, weshalb man zugleich Schwefel- und Bittersalzbäder als Bezeichnung nutzte.
Das erste Badehaus
Es war dann (lt. Wikipedia) Großherzog Friedrich Franz I., der die Vergrößerung des Gebäudes wünschte und den Hofbaumeister Carl Theodor Severin damit beauftragte. Das lässt die Vermutung zu, dass das Grundstück inzwischen ihm gehörte, also im Dominalbesitz war.
Alternativ könnte es sich statt um einen Auftrag auch um einen Wunsch gehandelt haben, den der Eigentümer Mühlenbruch durch Auftrag erfüllte. Dafür gibt es aber derzeit keine Belege. Der Besitz des Großherzogs ist gesichert zuletzt 1896 nachweisbar, weil zu der Zeit die Versteigerung aus demselben stattfand.
1822 vollendete der Baumeister ein festes Gebäude im Stil des Klassizismus mit 12 Baderäumen zur Rechten, 5 Logierzimmern und der Wohnung des Bademeisters zur Linken. In der Mitte befand sich eine Halle mit Speisesaal.
Zu den Baderäumen zählten auch ein Zimmer mit einer aufsteigenden und eins für eine sehr kräftige Dusche, die „wenn sie am kräftigsten wirken sollte, von vier Männern im Nebenzimmer regiert ward.“
Ein Zimmer, wurde zum allgemeinen „Schneiderschen Regenbade“ eingerichtet und dorthin später auch süßes Wasser geleitet, um hier auch Malz-, Kleie- und Kräuterbäder geben zu können.
Der Saal diente auch oft als Sammelplatz bei Tees im benachbarten Amerika-Gehölz. Hinter dem Stahlbad erbaute man einen Tempel mit weit vorspringendem Spitzdach als Schießanstalt, wo man den Schießsport an stehenden, laufenden und schwebenden Zielen üben konnte. Bis dahin befand sich die Schießanstalt in dem burgartigen Gebäude am Jungfernberg (Anm. d. Red.: dem Schützenhaus bzw. späteren Haus des Handwerks).
Hintergrund: AmerikagehölzDas Stahlbad befand sich am Ende einer breiten Allee, die von Norden aus dem Flecken Doberan heraus nach Süden führte und am Ostgiebel des Stahlbades mit der Straße nach Schwaan verbunden war. Die Straße nach Schwaan führte damals gerade auf das Kloster zu, war also mit der heutigen Friedrich-Franz-Straße verbunden. Die Verlagerung nach Westen erfolgte erst in den 1880ern für den Bau des Bahnhofes. Hinter dem Stahlbad erstreckte sich der Wald. Das Waldstück wird als Amerikagehölz bezeichnet. Es ist nach einer Persönlichkeit benannt: Die Familie Riedesel (zugleich Freiherren und Freifrauen zu Eisenach) war oft in Doberan zu Gast. Friedrich Adolf Riedesel war General und kämpfte im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Seine Frau Friederike Charlotte Louise umsorgte Verletzte. Ihr wird nachgesagt, die bis dahin dort unbekannte Tradition des Aufstellens eines Tannenbaums zu Weihnachten in die USA gebracht zu haben. Die Namensgebung einiger ihrer Töchter war geprägt von ihrem siebenjährigen Aufenthalt in Übersee. Eine Tochter nannte sie Amerika. Diese hielt sich gern während der Aufenthalte im Seebad Doberan im Wäldchen hinter dem Stahlbad auf. Der Volksmund verlieh ihm ihren Namen. Das betrifft nur den das Moorbad umgebende kleine Waldstück. Genau wie die Eikhäge ist es ein Bestandteil des Waldes Quellholz. (Quelle: Erzählungen von Helge Rehwaldt, Historiker aus Bad Doberan)
Hintergrund: JahnwegAls Verbindung zwischen der Allee und dem westlich gelegenen Weg nach Stülow (heute Stülower Weg) diente ein schmaler Pfad, der heute den Namen Jahnweg trägt. Johann Christian Friedrich Jahn war zu der Zeit ein Rostocker Arzt und er soll 1790 die heilenden Eigenschaften des Moores entdeckt haben. Wahrscheinlich ist dieser Weg passend nach ihm benannt. (Quelle: Diese Information stammt von der Künstlichen Intelligenz ChatGPT und diese konnte keine Quelle nennen: „Leider kann ich keine Quelle angeben, da ich als KI-Modell keinen Zugriff auf bibliografische Datenbanken oder historische Archive habe. Die Information über Johann Christian Friedrich Jahn und seine Entdeckung der heilenden Eigenschaften des Moores in Doberan ist jedoch in vielen historischen Berichten und Artikeln über den Kurort zu finden. Es handelt sich um eine weit verbreitete und akzeptierte Tatsache in der Geschichte des Moorbad Doberan.“) |
Der Badebetrieb
Gebadet wurde aber wie erwähnt zunächst nicht in Moorbädern, sondern im eisenhaltigen Quellwasser. Zur Anwendung kamen auch Badezusätze, wie Schwefel und Fichtennadeln.
Weiterhin gab es Dampfheilduschen, Zander-Bewegungsapparate und Massagen. Seit 1825 soll auch Badetorf – also das so genannte Moor – zur Anwendung gekommen sein.
(Quelle: Das Moorbad bei Ortschroniken MV, abgerufen am 13.04.2024
https://www.ortschroniken-mv.de/index.php/Das_Moorbad)
Am 08.01.1896 kam es zur Versteigerung, sodass das Stahlbad (in den Akten bezeichnet als Stadtbad) aus dem nun definitiv großherzoglichen Besitz an den Meistbietenden, den Brauereibesitzer Zimmermann, überging.
In Doberan gab es zu dieser Zeit eine Dampfbrauerei im Kloster, die von Hugo Zimmermann betrieben wurde. Vermutlich war dieser auch der Käufer. Der Kaufpreis betrug 6.000 Mark und im Kaufkontrakt wurde vereinbart, dass der neue Besitzer jährlich Freibäder im Werte von 1.000 Mark an bedürftige Kranke abgeben musste. Der Besitzerwechsel wurde durch den Großherzog am 29.01.1896 per Telegramm erteilt.
(Quelle: Gronau, Dr. med.: Das Moorbad Bad Doberan, 11 20 4 485, Verlag Keuer, Neubukow, es wird Bezug genommen auf: LHAS vom 06.12.1961)
Die Aufstockung des Stahlbades
1902 wird der Name Gottschalk in Zusammenhang mit notwendig gewordenen baulichen Erweiterungen und Ergänzungen erwähnt. Der einstöckige Moorbadflügel bekam sein heutiges zweistöckiges Aussehen. Als Architekt wird manchmal Georg Adolph Demmler, der aber bereits verstorben war. Am Westende entstanden neun neue Badezellen. 1904 erfolgte dann der Anbau eines Badehauses und eines Heizhauses mit Schornstein. Die Namen der Architekten sind nicht bekannt.
(Quelle: Gronau, Dr. med.: Das Moorbad Bad Doberan, 11 20 4 485, Verlag Keuer, Neubukow)
Der Name Gottschalk als Eigentümer findet noch einmal Bestätigung in einem Reiseführer:
Doberan, i. J. 1793 vom Großherzog Friedrich Franz I. gegründet, ist eine Stadt von 5000 Einw. mit einem früher großherzoglichen, jetzt im Privatbesitz befindlichen, sehr kräftigen Stahl- und Eisenmoorbad (Besitzer E. Gottschalk). (Quelle: Die Ostsee-Bäder. Praktischer Wegweiser (1904-1905, Seite 125) |
Aus dieser Zeit sind auch die Preise der Bäder bekannt:
Preise der Bäder in Doberan: Moorbäder: 3 Jl, Dtzd. 35 M.\ Warme Wannenbäder Dampfbad 1 J l; Mit Massage kosten die Bäder 1 Jl. mehr. Ein kohlensaures Bad kostet 1 JL. extra (Quelle: Die Ostsee-Bäder. Praktischer Wegweiser (1904-1905, Seite 126) |
Eigentümerwechsel als Schlüssel zum Verfall
Das Stahlbad wechselte zu einem noch unbekannten Zeitpunkt aus dem Besitz der Familie Zimmermann an den Mediziner und späteren Sanitätsrat Bruhn.
In Frage kommt Robert Bruhn, geboren am 06.10.1862 in Herzberg, als Sohn des Gutsinspektors Carl Heinrich Friedrich Bruhn. Der Mediziner arbeitete 1892 bis 1915 als praktischer Arzt in Bad Doberan und wurde 1914 Sanitätsrat.
