News und Nachrichten aus Bad Doberan - Heiligendamm
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Monatsnews August/September/Oktober 2020: Kurz-Nachrichten aus Bad Doberan-Heiligendamm

Die Saison geht zu Ende und es wird wieder Zeit für einen Monatsrückblick. Es hat sich bewährt, zwei bis drei Monate zusammenzufassen, weil sich in diesem Zeitraum viele Dinge vollständig entwickeln. So kann man dann die ganze Entwicklung nachlesen. Dieser Rückblick beginnt Ende Juli und reicht bis zum 20. Oktober.

 

Corona bestimmt immer noch unseren Alltag. Für Touristen gibt es das Spezial mit den wichtigsten Infos zu Corona in MV. Wie sich die Krise in Bad Doberan auswirkt, soll ruhig auch festgehalten werden:

 

Einschulung hinter verschlossenen Toren

Die Schulen hatten sich lange vorbereitet. Die Einschulungen sollten draußen stattfinden und vier Personen die Schulanfänger begleiten dürfen. Dafür gab es zwei gelbe und zwei blaue Eintrittskarten. Wenn das Wetter nicht mitspielt, würden die blauen Karten ungültig werden und dürften nur zwei Personen in die Aula. Das Wetter spielte mit, die Sonne brannte regelrecht. Gute Vorzeichen für eine Einschulung zu Corona-Zeiten.

Doch am Tag vorher kam der Schock: Eine Lehrerin der Grundschule am Kamp hatte Kontakt zu einem COVID19Infizierten und bis auf eine alle anderen LehrerInnen Kontakt zu ihr. Die komplette Lehrerschaft durfte nicht an der Einschulung teilnehmen. Die Schüler lernten ihre Klassenleiter nicht kennen und durften auch nicht in die Schule. Stattdessen führten die Schulamtsleiterin und Bürgermeister Jochen Arenz durch das Programm.

Die anderen Schulen waren nicht betroffen, aber bei der Kamp-Schule war bis Sonntag vor dem ersten Schultag noch nicht klar, ob die Schule überhaupt stattfindet. Am Sonntag kam dann die erlösende Nachricht: Der zweite Test war auch negativ. Die Schüler wurden am Montag noch einmal ordentlich mit Musik begrüßt und durften dann klassenweise in die Schule marschieren. Ein Gänsehautmoment für die Eltern, ein Stück zurück gewonnene Normalität in Krisenzeiten. Allerdings hielt das nicht lange an: Schon am Mittwoch nach Schulbeginn wurde die Maskenpflicht für alle ab der 4. Klasse eingeführt. Auch die Ausbildungen konnten wie gewohnt starten.

 

Kultur im kleinen Rahmen

Die Kultur hingegen kam kurz in diesem Jahr. Das Jazzpicknick konnte nicht in Bad Doberan stattfinden, stattdessen gab es einen Auftritt in Kühlungsborn. Die Klostertage wurden abgesagt und die Kulturnacht ebenso. Der Kunsthof initiierte dafür ein Kulturnacht Spezial im kleinen Rahmen. Der Budenzauber des DFC hingegen musste ausfallen.

 

Zwei neue Veranstaltungen und ein Zeichen für Kultur

Doch nicht alles fiel aus. Das Blasorchester feierte seinen 50. Geburtstag auf dem Kamp, die Heiligendammer Schützengilde richtete wieder Wettkämpfe aus und auch der Umwelttag am 26. September fand statt. Es gab sogar zwei neue Veranstaltungen. Zum Küstenmarkt in der Alten Vogtei fanden noch nicht so viele Menschen, zum Oldtimer Fair hingegen wurde es voll im Klosterareal.

Das Grand Hotel Heiligendamm setzte im Oktober ein Zeichen für Kultur und Kulturschaffende und veranstaltete trotz Einschränkungen und absehbarer Defizite ein Konzert, um zu zeigen, dass es geht. Überhaupt ist das Grand Hotel in der Krise ein Leuchtturm, wie ein Interview mit dem Hoteldirektor Thies Bruhn zeigt.

 

Führungen starteten im August wieder

Auch die Stadtführer zogen ab August wieder los. Zunächst mit kleinerem Angebot und nur mit Anmeldung. Als dann das Doberaner Münster auch wieder Führungen zuließ, erweiterten sie das Angebot. Bis Ende Oktober gibt es noch mittwochs öffentliche Führungen in Heiligendamm. Die OSTSEE-ZEITUNG begleitete in ihrer Serie „Die Urlaubsmacher“ auch den Macher dieser Seite.

