1950
Nach der Gründung der DDR im Oktober des Vorjahres ist die Aufgabe der Kommandanten der SMAD erledigt. Die Kommandanturen werden aufgelöst, das Alexandrinencottage wird dem Sanatorium übergeben und in die Villa Winter in der Dammchaussee zieht das Amtsgericht ein. Ein genaues Datum ist für beides nicht überliefert, sondern lediglich „in den 1950er Jahren“).
Im Parkentiner Weg 7 eröffnet der 1929 gegründete Lastfuhrbetrieb Hermann Hameister neu. Nach dem Krieg kam das Unternehmen durch die Bergung und Instandsetzung von Fahrzeugwracks in der eigenen Werkstatt über die Runden. Nun steigen die Anforderungen an den Fuhrbetrieb wieder, sodass er schon bald in neue Fahrzeuge investieren kann.
Die Stadt baut das Verwaltungsgebäude um, das Wirtschaftsgebäude des Klosters wird zur Schulspeisung Vitakost umgebaut.
In Heiligendamm soll der Golfplatz wieder in Betrieb genommen werden aber aus ideologischen Gründen kann man die Bodenreform nicht im Einzelfall rückgängig machen und muss diese Pläne fallen lassen. Bis auf wenige werden die Eiskeller in Heiligendamm zugeschoben und es wird darüber nachgedacht, das Kurhaus und das Hauptgebäude (Grand Hotel) durch einen Arkadengang miteinander zu verbinden. Prof. Friedel Liebscher liefert den Entwurf eines Reliefs für das Empfangsgebäude.
Die einzelnen Häuser in Heiligendamm werden umbenannt:
Die drei herzoglichen Cottages werden nach Städten in der DDR benannt:
Alexandrinen-Cottage: Haus Weimar
Marien-Cottage: Haus Dresden
Villa Krone: Haus Magdeburg
Die Burg wird gemäß ihrer Nutzung vorrangig durch Bergleute nach ihrem Gruß benannt:
Burg Hohenzollern: Haus Glück auf
Das Kurhaus und Haus Mecklenburg behalten ihre Namen und das Grand Hotel als Herzstück und Haupthaus des Sanatoriums wird wieder nach einer Stadt benannt – nach der Hauptstadt der DDR.
Grand Hotel: Haus Berlin
Die ersten beiden der Villen der Perlenkette werden nach Künstlern benannt:
Villa Großfürstin Marie – Perle: Maxim-Gorki-Haus
Villa Greif: Käthe-Kollwitz-Haus
Die nächsten Häuser werden nach für die DDR bedeutenden Politikern vor deren Gründung benannt:
Villa Möwe: August-Bebel-Haus
Villa Seestern: Walter-Rathenau-Haus
Die folgenden beiden Villen tragen die Namen der für die DDR bedeutendsten Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Wie gewohnt werden beide ebenbürtig nebeneinander gestellt:
Villa Schwan: Rosa-Luxemburg-Haus (Haus 10)
Villa Hirsch: Karl-Liebknecht-Haus (Haus 11)
Die letzten beiden Häuser der Reihe bekommen die Namen der beiden bekanntesten mecklenburgischen Dichter:
Villa Anker: John-Brinckmann-Haus (Haus 12)
Haus Bischofsstab: Fritz-Reuter-Haus (Haus 13)
Zuletzt wird das Palais der Prinzessin von Reuß gemäß seiner Zweckbestimmung nach dem bekanntesten Physiker nach Einstein benannt:
Prinzessin-von-Reuß-Palais: Max-Planck-Haus (Haus 14)
Die Villen Eikboom, Adler, Alexandra und Brahn, das Kaufmannserholungsheim, die Häuser Waldfriede, Tabea und Fürstenhof, die Orangerie, Kolonnaden und der Marstall werden nicht explizit umbenannt aber ihre Namen geraten zumeist in Vergessenheit. Intern und auch unter den Einheimischen nummeriert man die Häuser: Das Alexandrinencottage ist Haus 1 und von dort aus nach Osten bis in die Gartenstraße hinein werden die Häuser fortlaufend nach ihrer Nummer benannt.
Auch die Althöfer Straße erhält einen neuen Namen. Anlässlich des 40. Internationalen Frauentages wird der stadtnahe Abschnitt in Clara-Zetkin-Straße umbenannt. Bis hierher erfolgten viele Straßenumbenennungen.
Einige konnten die alten Namen im neuen System nicht behalten, z.B.:
Die Hindenburgstraße wurde zur August-Bebel-Straße,
Adolf-Hitler-Straße zur Straße des Frieden,
Friedrich-Hildebrandt-Straße zur Beethovenstraße,
Friedrich-Franz-Straße zur Friedrich-Engels-Straße,
Alexandrinenplatz in Karl-Marx-Platz,
August-Brackmann-Straße zur Heinrich-Heine-Straße,
Wilhelm-Gustloff-Straße zur Lessingstraße
Einige geschahen vor politischem Hintergrund, z. B.:
Jungfernstraße zur Dr.-Leber-Straße,
Mollistraße zur Ernst-Thälmann-Straße,
Neue Reihe zur Heinrich-Klöcking-Straße
Der Englische Garten zum Johann-Sebastian-Bach-Garten
Andere erhielten ihre alte Bezeichnung zurück, z. B.:
Adolf-von-der-Lühe-Straße wieder zur Feldstraße,
Ernst-Wolff-Straße wieder zur Friedhofstraße
Nicht alle Straßen wurden umbenannt. Diese z.B. behielten ihre Namen von vor 1945:
Severinstraße
Professor-Vogel-Straße
Adolf-Kortüm-Straße
Pfarrkoppelweg
Der Dichter Ehm Welk siedelt nach Bad Doberan über. Er bekommt einen Bauplatz in der Straße des Friedens (Dammchaussee 23), um sich dort ein eigenes Haus zu errichten. Bad Doberan zählt im August 11.646 Einwohner.
Wilhelm Dethloff wird neuer Direktor an der Goethe-EOS.
In Wismar eröffnet auf dem Gelände der Matthias-Thesen-Werft (MTW) am 2. Februar die Fachschule für Angewandte Kunst als Arbeitsschule für Güte und Form.