Die Allgemeine Ortskrankenkasse Berlin erwarb das Stahlbad 1920 von Bruhn. Jedoch verstarb er am 21.08.1915 in Doberan, sodass der Verkauf an die AOK nicht durch ihn selbst geschehen sein kann. Die AOK Berlin war als letzter Eigentümer vor der Enteignung per Restitution erneut 1990-2001 für die Immobilie zuständig und damit auch für die Verkaufsverhandlungen.
Die AOK Berlin konnte in den 1920ern keine Aufwärtsentwicklung erreichen. Es gab nur Platz für 4 neue Patienten pro Durchlauf.
Investiert aber nicht in mehr Betten: 1936 entstanden Liegehallen und ein Pavillon am sonnigen südlichen Grundstücksrand oberhalb der Bahntrasse.
Mit Beginn des 2. Weltkrieges endete der Kurbetrieb. 1939 wurde das Stahlbad zur Truppeneinquartierung und ab 1943 als Lazarett genutzt. Mit dem Kriegsende wurden Flüchtlinge und Vertriebene einquartiert. Ab 1948 ist dann wieder von einem Kurbetrieb die Rede – jetzt als Moorbad.
Vom Stahlbad zum Moorbad
Als Doberan 1921 auf Grund der Anerkennung als Kurort das Prädikat Bad bekam, bezog sich das nicht auf das Seebad Heiligendamm, das damals weitgehend eigenständig war. Eher das Stahlbad dürfte ein wichtiges Kriterium bei der Anerkennung gewesen sein.
Die Eisenquelle „versiegte“ allerdings nach über 120 Jahren nach ihrer Entdeckung. Diese Beschreibung trifft jedoch nicht auf das Wasser an sich zu, sondern auf die Zusammensetzung. Das Wasser sprudelt auch heute noch auf einem Privatgrundstück aus dem Boden (sh. oben zum Thema „Wassermühle“). Die veränderte Zusammensetzung sorgte dafür, dass die Heilkraft des Kurmittels nicht mehr nachweisbar war. Man besann sich auf den wohl schon seit 1825 genutzten Badetorf als alternatives alleiniges Kurmittel, da es auch ausreichend zur Verfügung stand.
Es wird angenommen, dass man dafür zuerst das „Eisenmoor“ aus der nächsten Umgebung nutzte und dieses scheinbar schon seit 1945, denn zu der Zeit soll die Einrichtung in „Sanatorium Eisenmoorbad“ umbenannt worden sein.
Offiziell sollen aber erst1948 Eisenmoorbäder eingeführt worden sein. Dem steht die Aussage entgegen, dass zu diesem Zeitpunkt eine Umbenennung in „Sanatorium Moorbad“ erfolgt sein soll. Seit dieser Zeit wird das Badetorf in der Conventer Niederung bei Börgerende abgebaut. Von dort bezieht auch die Dr.-Ebel-Klinik „Moorbad“ ihren Badetorf. Dieser entspricht aber nicht der Zusammensetzung, die man unter „Eisenmoor“ versteht. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 25.11.2021)
Annahme:
Eventuell wurde mit dem Versiegen der Eisenquelle 1945 zunächst „Eisenmoor“ aus der näheren Umgebung verwendet und daher das Haus „Sanatorium Eisenmoorbad“ genannt. Vielleicht erkannte man, dass dieses Kurmittel nicht ausreichend zur Verfügung steht und setzte daher auf den Badetorf aus der Conventer Niederung, von dem es genug gab. Oder man maß diesem eine bessere Wirkung bei.
Der Torfabbau in der Conventer Niederung wird erst „in den 1950ern“ nachgewiesen. Insofern wäre es kein Widerspruch, dass die Umbenennung in „Sanatorium Moorbad“ ein paar Jahre vorher in 1948 erfolgte. „Eisenmoor“ war auch „Moor“ und somit der Wechsel des Kurmittels schon im Vorfeld bei der Namensgebung berücksichtigt. Offen ist, wo vor Ort im Mühlenbruch bis dahin Badetorf gestochen worden sein soll, denn es gibt keine Hinweise auf einen Torfstich – zumindest aber auch keine Untersuchungen in diese Richtung.
Informationen zum Torfabbau gibt es hier:
https://erstes-seebad.de/seit-ueber-100-jahren-torfabbau-in-der-conventer-niederung-fuer-das-moorbad-doberan/
Eine Analyse des Badetorfs in den 1920er Jahren ergab:
9,6959gr Bis zur Gewichtskonstanz getrocknetes Moor hinterließ beim Glühen 2,6171gr Asche, 37,57% Asche und 62,73% organische Substanz. 2,1334 gr. Asche gaben 0,9203 Fe3O3. Die Asche besteht demnach zu 43,14% aus Eisenoxyd.
Verabreicht wurde das gereinigte und erwärmte Moor in Badewannen als Moorbäder und mittels Moorpackungen (Fango).
Im Zuge der Neuordnung der Kur- und Ferieneinrichtungen in der DDR ging das Moorbad – anders als das Sanatorium Heiligendamm – nicht als medizinische Kureinrichtung an die Sozialversicherungsanstalt (SVA), sondern 1954 an die Versicherungsanstalt Berlin (VAB). Möglicherweise besteht hier ein Zusammenhang mit dem letzten Eigentümer, der AOK Berlin.
Es entstanden Abschwitzhallen und im hofähnlichen Außenbereich entstanden weitere Liegehütten in Form von Arkaden (Gartenlauben genannt) sowie umgebene Liegewiesen und an der Nordseite ein kleiner Park.
Die Bettenkapazität wurde auf 105 erhöht (es gibt auch die Angabe 104), zusätzlich konnten pro Jahr 55 Gäste des FDGB untergebracht werden. Die Abschwitzhallen standen auch außerhalb wohnenden Gästen zur Verfügung.
Modernisierungen gab es außerdem bei den Anwendungen. Forschungen ergaben, dass das Ionenaustauschvermögen, die Warmstrahlung und die Wärmekonvektion des aufbereiteten Badetorfs über dem Normalwert lagen.
Man konzentrierte sich auf das neue Heilmittel Badetorf (auch Moor genannt) und baute eine Moormühle, von der der Badetorf über ein Förderband in Rührschnecken geleitet wurde, in denen durch Wasserzusatz eine Masse entstand, die wiederum auf 10 Zentimeter lichte Weite in Holzwannen unter ständiger Temperaturkontrolle gewalzt und somit homogenisiert wurde.
Nach der Verwendung wurde die Masse in ein Bassin geleitet und von dort aus in Moortaschen gepumpt. Das sind Flächen mit niedrigen Wänden aus trockenem Badetorf, wie Brenntorf. In diesen Silos trocknete das Badetorf und wurde unter Zugabe von Ackerbakterien und Sauerstoff zu Torfhumus. Dieser wurde als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt.
Da das Wasser durch die inzwischen erfolgte Zufuhr von Trinkwasser aus dem öffentlichen Netz nicht mehr für die Moorküche gebraucht wurde und für die Anwendungen keine Rolle mehr spielte und man den Mühlenteich nicht mehr zur Gewinnung von Wasser nutzte, wurde auf einem direkten Plattenweg das verbrauchte Moor auch in den Teich transportiert. Zuletzt war der Mühlenteich vermoort. Er wurde im Jahr 2010 renaturiert, aber nicht mehr als Bestandteil eines Parks gepflegt.
Der Kurbetrieb zu DDR-Zeiten
Patient im Moorbad wurde man durch einen ärztlichen Kurscheck. Die SVA der DDR übernahm für ambulante und Vollbadkuren umgerechnet in D-Mark 420 DM einschließlich Verpflegung für Privatpatienten. (Umrechnung, da die Angaben aus einer Chronik aus den 1990ern stammen).
Die Unterbringung beschränkte sich nicht auf den Gebäudekomplex. Es wurden im Umkreis von 15 Kilometern verschiedene Unterkünfte genutzt und auf Grund einer großen Nachfrage sollten sich Reflektanten anmelden. 50 Personen kamen im Haupthaus unter, 55 als so genannte Außenschläfer in der Stadt. So war es auch in Heiligendamm üblich. Eine der Unterkünfte war die Villa am Ende des Eikhöfer Weges. Das Nebengelass diente als Mitarbeiterwohnungen. Es gab jährlich 12 Kurgänge mit je 28 Tagen.