 

Tagesgäste stürmten die Stadt

Das Fehlen der Tagesgäste war laut OSTSEE-ZEITUNG gar nicht so spürbar in Bad Doberan. Als Stadt mit 12.000 Einwohnern leben die Geschäfte nicht ausschließlich vom Tourismus und durch Aktionen, wie DOBERAN TO GO kauften doch einige Einheimische bewusster zuhause ein. Die Stadt jedoch rechnete mit einer halben Million Euro weniger Einnahmen durch den Lockdown und die fehlenden Gäste und damit Kurtaxeinnahmen, Parkgebühren die indirekten Einnahmen. Trotzdem erhielt das Kornhaus eine Förderung.

Nachdem Mecklenburg-Vorpommern wieder Tagesgäste ins Land ließ, strömten diese an die Ostsee. Das bekam auch Bad Doberan zu spüren, denn nun kamen mehr Gäste, als vorher fehlten. In Heiligendamm reichten trotz des Saisonparkplatzes an heißen Tagen die Parkplätze nicht aus. Wobei der Waldparkplatz zu keiner Zeit überfüllt war. Es wurde über einen Shuttleservice von der Rennbahn zum Strand gesprochen, aber ehe die Politik sich ein zweites Mal damit beschäftigte, war der Sommer schon wieder vorbei.

Er zeigte die Grenzen für Massentourismus auf. Die Stadt folgte einem Hinweis und ließ die Badeinsel wieder abbauen, weil dort die Hygienemaßnahmen nicht zu überwachen sind. Die Wasserwacht hatte bis Mitte August schon 90 Einsätze. Für ein paar Stunden sperrte die Polizei an einem Tag die Zugänge zum Heiligendammer Strand. Zwei Strandvögte sorgten für die Einhaltung der Regeln an den Strandabschnitten in Bezug auf FKK, Rauchen, Hunde und Gefahrenverhinderung.

 

Engagement gegen die Einsamkeit

Lockdown, Abstand, Besuchsverbot – all das macht Menschen einsam. Junge Leute haben andere Wege, in Kontakt zu bleiben, aber für viele Alte sind die persönlichen die einzigen Kontakte, die sie haben. Die Suppenküche ist ein wichtiger Treffpunkt für Menschen, die Gesellschaft suchen. Das Essen selbst konnte während der Schließung durch das bemerkenswerte Engagement der Klosterküche weiter verteilt werden, aber das Zusammensein war nicht zu ersetzen. Inzwischen hat die Suppenküche wieder geöffnet. Und es gibt einen Verein gegen Einsamkeit, denn die Wurzeln des Übels – die Corona-Krise – sind längst nicht weg.

 

Median-Klinik im Fokus der Corona-Forschung

Die Median-Klinik Heiligendamm bot gleich nach den ersten Genesungen Post-Corona-Rehabilitationen an. Durch Medienberichte aus ganz Deutschland wissen wir, wie die Patienten die Krankheit erlebt haben. Wir wissen, wie die Patienten nicht nur unter der Krankheit, sondern auch unter der Ausgrenzung und teilweise Anfeindung litten, wie sie Angst um ihren Job und ihre Zukunft oder ums nackte Überleben hatten. Immer noch plagen viele Depressionen, vor allem aber wirklich bleibende Schäden, die das Leben stark einschränken.

Durch Dr. Frommhold erfährt die Welt davon. Zuletzt hatte die Klinik im Oktober mit dem Beherbergungsverbot zu kämpfen. Nach ihrem Verständnis hätte sie keine Patienten aus Risikogebieten aufnehmen dürfen. Das Land stellte klar, dass Patienten mit Überweisung natürlich Kur in MV machen können, auch wenn sie aus Risikogebieten kommen. Allerdings ist die MEDIAN-Klinik Heiligendamm nicht nur eine Kurklinik, sondern hat auch einen Bereich für Selbstzahler in Form eines Kurhotels. Im August gab es auch einen Corona-Fall bei einem Arzt in der Klinik. Glücklicherweise hatte er keinerlei Kontakt zu Patienten und Mitarbeitern, sodass außer ihm niemand in Heiligendamm in Quarantäne musste.

 

Der Mann im Moor: 18jähriger fällt ins Torfloch.

