1953
In Heiligendamm werden die Villen „Eikboom“ und „Adler“ zu Wohnhäusern der leitenden Ärzte des Sanatoriums. Die Fachschule für Angewandte Kunst in Wismar wird nach Heiligendamm ausgegliedert und zieht in das leer stehende Kinderheim in der Kühlungsborner Straße. Es erfolgen Anbauten und die nebenstehenden Wohnhäuser „Tabea“ und „Waldfriede“ werden in Internate für die etwa 100 Studenten umgewandelt. Sie erhalten Anbauten und im so entstehenden gemeinsamen Hinterhof entstehen Baracken für die Schule. Ein Verbindungsbau verbindet die beiden Hauptgebäude.
Die Mädchenschule Marienschule wird aufgelöst und in eine Polytechnische Oberschule (POS) umgewandelt. Dem Vorbild folgend wird sie so, wie die Marienstraße in Lessingstraße umbenannt wurde, in Lessingschule (POS „G. E. Lessing“) umbenannt.
In der Aktion Rose wird u. a. der Mecklenburger Hof Ziel der Fahnder. Sie finden bei Lucie Jess und ihren Kindern Lieselotte und Gertrud in der Fischfabrik Börgerende aussortierte und daher nicht mit Belegen geführte kleine junge Aale und Bohnenkaffee ohne Bezugsschein, sowie Hitlers Buch Mein Kampf. Die Familie Jess wird zusammen mit dem Kellner ins Gefängnis nach Bützow gebracht, der Mecklenburger Hof enteignet und an die Konsumgenossenschaft übergeben. Auch den Lindenhof betrifft die Säuberungsaktion. Das Gemälde von Ludwig Bang wird entfernt und ins Dresdner Albertinum verbracht. Viele weitere private Betriebe werden enteignet oder in Genossenschaften gedrängt.
Am 17. Juni kommt es zum Volksaufstand in der DDR, dessen Ereignisse in Bad Doberan nur spärlich aufgearbeitet wurden.
Die Kirchenchronik dokumentiert ein Treffen aller Chöre aus der Propstei in Satow und die Aufführung des Kammerchores der evangelischen Studentengemeinde Dresden im Münster. Zu Sylvester wird es Brauch, dass nach der Vesper am Nachmittag eine liturgische Feierstunde zur Mitternacht mit Gebet, Segen und Glockengeläut abgehalten wird. Zu Weihnachten finden Andachten in allen drei Stationen des Kreiskrankenhauses in Kühlungsborn und in den beiden Kreisaltersheimen der Kirchgemeinde statt.
Die Orgel ist irreparabel vom Holzwurm zerfressen. Ein Umbau kostet 70.000 Mark, um die sich Organist Nell persönlich bemüht.
Die Kirchenchronik dokumentiert auch einige tiefgreifende Veränderungen, so sind Austritte jetzt beim staatlichen Notariat anzumelden, wodurch laut Notizen von Pastor Ehlers die Möglichkeit eines seelsorgerischen Gespräches vor der Erklärung nicht mehr gegeben ist. Kirchenaustritte werden somit vereinfacht. Ehlers notiert weiterhin über die Zeit nach dem niedergeschlagenen Volksaufstand:
„Auch in unserer Gemeinde beginnt seitens der FDJ ein heftiger Kampf gegen die Junge Gemeinde. Der Aushangkasten wird mehrfach eingeschlagen. 10 Glieder der Jungen Gemeinde werden von der Oberschule verwiesen, die Übrigen müssen ‚freiwillig‘ erklären, daß sie mit der ‚verbrecherischen‘ Organisation der Jungen Gemeinde nichts zu tun haben wollen. Ab 9. 6., welch eine Wendung durch Gottes Fügung! (Aussprache zwischen den Bischöfen und der Regierung der DDR, in der alle strittigen Fragen weitgehend geklärt werden). Nun muß auf den Trümmern langsam aufgebaut werden.“