Zu DDR-Zeiten gab es außer den Moorvollbädern auch Moorheilbäder für die Arme und Unterschenkel. Gegen Rheuma wandte man physikalische Methoden an. So gab es auch Duschbäder, ansteigende Teilbäder, Unterwassermassagen und Kneipp. Es gab Vibrationsmassagen, feuchte und trockene Bürstenmassagen und Gymnastik, auch mit der Glissionsschlinge für die Wirbelsäule oder Hängen nach Perl gegen Ischias und Oberschenkelspreizbehandlungen. Außerdem gab es eine Wechselstrahldusche und eine selbst entwickelte Apparatur für Andampfungen.
Es wurden weiterhin Trinkkuren angeboten, für die man eigens das Wasser aus dem Glashäger Brunnen der benachbarten Getränkefabrik Glashäger nutze. Durch den hohen Siliomingehalt galt es als Heilwasser.
Das Moorbad war das erste Bad der DDR, das mit Meerwasser gegen Rheuma vorging. Chemische Arzneimittel wurden möglichst vermieden und stattdessen auf Ganzheitlichkeit gesetzt. So gehörte zur Rheumatherapie ab 1956 auch die Ernährungstherapie. Dafür arbeitete das Sanatorium mit dem Kreiskrankenhaus in Kühlungsborn zusammen. So konnten auch Nebenwirkungen, wie die Erstverschlimmerung oder der so genannte Moorkater erträglich gemacht werden. Weitere Besonderheiten am Standort Bad Doberan waren natürlich das maritime Klima und der Aufenthalt an der See, der während der Kur zusätzlich möglich war.
(Quelle: Ein Kurreport aus dem Sanatorium in Bad Doberan – Ambulant in der Moorwanne (OSTSEE-ZEITUNG, 15.2.1992)
Restitution und Auflösung
Nach der Wiedervereinigung lief der Betrieb als Sanatorium weiter. Die AOK bekam die enteignete Immobilie im Zuge der Restitution zurück. Sie war auch in der Lage, das Sanatorium als Kurklinik weiterzuführen, aber sie war organisatorisch und auch in Hinblick auf die notwendige Amortisierung der Finanzierung nicht in der Lage, die nötigen umfangreichen Sanierungsmaßnahmen vorzunehmen, die es gebraucht hätte, um die historische Bausubstanz zu erhalten. Sie wollte den Komplex verkaufen.
Im Kurbericht heißt es:
Alteigentümer AOK Berlin, Sozialministerium Mecklenburg-Vorpommern, Kommune und Kreisdezernat sind sich einig, das vorhandene Sanatorium in ein Kurmittelhaus umzuwandeln. In einem zu schaffenden Neubau würden dann die Rehabilitanden komfortable und behindertengerechte Unterkunft finden. Zwölf Bewerber gab es beim Sozialministerium, das Sanatorium zu kaufen. Es soll derjenige den Zuschlag erhalten, der sowohl die Pläne verwirklicht, als auch die Mitarbeiter weiterbeschäftigen wird.
(Quelle: Ein Kurreport aus dem Sanatorium in Bad Doberan – Ambulant in der Moorwanne (OSTSEE-ZEITUNG, 15.2.1992)
Die Dr.-Ebel-Gruppe war 1992 an dem Standort interessiert, aber ihr war der von der AOK aufgerufene Preis mit Blick auf die enormen Investitionen zu hoch. Dafür hätte sie eine moderne Klinik neu bauen können und das tat sie dann auch 800 Meter weiter südlich auf der Fläche einer ehemaligen Kohlehandlung und aufgegebenen Freilichtbühne. Der Baubeginn für die neue Klinik war 1993 und die Eröffnung 1996.
Die genaue Preisvorstellung der AOK ist nicht bekannt, aber lag deutlich über 800.000 DM, die der Immobilienmakler als realistisch betrachtete. (OSTSEE-ZEITUNG vom 17.08.1999)
Die OSTSEE-ZEITUNG berichtet in dieser Zeit:
Bad Doberan. Schon seit Jahrzehnten zieht es alle, die über Schmerzen in Armen, Beinen oder Rücken klagen, in das Moorbad an der Bahnhof Straße. Mancher verließ diesen Ort wie aus dem Jungbrunnen gestiegen, frei von allen Zipperlein. Des Lobes voll über die moorigen Bäder kehrten inzwischen Zehntausende heim. Beste Werbung für die Heilstätte und die Stadt, die ihr das „Bad“ verdankt. Bereits 1921 wurde der Münsterstadt dieser wertvolle Titel verliehen. Voller Stolz nahmen seinerzeit Honoratioren und Bürger zum 750. Jubiläum diese Würdigung entgegen. Noch heute fühlen sich die Kreisstädter durch diese Anerkennung aus dem Kreis der benachbarten Kommunen herausgehoben. Dennoch gehören gerade die drei Buchstaben vor dem Ortsnamen zu den Problemen, die den Verantwortlichen der Stadt derzeit Kopfschmerzen bereiten. Denn nachdem in 40 Jahren DDR das Bad nichts viel mehr als ein schmückendes Beiwort war, hat die Wiedervereinigung auch hier ganz harte Maßstäbe gesetzt. „Die Zeit läuft gegen uns, wenn wir die Hände in den Schoß legen“, darüber ist sich das Rathaus klar. Gerade deshalb hat man sich dort allen Unkenrufen zum Trotz Gedanken gemacht, wie der begehrte Status auch künftig bewahrt bleiben kann. Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist die Erhaltung des Moorbades als international anerkanntes Therapiezentrum. Doch in den alten, rissigen Gemäuern wird sich ein solcher Anspruch nicht verwirklichen lassen. Der Zahn der Zeit hat tiefe Spuren hinterlassen. Eine neue Rehabilitationsklinik, die den modernsten Anforderungen an Kurbetrieb, Betreuung und Unterbringung der Patienten gerecht wird, ist unabdingbar geworden. Darüber waren sich auf ihrer letzten Tagung auch Doberans Stadtverordneten einig, die dem Vorhaben und Erschließungsplan für das Moorbad einmütig ihre Zustimmung gaben. Den Zuschlag durch die Landesregierung hatte zuvor die Ebel Carolinum aus Bovenden als Betreiber der Klinik erhalten. Mit dieser Rückenstärkung konnte sich nun Bürgermeister Berno Grzech mit Dr. Hans-Jürgen Ebel und weiteren Verantwortlichen an einen Tisch setzen. Auf der Tagesordnung standen der Planungsablauf und der Bau der Klinik. Südlich vom heutigen Moorbad wird die neue Einrichtung entstehen. Direkt am Waldrand gelegen, bietet das Haus mindestens 200 Kurgästen auch landschaftlich Reizvolles. Im ersten Halbjahr 1993 dürfte aus jetziger Sicht der Baustart für das imposante Haus erfolgen. Mit der Fertigstellung wäre dann im Herbst 1994 zu rechnen. „Auch für das alte Moorbad soll es eine Zukunft geben. Über die medizinische Nutzung des Gebäudes denken wir intensiv nach“, erklärte Bürgermeister Grzech. (Quelle: Nachfolger für altes Moorbad auf Reißbrett (OZ, 5.11.1992 / GABY BROSCHEWITZ und WERNER GESKE) |
Der nicht ausgeschiedene Teil der Belegschaft des alten Moorbades zog 1996 vom alten in das neue Moorbad um, das wenige Moderne aus dem Inneren und der Name kamen mit. Die nun leerstehenden Gebäude wurden zum Ziel von Vandalismus und Vermüllung.