Nach dem Gasleck-Krimi machte im Juli der „Mann im Moor“ von sich reden. Ein 18jähriger hatte sich in der Nacht vom 1. Zum 2. August zu Fuß auf den Weg von einer Party nach Hause gemacht und ist dabei in das Torfloch gefallen. Er konnte sich nicht aus dem hüfttiefen Moor befreien und hatte sein Handy verloren. Seinen Pullover warf er in den Schilfgürtel, in der Hoffnung auf Entdeckung. Doch erst nach sechs Stunden wurden die Anwohner Christine Pohla und Norman Pentz auf seine Schreie aufmerksam. Die Geschichte weckte Erinnerungen an das „Mädchen aus dem Moor“. Die Geschichte gibt es hier.

 

Rettet Steigenberger das Moorbad?

Luftbild Ruine Stahlbad - altes Moorbad Bad Doberan
Luftbild Ruine Stahlbad – altes Moorbad Bad Doberan(M. Sander)

Es sorgte schon für Aufsehen, dass das Steigenberger-Label „MAXX“ das alte Moorbad retten könnte. Zwar klingt das alles noch nicht nach trockenen Tüchern, aber ein Gerücht ist es keineswegs, dass MAXX by Steigenberger als Spezialist für individuelle Hotels an besonderen Orten Interesse am Moorbad hat. Eigentümer David Corleis will das Areal aber erst entwickeln.

Mehr Infos: Neues vom alten Stahlbad: Rettet Steigenberger die Moorbad-Ruine?

 

Weißer Pavillon ist nun Italiener

Einen Italiener hatte Bad Doberan schon mal in der Mollistraße. Als er schloss, eröffnete der „Grieche“ und setzte die Tradition mediterraner Kulinarik fort. Einen Italiener gab es immerhin im „Medini’s“ in Heiligendamm, aber 2012 schloss auch der seine Pforten. Bis 2018 war echte italienische Kulinarik gar nicht vertreten in der Stadt, in der schon vor 200 Jahren ein echter Italiener die Gaumen der Mecklenburger und ihrer Gäste verwöhnte. 2018 eröffnete in Heiligendamm wieder das „Medinis“, das an eben diesen Italiener Gaetano Medini erinnert. Der italienische Chefkoch Luigi Frascella blieb zwar nicht, aber der Pizzabäcker und große Teile des Teams sind Italiener.

Seit 2020 gibt es nun an Medinis Wirkungsort auch einen Italiener. Nachdem zwei Betreiber zwar kulinarisch überzeugten, aber kaufmännisch ihre liebe Mühe hatten, stand der Weiße Pavillon auf dem Kamp ein halbes Jahr leer. Massimo Elgendi eröffnete im August mitten in der Corona-Krise ein Ristorante neu und bietet sogar Lieferdienst an. Der 49jährige Italiener ist seit 18 Jahren selbständig, zuletzt im „Zinnhaus“ Parchim. Damit punktete er beim Eigentümer Henryk Ott, der sich Beständigkeit nach den beiden kurzen Intermezzi wünscht. Die Speisekarte ist nicht ausschließlich mediterran, sondern geht mit der Saison und bietet auch Spargel und Wild an.

Die Eröffnung erfolgte still und leise oder auf neudeutsch als „soft opening“. Es gibt nämlich erst 4 Mitarbeiter und noch einiges zu tun. Im Januar soll eine umfassende Renovierung stattfinden. Die beiden Pavillons haben seit September auch eine offizielle Adresse: „Auf dem Kamp“ heißt die Straße, die eigentlich keine ist. Das wurde schon 2013 so beschlossen, aber vergessen, es ins Straßenverzeichnis einzutragen. Das hat man nun nachgeholt.

 

Neueröffnungen in der Innenstadt

Kurzen Prozess machte „Nikos“ mit dem „Seepferdchen“. Das Fischrestaurant wurde wieder einmal bejubelt, aber nicht besucht und so stand Theodorou vor demselben Problem, wie schon seine Vorgänger beim Versuch, eine Fischgaststätte oder ein Fischgeschäft in Bad Doberan zu etablieren. Der Mesigios-Inhaber schaute sich das nicht lange an, versenkte das Seepferdchen und hob die Broilerbar aus der Taufe.

Ein paar Häuser weiter eröffnete Marine Pagliantini am 10. Oktober das Bistro und Café „La Marine“ im Herzen der Mollistraße. Der Name ist nicht unbekannt: Ihre Familie betrieb das italientische Restaurant schräg gegenüber im heutigen „Mesogios“.

Auch am Markt steht eine Neueröffnung bevor. EDEKA-Chef Detlef Wegner hat eine ganz besondere Art, in den Ruhestand zu gehen. Er eröffnet den Kaufmannsladen Wegner mit vielen Bio- und Frischeartikeln direkt am Marktplatz. Aber das wird Thema beim nächsten Rückblick werden.

