Wieder gekippt: Mecklenburg-Vorpommern hebt Beherbergungsverbot auf.
UPDATE 20.10.2020: GERICHT ERKLÄRT PFLICHT ZUM CORONATEST VOR DER EINREISE FÜR UNZULÄSSIG.
17.10.2020
Im Gezerre um das Beherbergungsverbot macht auch Mecklenburg-Vorpommern einen Rückzieher. Das Verbot wird aufgehoben und die Quarantäneregeln für Reisende aus Risikogebieten etwas entschärft.
Mecklenburg-Vorpommern gilt als das Bundesland mit den schärfsten Regeln gegen Corona. Die Zahlen geben der Regierung in Schwerin bisher Recht und die derzeitigen Anstiege auch im Nordosten spielen ihr eher noch zu. Aber nicht alles, was die Koalition aus SPD und CDU will, lässt sich auch umsetzen. Schon mehrmals musste die Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) nach Verkündung der neuesten Verordnungen zurückrudern. So auch diesmal beim Beherbergungsverbot.
Dass Mecklenburg-Vorpommern es überhaupt einführen wollte, begründete sie damit, dass die Landesregierungen in den Ländern, die Risikogebiete haben, selbst keine Maßnahmen trefffen. Nach ihrem Verständnis hätte z. B. Berlin Maßnahmen ergreifen müssen, um Berliner an Reisen in andere Bundesländer zu hindern. Da das nicht passiert sei, habe Mecklenburg-Vorpommern reagiert und die Beherbergung z. B. von Berlinern verboten. Die Intention der anderen stark tourismusorientierten Länder war ähnlich. Diese Argumentation lässt aber außer Acht, dass die „Ausreise“ der Berliner gar nicht ohne massive Eingriffe in die Freizügigkeit eingeschränkt werden kann. Berlin müsste dann Grenzkontrollen errichten. Wie das geht, hat MV im März in umgekehrter gezeigt, als es die Landesgrenzen für alle von außerhalb schloss.
Es ist einfacher, keine Leute rein zu lassen, als keine Leute raus zu lassen. Wenn Berliner nach MV kommen und hier übernachten wollen, dann kann der Gastgeber sie als Berliner identifizieren und zurückweisen. Was das für die Hotels und ihr Image bedeutet, steht auf einem anderen Blatt. In Schwerin wirbt man um Verständnis und versucht sich mit Durchhalteparolen. Und wie gesagt: Die aktuelle Fallentwicklung macht Widerspruch schwierig. Gegensteuern muss man. Aber ob die Mittel und das Verhältnis stimmen, darüber muss man reden.
Aktuelle Bestimmungen
Hier sind die aktuellen (Stand 17.10.2020) Regeln für Reisende aus Risikogebieten nach Mecklenburg-Vorpommern:
Ab Mittwoch, den 21.10.2020 müssen Urlauber/Reisende aus deutschen sogenannten Hotspots, die in MV übernachten wollen, nur noch einen aktuellen Test mit negativem Ergebnis vorlegen. Auf den zweiten Test wird verzichtet und auf die verschärften Quarantäneregeln auch. Wer einen aktuellen Test vorlegt, darf übernachten und sich frei bewegen – natürlich mit den üblichen Vorgaben, wie Alltagsmaske in geschlossenen Räumen und ÖPNV, Hygiene und Abstand (AHA).
Das Kabinett soll das alles am 20.10.20 beschließen, damit es am Folgetag in Kraft tritt. Das ist ein Mittwoch, zwei Tage später am Freitag enden in Berlin die Herbstferien. Die Berliner haben dann inklusive Anreise und nur noch fünf Tage Zeit für einen Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern.
Aktuelle Corona-Zahlen aus MV
Derweil schnellen die Corona-Infektionen im Nordosten in die Höhe. Stand 17.10.2020 sind 52 Infektionen hinzu gekommen, sodass nun seit März 1.686 Menschen in MV mit COVID-19 infiziert wurden. Davon sind aber 1.290 genesen, allein 20 in den letzten 24 Stunden. Die Zahl der Todesfälle ist nicht gestiegen und liegt weiter bei 21 Fällen. Nur 176 Menschen mussten seit März ins Krankenhaus. Das Problem ist auch nicht die Zahl der Infizierten, sondern die Geschwindigkeit der Infektionen, auch Inzidienz genannt. Der ist von gestern auf heute auf 19,4 gestiegen, denn die 39 neuen Infektionen ergeben 30,6 Infektionsfälle auf 100.000 Einwohner.
Damit liegt MV zwar weit unter der kritischen Marke von 50 Infektionen pro 100.0000 Einwohner pro Wochenfrist, aber der Nordosten ist auf der Corona-Karte jetzt nicht mehr weiß, sondern gelb. Einzelne Kreise, wie der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte sind mit einer Inzidenz von 39 bereits signalrot und der Nachbarkreis Ludwigslust-Parchim ist von den hinteren Rängen auf Platz 2 gestiegen. Auch die Hansestadt Rostock hebt sich mit einer Indizenz von 21,1 bereits hervor. Der einzige helle Fleck im Land ist der Landkreis Nordwestmecklenburg mit 7,7. Dort gibt es mit 165 Fällen zwar mehr Fälle, als im Landkreis Rostock, der mit 131 Infektionen den letzten Rang in der Verteilung der Infizierten in MV belegt, aber der Landkreis Nordwestmecklenburg liegt in dieser Liste auf Platz vier.
Täglich aktuelle Zahlen gibt es hier:
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