Der beauftragte Makler (Schnabel Immobilien) wies die AOK darauf hin, dass die Preisvorstellungen die eigentliche Hürde beim Verkauf sind. 1999 hatte die Dr.-Ebel-Gruppe weiterhin Interesse am alten Moorbad. Der Leiter der neuen Klinik, Rainer Grimm, stellte sich eine Art Kurhaus für ambulante Angebote Angebote auch für alternative Medizin und eine Bibliothek vor. Allerdings harmonierte die Preisvorstellung der AOK nicht mit dem Sanierungsaufwand und die Anforderungen des Denkmalschutzes nicht mit der vorgesehenen Nutzung. Das Heizhaus samt Schornstein hätte auch ohne Nutzung erhalten werden müssen, der Zuschnitt der Räumlichkeiten und die Säle durften nicht verändert, die originalen Türen nicht entfernt werden und beim Innenausbau gab es Einschränkungen wegen vermuteter verdeckter Malereien. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 17.08.1999)
Der Preis wurde gesenkt. Ein Verein namens „pro medica res“ bekundete 2001 Interesse und wollte eine Art Heilzentrum eröffnen, aber Recherchen ergaben, dass es den Verein nicht gab und hinter der Adresse nur eine Privatperson steckte. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 03.02.2001)
Verkauf und Ablehnung der ersten Projektidee
Noch im selben Jahr erwarb die EMEA Handelsgesellschaft aus Schwaan das Grundstück und beabsichtigte die Nutzung als Zentrum für betreutes Wohnen. Geschäftsführer Frank Thee, der die Seniorenresidenz in Schwaan betrieb, konnte sich dasselbe auch mit dem Moorbad vorstellen, wollte aber die möglichen Optionen einer Nutzung mit dem Denkmalschutz abstimmen. Im Juni 2001 stellte er dann das Konzept vor. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 16.04.2001)
Es sollte kein Hotel sein, sondern ein Sanatorium mit Restaurant und Schwimmbad, dem neu zu bauende Wohnhäuser für betreutes Wohnen angegliedert werden sollten. Das 12-Millionen-Projekt sollte bis September 2002 fertig sein. Thee gab weiter an, nur der Projektentwickler und nicht der Investor und nicht der Betreiber zu werden. Ziel war es, mit einem entwickelten Projekt einen Investor zu finden, der es umsetzt und selbst oder über einen Dritten betreibt. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 22.06.2001)
Zunächst wollte der Projektentwickler die nötigen 100 Betten im vorhandenen Gebäudebestand unterbringen. Die Stadt musste den Bebauungsplan ändern, weil in ihm eine Kurklinik festgesetzt war und es nun ein Hotelbetrieb werden sollte.
Im Jahr 2005 wurde bekannt, dass Frank Thee einen Interessenten für das Moorbad hatte. Peter Engelhard von der Global Management Rostock vertrat als Projektentwickler vor Ort die Investoren und stellte das neue Konzept vor.
Demnach sollte nun ein Kurhotel auf 1.700 qm mit einem Wellnessbereich auf 2.600 qm mit Sauna, Sole-Grotten und Massageliegen, sowie eine Musikbühne im Innenhof entstehen. Der Pavillon sollte als Imbiss in den Wellnessbereich integriert und eine Tiefgarage für 75 Parkplätze geschaffen werden. Das Investitionsvolumen wurde auf 9 Mio. und für alles auf 15-16 Mio. Euro beziffert. Thee rechnete noch im Juli 2005 mit einem Verkauf. Allerdings war dazu eine Änderung des Bebauungsplanes nötig. Der Ausschuss für Umwelt und Stadtentwicklung gab dafür grünes Licht. Die Denkmalschutzbehörde hatte keine Kenntnis vom neuen Vorhaben. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 06.07.2005 und 02.11.2005).
Brand und Abrisspläne
Ehe der Bebauungsplan aufgestellt wurde, kam es am 12.12.2006 zum Großbrand. An diesem Tag befanden sich sechs erfahrene Kameraden der Doberaner Feuerwehr in Gingen an der Brenz zur Übernahme des neuen Löschfahrzeuges, sodass bei Alarmauslösung um 14:15 Uhr nicht genug Kräfte zusammen kamen. Um 14:18 Uhr wurde ein zweites Mal Vollalarm ausgelöst – diesmal auch für Kröpelin und Kühlungsborn.
Vor Ort stellte sich das Ausmaß als größer als erwartet vor. Weil die Mittel dafür nicht ausreichten, wurden zusätzlich die Freiwilligen Feuerwehren Hohenfelde und Nienhagen alarmiert. Die Leitstelle schickte auch die Feuerwehren aus Börgerende-Rethwisch, Admannshagen-Bargeshagen, Bartenshagen-Parkentin und Retschow zum Brandort. Bis 17 Uhr kämpften die Feuerwehrleute gegen den Großbrand, ehe das Feuer unter Kontrolle war und die ersten Wehren abziehen konnten. Der Einsatz selbst war erst um 22:15 zu Ende.
(Quelle: https://www.feuerwehr-baddoberan.de/index.php?side_id=145)
Das Gerücht vom heißen Abriss des Moorbades konnte schnell entkräftet werden. Jugendliche hatten mit Feuer gespielt und die Kontrolle darüber verloren. Der halbe Dachstuhl war nach dem Brand eingestürzt und Regen und Frost zersetzten die mit viel Lehm, Holz und Putz und wenigen gebrannten Steinen gebauten Mauern.
Frank Thee beantragte am 20.04.2007 einen Abriss, um neu anfangen zu können. Er wollte das bestehende Gebäude wieder aufbauen und zusätzlich 22.000 qm Fläche neu bebauen. Das entsprach weiterhin dem bisherigen Konzept.
Als weitere Optionen zusätzlich zu den Seniorenresidenzen wurden nun auch der Sitz für das Amtsgericht und das Grundbuchamt genannt. Beide waren durch eine bevorstehende Reform auf der Suche nach einem neuen Domizil.
In seinem Konzept führt er seine Pläne aus:
Der ehemalige Konzertgarten wird in seiner Struktur erhalten und als begrünter Innenhof wieder hergestellt. Die gesamte Außenhülle wird denkmalgerecht saniert, in Putz, Fenstern, Farbigkeit, Dachform und Dachdeckung (Biber). Innen wird das Haupthaus, bis auf die Festsäle und die vorhandene Holztreppe, vollständig entkernt (einschließlich Dachstuhl).
Das Haupthaus wurde von Severin, ursprünglich eingeschossig, als Putzbau mit Walmdach konzipiert. Um 1900 wurde das Gebäude aufgestockt. Die drei mittleren Achsen der Vorderfront sind durch einen viersäuligen zweigeschossigen Portikus betont. Eine Stufenanlage führt zu dem mittigen Haupteingang und dem Festsaal. Dieser wird im Erdgeschoß als Sitzungssaal für Strafrecht und im Obergeschoß als Bibliothek genutzt. Die Festsäle werden im Bestand saniert. Die Schmuckelemente, die Türen und Fenster werden erhalten und für eine Rekonstruktion wiederverwendet. Die vorhandene Treppe im Ostflügel des Haupthauses vom Erdgeschoß ins 1. Obergeschoß wird ebenfalls im Bestand saniert. Eine neue Treppe und ein Aufzug werden im Westflügel realisiert.
Von der Gartenseite (ehem. Konzertgarten) ist das Gebäude behindertengerecht erschlossen. Im Ost-und Westflügel befinden sich die erforderlichen Büroeinheiten für das Amtsgericht. Durch die mittig angelegten Flure und daran angegliederten Büroräume wird die Grundstruktur des Hauptgebäudes erhalten. Im Kellergeschoß sind die erforderlichen Nebenräume untergebracht.
Die Außenhülle der Liegehalle und des Pavillons werden ebenfalls im Bestand saniert. Innen werden die Gebäude vollständig, einschließlich Dachstuhl, entkernt. Die Liegehalle erhält die erforderlichen Büroeinheiten für das Grundbuchamt, im Pavillon wird auf zwei Ebenen eine Cafeteria realisiert.
Auf dem Gelände des ehemaliges Stahlbades (Moorbad) befinden sich auch die Neubauten 1 und 2 der Seniorenresidenz. Grundidee der Neubauten ist die Erhaltung der Dominanz des ehemaligen Moorbades in Bedeutung, Firsthöhe und Farbigkeit. Durch das eindeutige Zurücksetzen der Neubauten am Kurpark wird diese Wertigkeit unterstrichen. Die Seniorenresidenz, mit 66 altersgerechten Wohnungen, wird den Vorgaben der Denkmalpflege gerecht. Der Neubauten erhalten je einen Bettenaufzug. Jede Wohnung verfügt über Balkon oder Terrasse.
Der Entwurf der Seniorenresidenz, Neubau 1 nutzt die Lage am Hang und wirkt dadurch, wie auch die ehemalige Liegehalle, wie eingebettet in die Parkanlage. Durch das Hineinschieben des Gebäudes in den Geländesprung, ist der Neubau 1 zum Park hin 3- und zum Hang hin 2- geschossig. Ohne großes Eingreifen in den vorhandenen Baumbestand, fügen sich die Neubauten am Standort ein.