Das Turbo ist übrigens gut angelaufen. Tom Wosar setzt auf bekannte Rezepturen, wie bei der Currywurst und den Burgern „Olymp“ und „Star“, aber hat auch neue Gerichte über den kleinen Imbiss hinaus auf der Karte. Kritik bei Facebook an den Pommes wurde sogleich beherzigt und die glatten gehen knusprige Wellenschnittpommes ersetzt.

 

WIG braucht nach Bussardstraßen-Desaster 1,8 Mio. Euro

Die Kostenexplosion für den Neubau in der Bussardstraße geht richtig ins Geld. Die 2,5 Mio. Euro Mehrkosten kann die WIG nicht auffangen und braucht 1,8 Mio. Euro, um zahlungsfähig zu bleiben. Sonst hätte sie im August Insolvenz anmelden müssen. Der Aufsichtsrat hat dem Darlehen zugestimmt. Das wird Auswirkungen auf die Jahresabschlüsse haben. Waren zuletzt 130.000 Gewinne an die Stadt ausgeschüttet worden, rechnet man 2020 nicht mit Gewinnen und muss möglicherweise Projekte verschieben. Auch das Bauprojekt in der Bussardstraße selbst wird nicht mehr 2020 fertig. Das kostet 7,4 Mio. Euro. Statt 30 entstehen nur 20 Sozialwohnungen mit gedeckelter Miete. Damit kommt die WIG auch dem Gesellschaftervertrag nicht ausreichend nach.

Die Prüfungen laufen noch. Erste Erkenntnisse gehen davon aus, dass der Architekt seinen Pflichten zur Kostenverfolgung nicht nachgekommen ist, aber auch der Bauherr fällige und notwendige Leistungen nicht abgerufen, nicht kontrolliert und das Projekt ohne Berücksichtigung fortgesetzt hat. Der Aufsichtsrat sieht grobe Fehler beim Architekten und der WIG selbst, die bei so viel Erfahrung nicht passieren dürfen.

 

Stadt kündigt Pachtvertrag mit Rennverein

Nicht so gut lief es 2020 für den Rennverein. Das Rennen fiel schon wegen Corona aus, sodass an Einnahmen nicht zu denken war. Und nun wurde dem Verein im Oktober auch noch die Rennbahn gekündigt. Aber das ist nur auf dem ersten Blick eine Hiobsbotschaft, denn die Kündigung war schon länger geplant und der Rennverein informiert. Er gibt selbst zu, dass er die Kosten für den Erhalt der Rennbahn nicht stemmen kann und für ihn ist die Kündigung zwar ein Stück weit ein Verlust der Unabhängigkeit von der Stadt, aber auch das Ablegen einer Last, die er nicht tragen kann.

Die Stadt kümmert sich um die Rennbahn, über Veranstalter und Veranstaltungen soll das Geld dafür eingefahren werden. Das kann eine Stadt über seine Touristinformation leisten, ein privater Verein hingegen könnte es nicht. Der Rennverein bietet an, einzig die Rennen weiterhin durchzuführen, denn dafür hatte er sich ja gegründet. Ob dieses Angebot das einzige bleibt, wird sich zeigen. Zunächst einmal muss die Rennbahn repariert werden, denn durch kaputte Zäune sind Wildschweine auf das Geläuf gekommen und die weißen Holzzäune sind auch teilweise zerstört. Die Stadt arbeitet an einem Bebauungsplan, weil nebenan auch ein Baumwipfelpfad entstehen soll. Wenn Baurecht besteht, sollen auch feste Bauten wenigstens für die Sanitäranlagen an der Rennbahn entstehen.

 

Erweiterungspläne in Vorder Bollhagen stoßen auf Ablehnung

Ein wichtiger Part für den Pferdesport ist das Gut Vorder Bollhagen. Bisher konnten hier die Pferde untergestellt werden und das Gut half mit Technik aus. Langfristig möchte das zur Jagdfeld-Gruppe gehörende Biolandgut aber wieder den Pferdesport aktiv fördern. Rennen und Polo sind feste Bestandteile in Jagdfelds Masterplan. Aber eben weil Jagdfeld das Gesicht des Gutes ist, stoßen seine Vorstellungen in Bad Doberan nicht auf Wohlwollen.

