1816
Nach langen Verzögerungen wird kurz vor der Saison der Salon am Heiligen Damm übergeben. Auch die Seebrücke kann nun offiziell genutzt werden. Das Badehaus erfährt durch die Erweiterungen einige Umbauten. So werden ein Sprechzimmer für den Badearzt, eine Hausapotheke und ein Elektrisierzimmer eingerichtet. Im Obergeschoss gibt es 8 Logierzimmer und im Erdgeschoss 22 Badezimmer und Dampfbäder. Der Fronteingang wird wegen des Durchzugs aufgehoben und eine Arkade zum Salon als neuer Zugang zum Badehaus gebaut. Die Wohnung, Wirtschaft und Restauration ziehen in den Salon um und dort befindet sich nun auch der neue Parkplatz für die Fuhrwerke.
Nachdem die alten Seestege zerstört wurden, entstehen nun breitere und mit Leinen bespannte Stege und eine kleine offene Wartehalle am Damenbad. Die durch Sand beschädigte Pumpe wird repariert und ein Vorsumpf zur Sandablagerung angelegt. Professor Vogel beobachtet einen Rückgang der Wasserlinie. Die 1795 eingerammten Pfähle stehen inzwischen 80 Fuß weit an Land. Auf dem Kamp in Doberan werden zwei weiße Glaskugeln zur Beleuchtung aufgestellt und weitere solche Kugeln an den öffentlichen Gebäuden installiert. Der Großherzog beauftragt den Kammerherren von Flotow mit der Oberaufsicht über alle Badeanstalten, Bauten und Wege.
Fürst von Blücher macht auch in diesem Jahr Halt in Doberan. Nach der Kur in Karlsbad will er sein Vaterland sehen und trifft in Begleitung von Staatskanzler Karl August von Hardenberg am 10. August auf dem Weg zu einer Auszeichnung in Rostock pünktlich zum Fest der Landsleute im Seebad ein. Eigens für ihn wird ein Festspiel mit dem Text von Christlieb Georg Arresto vom Doberaner Theater aufgeführt. Gerührt sagt Blücher zu seinem Gastgeber Friedrich Franz I.:
„Es bewegt mein Herz tief, daß ich nach einem für mich so langen Zeitraume, nach so verhängnisvollen Jahren wieder gesund und in Frieden in mein geliebtes Vaterland habe zurückkehren können. Ich danke Ew. Königl. Hoheit für Ihre freundliche Aufnahme; erhalten Sie mir Ihre Gewogenheit, sie wird stets mein Glück sein, so wie es mir stets zur Ehre rechnen werde, in Ihrem Lande mein Dasein empfangen zu haben.“
Die Berliner Zeitung veröffentlicht am 28. September einen Brief eines preußischen Badegastes, in dem es heißt:
„Nächst Wiesbaden keinen schöneren Speisesaal gefunden, <eine bessere Einrichtung und Ensemble, eine schönere Tafelmusik, die die schwersten Sachen aus Don Juan, Titus usw. mit Geschmack vortrug und ein feineres tägl. Reines Tischtuch fand er nirgends. Fand noch nirgends mehreren Genuss und Auswahl des Vergnügens. Nur wo wie hier mit dem richtigen Takt das Ganze durch den Landesherrn selbst beseelt und unterhalten wird, wo jede brave bürgerliche Familie gleich der vom ersten Adel, ohne Zurücksetzung behandelt und Humanität und Geselligkeit als erstes Grundgesetz anerkannt wird, kann einer Badeanstalt unbedenklich der Preis unter den übrigen zugestanden werden.“
Insgesamt werden 1.106 Gäste gezählt. Durch die Anwesenheit der sehr verehrten Herrn Blücher und Hardenberg ist die Stimmung eine besondere und sind die Zimmer ausgebucht und die Veranstaltungen teilweise überfüllt. Neu sind Teekonzerte durch Erbprinz Friedrich Ludwig, bei denen die Musik durch Gäste gemacht wird, wie in diesem Jahr durch Madame Becker und Ignatz Schuppanzigh aus Wien. Überschattet wird das Jahr durch den Tod der Erbprinzessin Karoline Luise.