Durch das zurückgesetzte Dachgeschoß als Staffelgeschoß, wirken die Neubauten leichter. Vor- und Rücksprünge im Dachbereich und in der Fassade unterstützen diese Leichtigkeit. Die Farbigkeit der Neubauten wurde bewußt heller als das ehemalige Moorbad gehalten, nehmen aber dessen Farbton dezent auf. Durch den zurückgesetzten verglasten Haupteingang, sowie den Versatz im Gebäude, werden die Neubauten optisch in jeweils zwei Einzelgebäude unterteilt. Die vorhandene Parkanlage wird erhalten. Straßen, Wege und notwendige PKW Stellplätze fügen sich dezent ein.
(Quelle: Konzept der EMEA GmbH von Frank Thee (Memento des Originals vom 17. Mai 2008 im Internet Archive)
Der Landkreis verlangte jedoch den Erhalt der Fassaden und die Wiederherstellung zweier historischer Säle im Inneren. Laut Medienberichten wurde der Abrissantrag abgelehnt. Thee entschied sich für einen schnellen Verkauf, notfalls auch ohne Projektentwicklung.
Schwierigkeiten mit dem Bebauungsplan
Bebauungspläne werden nicht für Privatpersonen und Körperschaften gemacht, sondern stellen den Planungswillen der Stadt dar, jedoch unter Berücksichtigung der Gegebenheiten. Zu diesen gehören eventuelle Planungen.
Letztlich hatte der Eigentümer einen an seine Bedürfnisse angepassten Bebauungsplan auch selbst zu bezahlen. Es ist also logisch, gemeinsam genau zu definieren, was der B-Plan berücksichtigen soll. Geschieht das nicht, kann die Stadt entweder mangels Kenntnissen über Planungen des Eigentümers nur ihren Planungswillen in den B-Plan schreiben oder gar keinen Bebauungsplan aufstellen
Solange Thee nicht klar die zukünftige Nutzung benennen konnte, wollte die Stadt den B-Plan nicht bearbeiten. Dafür brauchte Thee jedoch einen Käufer, den er nicht fand, weil er der Ansicht war, die Stadt sage nicht klar, was zulässig und was nicht erwünscht ist.
So kam es zum Stillstand und zu Schuldzuweisungen. Der Landkreis beschuldigte die Stadt, weil sie keinen B-Plan aufstellte und die Stadt beschuldigte Thee, weil er keinen Käufer präsentieren konnte. Der wiederum beschuldigte die Stadt, dass sie das eine nicht wolle und das andere nicht in die Wege leitete – worauf diese erwiderte, dass sie erst ein Konzept braucht.
Zwischeninvestoren und Teilabriss
Im Dezember 2010 hatte Thee mit Reinhard Wiese und Michael Montua aus Berlin sich selbst so bezeichnende „Zwischeninvestoren“ gefunden. Deren Pläne beinhalteten nunmehr einen Hotelbetrieb mit vier Sternen und 280 Betten, davon die meisten in einem etwas zurückgesetzten Neubau. Die Finanzierung und der Betrieb sollten durch einen zu der Zeit noch nicht gefundenen Käufer stattfinden. Der Stadt war das zu unsicher. Der Zwischeninvestor sollte einen Finanzierungsnachweis erbringen, was ihm nicht gelang. Im Rathaus monierte man, dass der Investor noch nicht alle Unterlagen zusammen habe (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 25.03.2011)
Unterdessen verfielen die Gebäude weiter. Im Jahr 2012 wurde eine Sanierung in Aussicht gestellt, während dieser das Moorbad verhüllt werden sollte. Eine Visualisierung zeigte die Verhüllung mit einem Aufdruck des historischen Gebäudes in Originalgröße. Es erfolgte keine Sanierung. Es wurde der Herbst 2012 als Eröffnung angegeben. In dem Zusammenhang wird Thee auch zitiert, dass sich ein Verkauf des Grundstücks nach dem Abriss des Moorbades leichter gestalten ließe.
(Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 04.05.2012: Kunst am Schandfleck)
Es fielen Einzelteile auf den Gehweg, weshalb zuerst eine Sicherung mittels Plane und schließlich durch ein Gerüst erfolgte. Der Landkreis sah die Gefahr, dass der Ostgiebel auf den Gehweg und die Straße stürzen könnte.
Die Stadt wandte sich an den Landes-Kultusminister Matthias Brodkorb und bat um Hilfe. Während der Landkreis seine Zuständigkeit aus rechtlicher und auch finanzieller Sicht verneinte, sah der Minister den Landkreis Rostock zuständig. Einen vollständigen Abriss befürwortete er jedoch nicht und wollte den Erhalt des Denkmals.
Der Landkreis Rostock ließ daraufhin am 08.12.2011 den Ostgiebel in Ersatzvornahme bis auf die Grundmauern abreißen. Es folgten unterschiedliche Auffassungen über die Zuverlässigkeit der Zuganker, die nun durchtrennt waren, wodurch sich andere Teile des Gebäudes verzogen. Der Eigentümer wollte vom Landkreis Schadenersatz fordern. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 14.03.2012)
Das nicht ausreichend gesicherte und auf Grund der Beschaffenheit auch kaum ausreichend zu sichernde Gelände wurde durch Vandalismus und Abladen von Unrat und Müll in Mitleidenschaft gezogen.
Auf dem Gelände und auch in den Gebäuden bildete sich eine reiche Vegetation. Seitens des Forstamtes wurde darauf hingewiesen, dass die fortschreitende Vegetation rechtlich den Status von Wald erlangen kann, sodass bei einer Bereinigung des Grundstücks erst eine Entwidmung erfolgen müsste. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 02.04.2012)
Im Sommer 2012 kam erstmals eine Zwangsversteigerung ins Gespräch. Auch eine Enteignung wurde in einem Kommentar des in der OSTSEE-ZEITUNG angeregt. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 12.09.2012)
Am 9. Januar 2013 forderte Bürgermeister Thorsten Semrau (parteilos) den Landrat zum Handeln beim Stahlbad auf. Reinhard Wiese tauchte derzeit in den Dokumenten des Unternehmens nicht mehr auf. Die Auskunftei Creditreform teilte mit, dass das Unternehmen VPM mit neuem Firmensitz und neuem Geschäftsführer Günter Schmidt angemeldet war. Die Stadt plante am 22. Januar 2013 eine Umzäunung des Geländes zur Sicherung und eine Refinanzierung der Kosten durch den Verkauf von Werbeplätzen. Es entstand eine Diskussion um eine Ersatzvornahme.
Die Frist bis zum 6. Februar und die Nachfrist bis zum 11. Februar 2013 zur Sicherung durch den Eigentümer ließ dieser verstreichen. Nachdem Reinhard Wiese nicht zu Terminen erschien, ging das Gerücht um, er sei pleite und untergetaucht.
Daraufhin meldete er sich und wollte neue Pläne vorlegen und das Gelände sichern. Er sprach auch vom Abriss, aber Recherchen der OSTSEE-ZEITUNG ergaben, dass ein solcher nicht beantragt worden war und auch nicht genehmigt worden wäre.
(Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 08.02.2013 und 14.02.2013)
Zu einem Vororttermin war Reinhard Wiese – nach eigenen Angaben nach einem Klinikaufenthalt – anwesend und wollte noch im Februar neue Pläne vorstellen. Mit einem Kröpeliner Unternehmen wollte er sich zur Umzäunung einigen und einen Termin mit der Denkmalschutzbehörde machen.
Er sagte, dass er „hofft, die Kurve zu kriegen“, sprach aber auch von Problemen mit dem Käufer und sah eine Mitschuld beim Landkreis. Nach dem Teilabriss müsste er seiner Auffassung zu Folge „alles platt machen“. Er nannte eine Investitionssumme von 14 Mio. Euro. Es sollte geklärt werden, was sich erhalten lässt. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 14.02.2013)
Am 26. Februar 2013 wurde mit dem Bau eines Holzzaunes um das Moorbad begonnen. Am Termin im Wirtschaftsausschuss nahm Reinhard Wiese jedoch nicht teil und stellte nicht wie angekündigt neue Pläne vor. Am 9. Juni 2013 riet der Landkreis der Stadt, einen Abrissantrag für das Moorbad zu stellen:
Stahlbad / Moorbad Bad Doberan: Land rät zum Abriss-Antrag (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 10.06.2013) |
Das Rathaus reagierte mit Entsetzen und lehnt ab. Der einfarbige Holzzaun wurde am 25. Juni von 14 Jugendlichen der Jugendkunstschule mit einer Abbildung besprüht.