Nun legte das Gut Vorder Bollhagen neue Pläne vor: Die über zweihundert Jahre alten Hallen und Ställe des in DDR-Zeiten intensiv genutzten Gutshofes sollen nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden. Sie zu sanieren, um in einem von Trinkwasserschutzgebieten umgebenen Hof Biolandwirtschaft nach den gesetzlichen Anforderungen zu betreiben, sind immens. Als Freund von Prinz Charles hat Jagdfeld auch andere Ansprüche an Biolandwirtschaft,als der kleine private Biobauer. Immerhin ist das Gut Demonstrations- und Konsultationsbetrieb, also Lehrstätte für Nachwuchs-Biolandwirte. Da ist das Sammelsurium von alten Hallen, verfallenen Ställen und kaputten Gewächshäusern kein besonders vorzeigenswertes Objekt.

Deshalb möchte das Gut Vorder Bollhagen einen neuen Bauernhof bauen und den bestehenden Bauernhof als solchen auflösen. Hier sollen Erlebnisangebote für Ferien auf dem Bauernhof entstehen, Ferienwohnungen und eine Art Akademie, um den nachhaltigen Bio-Gedanken zu verbreiten und auch Familien nahe zu bringen. Zwar nicht auf die Art, wie Karls Erdbeerhof, aber dafür in einer Art, die es so hier noch nicht gibt. Wie gesagt: Jagdfelds Vorbild ist Prinz Charles und der hat Gut Highgrove. Der Gutsladen ist auch ein Imitat der dortigen „Grocery“, auch wenn sie in Vorder Bollhagen noch nicht als Outlet Factory funktioniert, sondern auf das Bioland-Netzwerk zurück greift. Der Gutsladen wird gut angenommen, aber auch er hat sich in Etappen zu dem entwickelt, was er jetzt ist.

Diese Etappen soll nun auch das Gut selbst nehmen. Die Stadtvertreter finden das auch gar nicht schlecht, aber im Wissen, dass der Naturschutz den Standort für den neuen Stall am Kühlungsborner Landweg nicht zustimmen würde, blieb es bei Lippenbekenntnissen. Sie würden gern noch Alternativstandorte prüfen. Jagdfelds Planer sagen, das haben sie selbst schon getan. Auch der Verkehr durch mehr Tourismus ist für einige Stadtvertreter ein Sorgenkind. Da kann das Gut aber beruhigen: Auf einem Biolandgut will man keine Autos haben. Die würden am Ortseingang parken und zu Fuß oder mit dem Elektroshuttle zum Gut kommen. Den touristischen Mehrwert muss das Gut den Stadtvertretern und auch den Bürgern erst noch erklären. Bisher sind die Bilder nur vage.

 

Diskussion um Deich-Terrassen in Heiligendamm

Visualisierung eines Strandzentrums (C) Hass + Briese
Visualisierung eines Strandzentrums (C) Hass + Briese

Es war keine lange Diskussion und auch keine heftige, obwohl es um Heiligendamm ging. Harry Klink (KUSS) hatte angeregt zu prüfen, ob vor dem neuen Strandzentrum der Deich in eine Aufenthaltszone umgestaltet werden kann. Schon die EntwicklungsCompagnie Heiligendamm legte 2004 Entwürfe von Hass und Briese vor, die den Deich mit einbezogen und zu einer Aufenthaltszone mit Terrassen zum Verweilen machten. Investor Klaus König würde sogar einen Übergang über der Straße dorthin realisieren. Klink sagte, er habe die Machbarkeit prüfen lassen und das StaLU keine Bedenken.

Die Stadtvertreter fanden die Idee insgesamt nicht schlecht, verliefen sich dann aber zwangsweise in Grundsatzdiskussionen zu Heiligendamm. Denn am Ende fehlt den Details doch das Gesamte. Sie wollen das Thema noch einmal diskutieren, wenn Klaus König mit Pearl8 fertig ist. Denn noch haben nicht alle Vertrauen darin, dass er dort tatsächlich mehr als nur Ferienwohnungen schafft.

 

Grünes Licht für Schulneubau und Hochwasserschutz.

Weniger Diskussionen gab es beim geplanten Schulneubau auf dem Buchenberg. Die Stadtvertreter gaben dem Abriss der Mensa und dem Neubau mit neuen Schulräumen ihre Zustimmung. Auch die Ausstattung der Doberaner Schulen mit 120 Laptops haben sie nach einigen Bedenken genehmigt. Ebenso stimmten sie dafür, den Hochwasserschutz in Althof verbessern zu lassen.

 

Verkehr im Blick

Grünes Licht soll es bald auch an der Nienhäger Chaussee geben. Links entsteht ein neues Wohngebiet, rechts ein REWE-Markt und auch der Kammerhof ist gewachsen. Wer in die Nienhäger Chaussee will, braucht starke Nerven. Darum soll eine Ampel den Verkehr regeln. Das letzte Wort hat der Landkreis.

