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Fazit nach Pfingsten: So war der erste Urlaub nach dem Corona-Lockdown an der Ostsee in MV

Nach wochenlangem Verbot durften die Gäste aus ganz Deutschland ab dem 25. Mai wieder nach Mecklenburg-Vorpommern kommen. Die meisten Hotels und Ferienwohnungen öffneten gleich an diesem Tag wieder, manche wie das Grand Hotel Heiligendamm erst kurze Zeit später. Die Gäste kamen in Scharen an die Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern. Ein Desaster wie in Ostholstein blieb aus. Aus guten Grund:

 

Zuerst rollten die Autokolonnen weg von der Ostsee. Die Zweitwohnungsbesitzer räumten am letzten Mai-Wochenende ihre noch gar nicht lang wieder genutzten Wohnungen, um sie an die Gäste zu vermieten. Am Montag rollte dann die Reisewelle an. Allein an diesem Tag kamen 200.000 Besucher nach Mecklenburg-Vorpommern. Es war der erste Tag ohne Corona-Neuinfektionen, aber dass es so bleibt, darauf wollte keiner wetten. 

Am Pfingstwochenende kamen dann noch einmal 300.000 Gäste dazu. Auch spontane Buchungen waren noch möglich, letztlich waren aber insgesamt alle vermieteten Unterkünfte voll ausgebucht. Die Promenaden waren gut gefüllt, an den Stränden tummelten sich viele Leute und auch in den Bummelmeilen der Touristenorte war es voll. Voller, als erwartet, aber bei Weitem nicht so voll, wie sonst um diese Zeit.

Denn 300.000 Besucher an einem Wochenende sind nicht viel in einem Land, das im Vorjahr 34 Millionen Übernachtungen zählte. Außerdem fehlen die Tagesgäste: In MV gibt es noch keinen Tagestourismus – Gäste müssen mindestens eine Übernachtung nachweisen können. Die 300.000 Gäste haben also im besten Fall 900.000 oder mehr Übernachtungen generiert, schlechtestenfalls nur 300.000. Bis zu 34 Millionen ist es noch ein weiter Weg, denn der Lockdown fiel mitten in die Nebensaison und verhagelte Ostern und Himmelfahrt. 

 

In Schleswig-Holstein wurden Gäste zurückgeschickt

Mancher blickt neidisch ins Nachbarland Schleswig-Holstein, wo wenigstens Christi Himmelfahrt schon Geld verdient werden konnte und wo es keine Obergrenzen für Übernachtungen gibt. Dass MV voll ausgebucht ist liegt daran, dass nur 60% der Betten belegt werden dürfen. Nebenan gibt es diese Grenze nicht und so weichen die 40%, die in Mecklenburg-Vorpommern keine Unterkunft finden, nach Schleswig-Holstein aus. Zudem hat man in Kiel in Aussicht gestellt, die Sonntagsöffnung bis Anfang 2021 zu erlauben. In Schwerin hat man gerade einen Streit mit Gewerkschaften und Kirchen hinter sich, der vielen Orten die Sonntagsöffnung gekostet hat. Jetzt die Bäderregelung zu verlängern, scheint man sich nicht zu trauen. Die Touristiker und Einzelhändler machen Dampf – haben einen offenen Brief an die Landesregierung gerichtet, in dem sie auf die Benachteiligung gegenüber Schleswig-Holstein hinweisen.

Dort bahnte sich über Pfingsten ein Desaster an: Scharbeutz, Haffkrug und Timmendorfer Strand wurden dermaßen von Übernachtungsgästen und Tagesgästen überrannt, dass sie ihre Ortszufahrten abriegeln mussten. Die Autos durfen nur noch raus, nicht mehr rein. In Ostholstein schüttelt man über die großzügige Lockerung aus Kiel den Kopf – in Mecklenburg-Vorpommern hätte man sie gern selbst gehabt. Nicht nur Ostholstein musste die Reißleine ziehen: Auch Sylt machte die Schotten dicht, nachdem es dort regelrecht zu Corona-Partys gekommen war. An der Nordsee wurde anders verfahren, als an der Ostsee. Um nicht gleich wieder die Inseln zu Epizentren der Pandemie werden zu lassen, wurden die Nordfriesischen Inseln und Halligen für Tagesgäste gesperrt. Auch Bad Sankt Peter Ording wurde für den Tagestourismus gesperrt. 

Nicht überall war es brechend voll. In Corona-Zeiten zeigt sich, welches die wahren Gästelieblinge sind. In Mecklenburg-Vorpommern stauten sich die Autos vor Usedom und Rügen und war es in Warnemünde und Kühlungsborn voll. Dort gab es auch Leute, die ohne Mundschutz die Geschäfte betraten, aber die Einhaltung des Mindestabstandes war zumindest möglich. Heiligendamm und Börgerende waren besucht, als wäre es noch Nebensaison. Beide Orte und auch Bad Doberan leben von den Tagesgästen. Die kamen jetzt zwar aus den Touristenhochburgen, aber das hatte nicht dieselben Ausmaße, wie sonst. Allerdings gab es in MV auch auflandigen kühlen Wind, der den Badespaß trübte. 

 

MV ist bereit für die Sommerferien

Pfingsten war wie ein Test und es zeigte sich, wer gewappnet ist und wer noch nachbessern muss. Mit dem Beginn der Sommerferien wird die Saison richtig los gehen. Noch immer mit nur 60% Auslastung und ohne Tagesgäste. Eine Klage gegen die 60-Prozent-Regel war erfolglos und den Tagestourismus hat Schwerin nicht vor Mitte Juni auf dem Prüfstand. 

Es gibt aber schon erste Lichtblicke bei den kleineren Veranstaltungen. So könnten Kurkonzerte und kleine Musikveranstaltungen wieder stattfinden und auch Führungen sind zumindest für einen Hausstand wieder möglich. Museen, Ausstellungen und Besucherzentren haben überwiegend wieder geöffnet, Strandkörbe sind wieder zu haben, Fahrrad- und Bootsverleiher arbeiten wieder, Hafenrundfahrten, Kutsch- und Kremserfahrten werden wieder angeboten und auch Zoos und Vergnügungsparks, wie die Sommerrodelbahn und der Kletterwald haben wieder geöffnet.

 

 

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