Zwangsversteigerung und Eigentümerwechsel
Die Rechnung über mehrere tausend Euro für die Umzäunung in Ersatzvornahme sandte die Stadt an Wiese, der sie unbezahlt ließ. 2014 wurde eine Summe von 7.500 Euro veröffentlicht. Die Stadt erlangte so einen Titel als Gläubiger und trieb die Zwangsversteigerung voran. Diese Bemühungen gestalteten sich als nicht einfach. Es dauerte, bis das Verfahren tatsächlich anlief. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 19.10.2013)
Noch während des Verfahrens zur Zwangsversteigerung meldete sich im April 2014 dann der Immobilienmakler Bert Giesen und gab an, als Insolvenzverwalter das Grundstück eigenhändig verkaufen zu wollen. Es wurden Verkaufsschilder aufgestellt. Der Kaufpreis sollte etwa 890.000 Euro betragen. Ein Verkehrswertgutachten ging von 237.000 Euro Grundstückswert aus.
Die Stadt sah in der Offerte eine Verzögerungstaktik und auch das Amtsgericht bereitete weiter die Zwangsversteigerung vor. Giesen gelang es nicht, einen belastbaren Beweis dafür zu erbringen, dass er die Berechtigung für einen Verkauf hatte. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 22.05.2014)
Im September 2014 drohte Giese mit einer Anzeige. Er wird zitiert, es ginge nur um 16.000 Euro Grundschuld als Streitwert, er könne die Ruine auch für 850.000 bis 900.000 Euro verkaufen. Tatsächlich hatte er den Preis aber von 890.000 Euro Ende 2014 auf 750.000 Euro reduziert.
(Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 01.09.2014 und 20.03.2015)
Zwischenzeitlich stellte der Bad Doberaner Projektentwickler Heinz-Jürgen Beuter im Auftrag Giesens neue Pläne für ein 4-Sterne-Hotel mit zusätzlichem dreiteiligem Neubau und Kurgarten vor. Das erste Exposé sah gute Chancen für ein Kur- und Wellnesshotel mit 131 Komfortzimmern, Suiten und 60 Stellplätzen, das zweite nur noch ein Kurhotel. Ein professioneller Projektentwickler und erfahrene Architekten in der Schaffung von 4-6-Sterne-Hotels und ein ausgewiesener Betreiber von 3-5-Sterne-Hotels stünden zur Verfügung. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 05.12.2014)
Das Verfahren zur Zwangsversteigerung begann 2014 und es war vorgesehen, die stadteigene Wohnungsgesellschaft mitbieten zu lassen und die Immobilie so wieder in den Besitz der Stadt zu bekommen, ohne aber direkt den Haushalt zu belasten. Der damalige WIG-Chef Arno Gutzmer zeigte sich nicht angetan von der Idee, war aber bereit, den Auftrag auszuführen. Man rechnete nicht mit höheren Geboten, als den Grundstückswert. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 07.03.2015)
Die von Giesen beauftragte Aussetzung der Zwangsversteigerung wurde vom Amtsgericht abgelehnt und der 25.07.2014 als Termin festgesetzt. Der Termin kam dennoch nicht zustande.
Die Zwangsversteigerung fand am 18.09.2015 im Saal 328 des Amtsgerichtes statt. Der Grundstückswert war bei 237.000 Euro festgesetzt worden. Die WIG stieg bei 190.000 Euro aus.
Es kam zum Zweikampf zwischen der Bonus Wohn- und Entwicklungs GmbH & Co. KG aus Rostock, später Börgerende und der M-V Vermögens- und Verwaltungsges. mbH von David Corleis, dem Geschäftsführer der Spieloase MV. Um 10:17 erhielt Corleis bei 415.201 Euro den Zuschlag. Er hatte immer um einen Euro überboten. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 19.09.2015)
Die Pläne für ein Casilino-Hotel stellte Corleis im November grob vor. Zunächst holte der neue Eigentümer 2016 Müll und Unrat vom Gelände – nach seinen Angaben 40 Container voll.
Casilino-Pläne
Im Januar 2017 stellte er Visualisierungen für das zu sanierende Hauptgebäude vor. Auf Neubauten verzichtet dieser Entwurf. Lediglich ein Haus für sich selbst sollte noch Platz finden. Corleis verwies auf Synergien. So würde mit nur einem Mitarbeiter Hotel und Spielhalle betreut und so 120.000 Euro im Jahr gespart werden. Er stellte es sich so vor, dass 2018 der Bebauungsplan fertig ist, die Waldumwidmung stattfindet, 2019 das Gebäude entkernt, saniert und teileröffnet wird und 2020 die Eröffnung stattfindet.
Die OSTSEE-ZEITUNG zitiert ihn so, dass wenn die Stadt nicht wolle, er auch alles platt machen und verkaufen könne. Corleis‘ Pläne sahen eine Spielhalle mit einem angeschlossenen Hotel mit Wellnessbereich vor. Einen Neubau über die Neuerrichtung des bestehenden Gebäudeensembles hinaus wollte Corleis zunächst nicht. Das Hotel sollte 37 Zimmer haben und die beiden historischen Säle erhalten bleiben. Lediglich eine Betreiberwohnung in Form eines eigenen Hauses wollte er auf dem Gelände neu bauen. Außerdem sollten oberirdische Parkplätze entstehen.
Die Stadt wollte keine Spielhalle und die Doberaner selbst machten Stimmung für eine Schwimmhalle auch für Schulschwimmen, Saunen, Wellnessbereich. Sie sahen die Möglichkeit, den lang gehegten Wunsch nach einem Schwimmbad hier andere erfüllen lassen zu können.
Corleis machte aber die Spielhalle aus wirtschaftlichen Gründen zur Bedingung. Er soll gesagt haben, er könne sonst auch das Grundstück parzellieren und einzeln verkaufen. Die Stadt stellte klar, dass er das ohne B-Plan nicht könne, weil letztlich keiner etwas anderes bauen dürfte. Sie beklagte die fehlende Zuarbeit durch Corleis für den B-Plan, für den es schon 2016 einen Aufstellungsbeschluss gab. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 24.09.2016, 05.11.2016 und 18.11.2016)
Die Problematik ist hier dieselbe, wie schon beim Vorgänger: Die Stadt würde einen Bebauungsplan über ein Privatgrundstück planen und braucht daher ein Konzept, um die zulässigen Nutzungen zu definieren. Letztlich sollte der Eigentümer den B-Plan auch bezahlen, sodass Einvernehmen herrschen musste. Ohne Konzept konnte die Stadt nur ihren eigenen Planungswillen festschreiben.
Die Überarbeitung des B-Planes begann im April 2016. Allerdings herrschte weiter Uneinigkeit über das Planungsziel. Die Stadt warf dem Investor fehlende Zuarbeit vor. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 30.04.2016)
Am 27.03.2017 beschloss die Stadtvertreterversammlung die Aufstellung des Bebauungsplan Nr. 37. Dieser erlaubte Hotel, Gastronomie, Anlagen für gesundheitliche Zwecke, nutzungsbedingte Verbindungs- und Ergänzungsbauten und eine Betriebswohnung, jedoch keinen Glücksspielbetrieb. Somit hatte die Stadt ihren Planungswillen festgesetzt.
In einem offenen Brief an die Stadtvertreter und den Bürgermeister vom 16.05.2017 zeigte sich der Investor „zutiefst enttäuscht“ und schrieb von Vorbehalten bezüglich der Planungen und, dass er sich Fragen nach Bordellen und seiner Seriosität gefallen lassen müsse. Es falle ihm schwer, in konstruktive Gespräche einzusteigen, aber er sei sich bewusst, dass die verfahrene Situation für die Rettung der Stahlbad-Fassade verheerend sei. Um diese ginge es ihm – nicht um die Spielhalle. Das Eigenheim liege ad acta.
Es läge bei den Stadtvertretern, eine einvernehmliche Position zu schaffen und wenn sie die haben und Aufrichtigkeit versprechen, könne ein Arbeitskreis gebildet werden. Die verschiedenen Positionen sollten erörtert und Konzepte entwickelt werden. „Gleichwohl muss klar sein, dass ein erneuter Vertrauensbruch die endgültige Beendigung der Gespräche zur Folge haben würde.“ schrieb Corleis.