Auch den Verkehr im Blick hat die Stadt mit dem Citybus. Die Linie 121 ist bis Februar kostenlos. Die Fahrgäste steigen ein, kriegen einen Gratis-Fahrschein und Rebus rechnet das mit der Stadt ab. Wird sie gut angenommen, kann das Politprojekt in den Regelbetrieb gehen. Ziel ist es, die Menschen zum Umsteigen auf den Bus zu animieren. Stand Oktober wird das Angebot gut angenommen.

Der Citybus ist aber nur ein Teil eines großen Ganzen. Rebus und die Deutsche Bahn arbeiten an Verbesserungen im ganzen Landkreis. Die Bürger konnten ihre Anregungen einbringen.

 

Baugeschehen: Thünenstraße, Heine-Straße, Wirtschaftsruine

Die Thünenstraße ist im Bau, die Heinrich-Heine-Straße und Feldstraße baulich fertig. Die Bäume folgen noch und über die Rechnung wird noch gestritten. Denn wie immer wird auch dieses Projekt wieder teurer als geplant. Aber diesmal sind es 116.000 Euro bei einem Projekt, das 603.679 Euro Auftragsvolumen hat. Das wollen die Stadtvertreter nicht auf sich sitzen lassen und kritisieren das Planungsbüro Küchler.

Das Bauamt nimmt dieses in Schutz – es habe Kommunikationsprobleme gegeben. Grund für die Kostenerhöhung sollen laut den Planern nicht berücksichtigte Höhenanpassungen der Zufahren, eine zu flach im Boden liegende und daher in Beton zu verlegende Gasleitung und unnötige Verbotsschilder gewesen sein. Auch sei mehr zu schneiden gewesen und vergessen worden, einen Posten auszuschreiben. Durch kurzfristig nötige Arbeiten der edis und des ZVK sei es zu Verzögerungen gekommen.

Die Stadtvertreter entschieden, die Mehrkosten mit Geld zu bezahlen, das eigentlich für die Thünenstraße eingestellt wurde, aber dort erst nächstes Jahr benötigt wird. Die Stadt wird die umlagefähigen Kosten beim Land beantragen, denn die Straßenbaubeiträge für Anwohner wurden ja gekippt. 

Bei der Sanierung wurde auch der unbefestigte Teil der Feldstraße mit einbezogen. Die Parkmöglichkeiten an der Westseite sind komplett verschwunden und an der Ostseite wurden sie reduziert. Auch entlang der Heinrich-Heine-Straße selbst gibt es nun zwar feste Parkplätze, aber weniger Parkmöglichkeiten. 

Im Palaisgarten ist das Resultat schon zu sehen. Sogar der kleine gusseiserne Zaun wurde rekonstruiert. Nach dem Palaisgarten soll der Kamp saniert werden. Die Brücken im Klosterbereich sollen zusammen mit dem Wehr repariert werden und sind deshalb vorerst gesperrt. Sechs der sieben Brücken sind beim letzten Hochwasser beschädigt worden. Die Fundamentarbeiten sollen noch im Winter beginnen.

An der Wirtschaftsruine (Vitakost) gibt es erste Gutachten, die eine Belastung mit Asbest und Arsen zeigen. Alle Wände wurden bauhistorisch untersucht, Messbilder erstellt und die Schäden kartiert. Für die Nutzung gibt es ein Konzept, aber die Zuständigkeiten sind offen. Statt der geplanten Klosterherberge soll unter dem Dach nun eine Bibliothek entstehen, weil nicht klar ist, wer die Herberge betreiben soll. Aus Gründen des Brandschutzes ist das erst einmal einfacher und schneller umsetzbar. Die Stadtvertreter wollen sich die Nutzungen noch einmal ansehen und sich positionieren. Das Gebäude ist variabel, aber bestimmte Nutzungen verlangen bestimmte Voraussetzungen und die schafft man besser gleich. In diesem Jahr soll die Sicherung beginnen und im März 2021 der Baubeginn sein.  

Auch am Thünenhof geht es sichtbar voran. Die Straßen und Fußwege sind schon zu sehen, die Lampen stehen auch schon. Die Häuslebauer können demnächst loslegen. Schon im Februar wurde ein Name für die Ringstraße durch das neue Wohngebiet festgelegt: Gerhard-Ringeling-Straße.