Ohne entsprechendem B-Plan war umgekehrt eine Spielhalle nicht möglich. Hätte Corleis sie eingerichtet, wäre die Nutzung untersagt – wenn überhaupt erst genehmigt worden. Die Stadt führte das Gesetz zur Ausführung des Glücksspielstaatsvertrags vom 14.12.2007 als Ablehnungsgrund an, das Spielhallen in einem Radius von 500 Metern um Schulen verbietet. Das würde in Bad Doberan möglicherweise zutreffen, denn das Gymnasium ist 445 Meter entfernt. Eine Ausnahmegenehmigung konnte nur die Stadt erteilen, lehnte dies aber ab. Als Alternative wurde über ein Wettbüro diskutiert, die Idee aber von den Stadtvertretern abgelehnt und beiderseits aufgegeben. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 03.03.2017 und 29.03.2017)
Die Stadt bot Corleis an, in einem der Gewerbegebiete am Stadtrand eine Spielhalle zu genehmigen, wenn er das Moorbad saniert. Er wiederum bot an, den Einlass zu kontrollieren und erst ab 21 Jahren zuzulassen. Er verwies darauf, schon 50.000 Euro in die Sicherung und Entrümpelung investiert zu haben und weitere 2,5 Mio. Euro investieren zu wollen.
(Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 17.05.2017 und 29.07.2017)
Corleis entfernte die Plakate und die Webseite, die das Projekt bewarben und kündigte eine Überarbeitung an.
Am 18.02.2017 meldete Ingeborg Heitz Bedenken gegen ein Hotel in der Nähe der Bahnschienen und dem Autobahnzubringer an. Sie war 1966-1990 Direktorin des Sanatoriums. Sie favorisierte einen Kurbetrieb und wünschte sich Nutzbarkeit für die Öffentlichkeit.
David Corleis ging auf dieses Interview ein und zeigte sich kompromissbereit. Er könne sich vorstellen, das Schwimmbad von 5:30 bis 7:30 für Senioren, bis 13 Uhr für Schulschwimmen und ab 17 Uhr für alle zu öffnen. Das bestehende Casino in der Dr.-Leber-Straße würde er schließen, zumal die Stadt den bestehenden Vertrag ohnehin nicht über 2018 hinaus verlängern wolle. Den Baustart 2018 würde er jedoch nicht mehr schaffen.
Er glaubte, der Lärm ließe sich technisch aussperren, meinte aber mit Hinblick auf Schallschutzfenster und begrenzte Möglichkeiten im Freien, wer Ruhe suche, solle nicht hier Urlaub machen. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 18.02.2017)
Am 17.05.2017 bezeichnete Corleis die Einigung als geplatzt. Die Stadt hatte im B-Plan ein Sondergebiet für Sport und Freizeit und Anlagen für gesundheitliche Zwecke festgelegt. Damit seien weder das Casilino, noch das eigene Wohnhaus möglich und das Vertrauen beschädigt.
Bürgermeister Jochen Arenz verwies darauf, dass Corleis vor dem Kauf eine Bauvoranfrage hätte stellen können. Corleis schlug erneut einen Arbeitskreis vor, der die Möglichkeiten auslotet. Ansonsten würde er sich zurückziehen – er könne auch am Verkauf verdienen, auch wenn er schon eine halbe Million Euro investiert hat. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 23.12.2019)
Vom Landkreis kam die Forderung nach einem Anschluss an die Müllentsorgung, was Corleis ablehnte, da kein Müll anfalle. Als ein Zaun zerstört wurde, sah der Landkreis darin eine unzureichende Sicherung durch den Eigentümer. Auch von anderen Seiten gab es Kritik an der wieder zunehmenden Vermüllung des Geländes.
Corleis umzäunte im März 2019 das Grundstück komplett und schloss den bisher offen gelassenen Jahnweg auf seinem Grundstück. Es bildeten sich alternative Trampelpfade. Corleis gab an, schon für die erste Entmüllung 30.000 Euro ausgegeben zu haben. Er habe beim Landkreis angefragt, ob er das Grundstück mit NATO-Draht umzäunen dürfe, das sei aber offenbar nicht gewollt.
Über die Hintergründe berichtet die OSTSEE-ZEITUNG:
Weg am Stahlbad ab sofort gesperrt Bad Doberan. Streit um illegale Müllablagerungen an der Moorbadruine in Bad Doberan. Grundstücksbesitzer David Corleis hat den Weg über sein Areal, der bisher von Bürgern genutzt werden konnte, gesperrt. Hintergrund: Die Stadt hatte den Investor aufgefordert, seiner Straßenreinigungspflicht nachzukommen. Doch David Corleis sieht die Stadt in der Pflicht. Mülltüten, Verpackungen, Unrat liegen am Wegesrand. Da die Vermüllung auf dem Grundstück von David Corleis stetig zunehme, appelliert die Stadt in einem Schreiben an ihn, seiner Reinigungspflicht und seinen Pflegearbeiten nachzukommen. „Es hat Bürgerbeschwerden und Hinweise gegeben, dass das Grundstück zunehmend vermüllt“, sagt Ordnungsamtsleiter Gerhart Kukla. „Deshalb haben wir als Ordnungsamt Herrn Corleis aufgefordert, den Müll zu entsorgen und seinen Eigentümerpflichten nachzukommen.“ In dem Schreiben vom Amt wird David Corleis darauf hingewiesen, dass er als Grundstückseigentümer verpflichtet sei, sein Grundstück an die öffentliche Abfallentsorgung im Landkreis Rostock anzuschließen. Komme er der Pflicht bis zum 8. März nicht nach, werde die Angelegenheit an das Umweltamt des Landkreises Rostock zur weiteren Bearbeitung übergeben. Besitzer ist anderer Meinung Doch David Corleis teilt die Auffassung der Stadt nicht. „Da ich da nicht wohne und keine Abfälle produziere, muss ich mich nicht anmelden“, sagt er. Er sieht die Stadt in der Pflicht, denn diese sei Nutznießer des öffentlichen Weges über sein Grundstück und damit für die Straßenreinigung zuständig. „Weil wir keine Einigung erzielen konnten, habe ich den Weg dichtgemacht.“ Nicht zum ersten Mal wird das Grundstück zur illegalen Müllbeseitigung missbraucht. Als David Corleis die Liegenschaft ersteigerte, habe er 40 Container Müll beseitigt und Geld für die Absicherung des Geländes in die Hand genommen, es mit Bauzäunen abgesichert und anschließend den Weg für Bürger aufgemacht. „Leider haben einige Idioten weiterhin ihren Müll auf dem Grundstück entsorgt und natürlich muss das einer wegmachen“ , macht David Corleis auch im sozialen Netzwerk Facebook seinem Unmut Luft. „Da ich als Investor und Eigentümer nicht gewillt bin, regelmäßig nach Bad Doberan zu fahren und Müll aufzusammeln, habe ich fristgerecht die Konsequenz gezogen und mein Grundstück geschlossen.“ Er bedauere diese Entscheidung, sehe jedoch durch das Handeln der Stadt keine Alternative. Der Weg entlang der Moorbad-Ruine ist gesperrt. Flächen als Müllhalde missbraucht Nicht nur das Grundstück von David Corleis wird für illegale Müllablagerungen genutzt. Auch das Gelände der ehemaligen Chemiefabrik und späteren Industrie Kooperation-Schiffbau in Walkenhagen wurde jahrelang als Müllhalde missbraucht. Im vergangenen Jahr wurde das Areal beräumt, die Gebäude abgerissen. Weiterer Ort, an dem Müll in der Natur entsorgt wird, sei der Rethwischer Landweg am Klärwerk. „Da ist der Bauhof regelmäßig im Einsatz“, sagt Gerhart Kukla. Von Asbest bis Hausrat werde hier alles illegal entsorgt. (Quelle: Grundstücksbesitzer David Corleis und Stadt streiten sich über Zuständigkeit der Müllbeseitigung, OSTSEE-ZEITUNG VOM 9./10.03.2019, ANJA LEVIEN) |
Neue Verkaufsabsichten
Am 10. Januar 2019 sprachen Stadt und Investor erneut über die Planungen. In der Berichterstattung dazu wurde bekannt, dass Corleis sich auch altersgerechtes Wohnen vorgestellt, aber das wieder aufgegeben habe. Stattdessen solle es ein kleines 3-Sterne-Hotel werden. Konkrete Planungen sollten im März desselben Jahres vorgelegt werden. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 22.01.2019)
Am 5. Juni 2019 gab es noch einmal ein Interview und ein paar neue Details in der OSTSEE-ZEITUNG. Jetzt sollten 3 Mio. Euro investiert werden. Ursprünglich sollte das Haupthaus 62 Zimmer haben und auf dem Grundstück Wohnhäuser entstehen und verkauft werden.
Corleis sagte, dass er mit 48 Jahren das Projekt begonnen habe und nun 58 sei und wenig Lust habe, das Projekt noch selbst zu entwickeln und zu betreiben. Er wolle darum das Grundstück einem Partner zur Entwicklung zur Verfügung stellen.
Der nicht näher bezeichnete Partner sah von Einfamilienhäusern ab und wollte stattdessen ein neues Hotel mit mehr als 100 Zimmern bauen. Die Investitionssumme würde nun im zweistelligen Millionenbereich liegen. Man wolle prüfen, wie viele Zimmer möglich sein würden und die aktualisierten Pläne im August 2019 vorstellen. Das wurde noch einmal verschoben.
(Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 22.01.2019 und 05.06.2019)
Im Dezember 2019 gab Corleis an, eine bekannte Investorengesellschaft gefunden zu haben, die die Bebauung des Grundstücks mit ihm realisieren wolle. Den Namen verriet er nicht. Es ginge nun darum, die maximale Baufläche und Geschosshöhe usw. festzulegen. Die Vorstellungen des Investors müssen sich im B-Plan wiederfinden, so Corleis. „Wenn die Stadt den Vorstellungen nicht folgen würde, ginge die Suche nach einem Investor von vorn los.“
(Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 23.12.2019)
Im Sommer 2020 wurde bekannt, dass Corleis einen Verkauf als fertig entwickeltes Projekt plant. Es fiel der Name Steigenbeger MAXX als möglicher Interessent. Dieser bestätigte dies nicht. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 30.08.2020)
Weitere Konzeptstudien
Angesichts der inzwischen gestiegenen Immobilienpreise war es logisch, den Verkauf zu beschleunigen. Weil sich ein Konzept besser verkauft als eine Ruine, wollte Corleis das Projekt selbst entwickeln lassen.
Dafür hatte er im August 2020 mit einem Interessenten einen Managementvertrag abgeschlossen und eine Konzeptstudie in Auftrag gegeben. Es ist unklar, ob das der 2019 erwähnte Partner war. Die Architektin Constanze Kovac vom Planungsbüro aib aus Rostock stellte diese Studie vor.
Sie sah wieder ein Hotel vor, diesmal mit 300 Betten und 2.600 qm Wellnessbereich mit einem 30×6 Meter großen Schwimmbecken, Tauchbädern und Saunen. Das Haupthaus sollte 70 Einzelzimmer beherbergen und in anderen Gebäuden noch einmal 50 Einzelzimmer entstehen. Insgesamt waren 186 Zimmer vorgesehen, sodass 66 größere Unterkünfte entstehen würden. 70 Parkplätze und eine Fahrradstation sollten entstehen.
Nun wieder vier Sterne sollte das Haus haben und der Managementvertrag mit der Deutschen Hospitality abgeschlossen werden, die auch die Marke „MAXX by Steigenberger“ entwickelt. Eine Nachfrage der OSTSEE-ZEITUNG ergab, dass man dort den Standort interessant finde, aber weder eine Bestätigung noch ein Dementi geben wolle.
Die Architektin plante einen Abriss und um 10 Meter von der Straße weg versetzten Neubau. Recherchen der OSTSEE-ZEITUNG ergaben, dass die Denkmalbehörde dazu nicht angehört wurde. Allerdings handelte es sich auch erst um eine Konzeptstudie.
Den Stadtvertretern und der Stadtverwaltung war das zu wenig. Sie wollten Grundrisse sehen und erkennen können, wo Wege entlang führen und wie die Erschließung laufen sollte. Auch eine Visualisierung des Baukörpers vermissten sie.
Corleis erwiderte, diese Details müssen Planer und Entscheider zusammen besprechen. Für den damaligen Bauamtsleiter Norbert Sass war es „ein langer Weg, aus dem Gehörten einen Plan zu machen“ – den er nicht mehr begleitet, weil er inzwischen in den Ruhestand gegangen ist.
Grundsätzlich war die Stimmung zwar voller Skepsis, aber nicht gegen das Projekt. Außer den Abrissplänen störten die Parkplätze. Es würde mehr Einzelzimmer, als Parkplätze geben. Als Zielgruppe für die Einzelzimmer wurden auch Angehörige der Patienten der Dr.-Ebel-Klinik angesehen. Es stellte sich die Frage, ob diese vier Sterne buchen. Der Bürgermeister Jochen Arenz versprach trotz aller Skepsis im Rathaus die größtmögliche Unterstützung.
Im Zusammenhang mit der Diskussion um die Vermüllung erwähnte Corleis, dass es drei Interessenten gäbe, die unterschiedliche Vorstellungen von der Nutzung hätten. Für sie sei der vorhabenbezogene Bebauungsplan ein zu enges Korsett und sie würden erst unterschreiben, wenn der B-Plan vorliege. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 04.03.2021)
Im Mai 2022 stellte das beauftragte Architektenbüro aib-Bauplanung Nord GmbH ein Konzept vor, das nunmehr einen dreigeschossigen Neubau mit Bezug zum abzureißenden historischen Bauwerk herstellt.
Das Potenzial an Zimmern wird mit 150-160 Zimmer angegeben, man ging aber von möglichen 189 Zimmern aus. Das Konzept beinhaltet einen Wellnessbereich und ein Restaurant und nach Möglichkeit soll unter dem ansteigenden Gelände eine Unterkellerung und eine Tiefgarage entstehen, um der Forderung nach einerseits mehr Parkplätzen aber zugleich weniger Versiegelung gerecht zu werden.
(Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 03.05.2022 und 09.11.2023)
Seitdem ist die Stadt im Gespräch mit Corleis und hat ihn auch ausgelassen, als sie einigen Grundstückseigentümern Baugebots-Schreiben versandte. Für die Denkmalschutzbehörde des Landkreises ist der Abriss nach letztem Stand keine Option und für Corleis die Sanierung der Ruine nicht machbar. Es käme für ihn nur ein Abriss und Neubau in Frage.
Eigentümer will 2024 verkaufen
Wie aus der OSTSEE-ZEITUNG bereits am 03.05.2022 und erneut im März 2023 zu erfahren war, will Corleis verkaufen, aber bis 2024 warten, weil dann die Spekulationsfrist endet. Sonst müsste er Steuern für den Verkauf zahlen, weil es wegen der kurzen Zeitspanne als Kauf und Weiterverkauf – also Spekulation – angesehen werden würde.
Corleis bestätigte 2023 das Interesse der Deutschen Hospitality Group, aber auch weiterer Interessenten – auch welche, die Hotels im In- und Ausland führen. Schulschwimmen und auch Angebote für die Dr.-Ebel-Klinik wolle er gern realisieren und auch ein öffentliches Schwimmbad würde er gern sehen. Die alten Fußwege sollen wieder öffentlich und das Moorbad wieder sichtbar sein.
Das Hotel, für das 10 000 Quadratmeter Fläche vorgesehen sind, soll aus drei Teilen bestehen:
Einem dreigeschossigen Hauptgebäude samt Vorplatz, das in Richtung der Bahnstrecke durch ein
rückwärtiges und ebenfalls dreigeschossiges „Bettenhaus“ ergänzt wird. Verbunden werden soll beides durch ein zweigeschossiges Gebäude, in dem sich dann das Restaurant oder das
Schwimmbad befinden könnte. Zugelassen werden maximal 190 Zimmer mit 380 Betten, Restaurants und Veranstaltungsräume. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 09.11.2023)
Die Stadt bereitet in der Zeit den Bebauungsplan vor. Eine Spielhalle wird der auch dann nicht enthalten und diese auch nicht mehr relevant sein, wenn Corleis das Moorbad verkauft. Laut dem Bürgermeister gibt es Interessenten für das Grundstück. (Quelle: OSTSEE-ZEITUNG vom 05.03.2023)
Diese Zusammenstellung erfolgte auf Grundlage von bestehenden Dokumenten und Berichten nach bestem Wissen und Gewissen und mit der größtmöglichen Neutralität.
Für Fehler oder Irrtümer kann nicht gehaftet werden. Bitte solche gern melden.
Quelle für die chronologischen Angaben bis 1960, sofern nicht separat gekennzeichnet:
GRONAU, Dr. med.: Das Moorbad Bad Doberan, 11 20 4 485, Verlag Keuer, Neubukow
Quelle für die Berichterstattung ab 2000, sofern nicht separat gekennzeichnet: OSTSEE-ZEITUNG
Bildmaterial
Bilder von 2023 bei Facebook:
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Die Videos stammen von Dritten und stehen in keinem Zusammenhang mit ERSTES SEEBAD.
Nicht einbindungsfähig: https://www.youtube.com/watch?v=MqDY9U5nyis&t=17s