In Heiligendamm sind die Gerüste von Villa „Seestern“ gefallen, Villa „Schwan“ bekommt ein Dach und die Kolonnaden sind in der Vermarktung. Die Boarding Houses erreichen Rohbauzustand und bei „Pearl 8“ ist man an den Dacharbeiten bei.  

 

Suche nach neuem Bauamtsleiter läuft

Norbert Saß geht in den Ruhestand und für ihn wird ein Nachfolger gesucht. Gleich zu Beginn gab es Ärger. Die Verwaltung erhielt sechs Bewerbungen, drei waren ungeeignet und die anderen drei wurden eingeladen. „Als Verwaltung sind wir der Meinung, dass keiner qualifiziert war“ begründete der Bürgermeister die Aussortierung. Dafür gab es nämlich Kritik von SPD, UDI und KUSS. Wie schon beim Bürgeramtsleiter pochten die Stadtvertreter dieser Fraktionen darauf, dass die Bewerber dem Hauptausschuss vorgestellt werden. Die Stadtvertreter können auch das Einvernehmen des Bürgermeisters ersetzen, wiesen sie den Bürgermeister hin.

Der Bürgermeister hat das Vorschlagsrecht, aber es gab für ihn niemanden, den er vorschlagen konnte. Er hatte einen anderen Vorschlag: Der Stellenplan soll so geändert werden, dass auch Beamte sich für die Leitung des Bauamtes bewerben können. Damit erhofft man sich mehr Bewerbungen von qualifizierten Leuten, auch solchen, die schon in Bauämtern tätig sind. Die Stadtvertreter stimmten dem zu.

Die Sache ist damit nicht erledigt: Der ehemalige Bürgermeister Hartmut Polzin (SPD) und Arenz‘ einstiger Mitbewerber Hannes Roggelin (UDI) wollen, dass der Hauptausschuss sich mit dem Thema auseinander setzt.

 

WIG mit neuem Geschäftsführer

Ohne Streit ging die Besetzung des Postens als Geschäftsführer der städtischen Wohnungsgesellschaft WIG vonstatten. In der Vorauswahl blieben zwei Kandidaten übrig und die Stadtvertreter entschieden sich für Michael Schalau. Der 43jährige hat 20 Jahre Erfahrung bei der WIRO und leitete zuletzt das Kundencenter in Rostock Groß-Klein. Ab 1. Januar 2021 tritt er die Nachfolge von Arno Gutzmer an, der von der Stadt als Geschäftsführer der WIG gekündigt worden war.

 

Neuer Jugendkoordinator und junge Aktivitäten

Eine ganz neue Stelle besetzt Maximilian Hoffmann. Er hat seine Ausbildung im Rathaus zum Verwaltungsfachangestellten abgeschlossen und übernimmt nun die Stelle des Jugendkoordinators. Der 20jährige kümmert sich im die Jugendarbeit und will zusammen mit den Akteuren Veranstaltungen und Ferienprogramme entwickeln. Damit setzt die Stadt einen Vorschlag aus der Lebenswelt- und Sozialanalyse von 2018 um. Diese kam zu dem Ergebnis, dass in Bad Doberan jemand fehlt, der den Kontakt zwischen Jugendlichen, Vereinen und Jugendclubs herstellt und dieses Netzwerk pflegt.

Auch einen Jugendbeirat gibt es in Bad Doberan und der Vorsitzende Justin Metelmann hat gerade wieder Leute um sich geschart, um mit seinen Mitstreitern von „Mr. Movie“ einen neuen Film zu drehen. „Das Wandbild“ wird er heißen, mit einem Wandbild in Bad Doberan zu tun haben und die Zuschauer in die Vergangenheit der Stadt zurück versetzen.

Der Bürgermeister zeigte auf seine Art Respekt vor den jungen Künstlern. Beim Grafitti Jam a, 9. Oktober verewigte er das Logo von Mr. Movie. Bei diesem Event waren 120 Kinder und Jugendliche eifrig dabei, die Skaterbahn zu verschönern. Extra dafür wurden die beschmierten Mauern geweißt. Und die Mitmacher schreien bereits nach mehr.

 

Visionen für Bad Doberan

Jahrelang wurschtelte sich Bad Doberan so durch. Man hangelte sich von einem Thema zum nächsten, sprang von einer zur anderen Baustelle, schaffte auch wirklich etwas, ließ aber dennoch viel liegen. Vor allem gab es keine Visionen mehr aus dem Rathaus. Man verwaltete nur noch.

Nun geht es wieder ums Gestalten. Schon im Wahlkampf hatte „Aktiv für Mensch und Umwelt“ (AMU) für eine Begrünung des Alexandrinenplatzes mit Bäumen und Grünstreifen geworben. Die „Bürgermeisterliste Jochen Arenz“ (JA) hat nun eine Visualisierung verbreitet, die den Aufenthalt vor der Post und Stadtbäckerei angenehmer machen würde. Das alles kann natürlich nur Teil eines Ganzen sein und darum ruft die Wählergruppe zu Ideen und Anregungen auf. Bürgermeister Jochen Arenz unterstützt das natürlich. Er wünscht sich längere Verweilzeiten für Gäste, weniger Verkehr in der Innenstadt, aber auch Lösungen für die Einwohner auch aus dem Umland, die mal eben vor der Post oder Bank halten möchten, um Dinge schnell zu erledigen.

Hier kann mitgemacht werden: https://www.facebook.com/JAzuBadDoberan/photos/a.2226457400947556/2703621909897767/

 

Menschen und Geschichten

 

Median-Chefarzt geht in den Ruhestand

Vogel, Kortüm, Becker, Sachse, Serowy… in dieser Reihe wird er wohl einst stehen, wenn es um die bekanntesten Ärzte in Heiligendamm geht. Dr. sc med. Stefan Hummel geht in den Ruhestand. Der Lungenarzt der Median-Klinik arbeitete 15 Jahre für die Klinik und mit ihm fand das renommierte Haus einen weiteren Schwerpunkt als Nichtraucherklinik mit Rauchentwöhnung. Bekannt ist Hummel auch als Winterschwimmer und sein nächstes Ziel ist die Weltmeisterschaft. Bis dahin wird der 69jährige weiterhin täglich sechs Kilometer laufen und 100 Meter schwimmen – bei jedem Wetter.

Auch an der Klinik geht das Winterschwimmen weiter. Das musste ihm seine Nachfolgerin versprechen. Die 39jährige Dr. Jördis Frommhold wechselt vom Posten der leitenden Oberärztin auf den Chefsessel. Sie wurde durch die Post-Corona-Rehabilitation in Heiligendamm schnell zur gefragten Person.

 

Ehre für Fred und Fred

Seit sechs Jahren trainiert Fred Egler die DSV-Senioren und veranstaltet monatlich Radtouren. Als Sportreporter der OSTSEE-ZEITUNG ist sein Name jedem ein Begriff. Nun zeichnete ihn der DSV nach dem 80. Geburtstag mit einer Ehrennadel aus – der höchsten Auszeichnung des Kreissportbundes.

Noch ein anderer Fred holt einen Weltmeistertitel nach Bad Doberan. Nicht im Sport, sondern im Sammeln von Blauglas. Sammler Fred Schulz hat mit 2179 Stück Exponaten die größte Blauglassammlung der Welt. Dafür gab es vom Rekordinstitut Deutschland (RID) eine Urkunde. Zählen mussten Unabhängige und die durften zweimal zählen, weil sie doppelte Kreationen doppelt zählten. Die Nachbarn und der Bürgermeister halfen beim Zählen.

 

Gunter Karow ist gestorben

Der langjährige und sehr beliebte Schuldirektor der Realschule am Kamp ist am 27.09.2020 gestorben. Er wäre im Oktober 83 Jahre alt geworden.

 

Promi-Alarm in Heiligendamm

Wayne Carpendale zieht den Bollerwagen durch den Seesand auf dem Deich Richtung Börgerende, Massimo Sinato und Rebecca Mir küssen sich am Strand von Heiligendamm und Rebecca Mir und Isabel Edwardsson streiten sich im Bademantel des HeiligendammSPA. Was war da los? Das bleibt ein Geheimnis. Nur so viel: Allein zum Erholen sind sie nicht gekommen und sich zufällig hier getroffen haben sie auch nicht. Eher ein Zufallstreffer ist da Gerhard Schröder mit Frau und Leibwächter auf der Promenade in Heiligendamm.

 

+++ Kurznachrichten: DHL sucht Standort für Packstation in Bad Doberan ++ Maler Wolfgang Bellmer fotografiert professionell die Bilder im Münster ++ Sanierungen des Münsters wegen Einnahmeausfällen durch Corona-Maßnahmen auf Eis gelegt +++ Verkehrszählung in der Dammchaussee ++ Sandra Kloss Selim gründet Netzwerk für Mütter ++ Unfall in der Todeskurve mit Verletzten ++ Vandalismus an Autos +++ 100 Biker zur Biker-Hochzeit in Bad Doberan ++ Siegl Homestories umbenannt ++ Kaum Schäden nach Sturmtief „Gisela“ +++

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